"Unsere Saison startete in Österreich", meinte McLaren-Boss Zak Brown am Freitag in Silverstone über das lang erwartete Update-Paket, welches in Spielberg an einem der beiden MCL60 debütierte. Lando Norris pilotierte die 'B-Version' gleich zu einem überraschenden vierten Platz. Eine Woche später legte Woking noch einen drauf. Norris und Oscar Piastri, nun auch mit den Österreich-Teilen ausgestattet, rasten im Qualifying beim Heimrennen auf die Startplätze Zwei und Drei. Ist dieser B-cLaren wirklich so gut?

Selbst Dominator Max Verstappen musste kurz um seine Pole-Position bangen. Seine Zeit aus dem ersten Run wurde von Norris unter riesigem Jubel der britischen Fans unterboten. Mit dem zweiten Versuch rückte der Weltmeister die Sache aber wieder zurecht. Unsere Analyse zeigt, dass Verstappen in den Kurven 6 und 7 sowie in Stowe Zeit gutmacht. Diese sind eher mittelschnelle Kurven. Dazu gewinnt er auch wenig überraschend in den DRS-Zonen, in denen der Red Bull bekanntermaßen mit seinem Klappflügel einen besonders großen Effekt erzielt.

McLaren überglücklich: Österreich-Fortschritt bestätigt

Der zuerst über die Linie gefahrene Norris beobachtete genau, ob er noch von Pole verdrängt werden würde. Er wusste, was kommt: "Es ging mehr darum, ob Max einen Fehler machen würde, als ob wir wirklich schneller sein würden. Er und sein Team leisten richtig gute Arbeit." Über Platz zwei war der Teamleader bei McLaren trotzdem hochzufrieden, besonders da es zuvor noch schlecht aussah: "Ich habe eine gute Runde ohne Fehler hinbekommen. Das war viel sauberer als mein erster Run im Q3." Nach dem verpatzten ersten Schlagabtausch war der Brite noch Zehnter und damit Letzter des Q3 gewesen.

Sein Rookie-Teamkollege Piastri war da bereits gut dabei und bestätigte diese Leistung auch im zweiten Umlauf mit Platz 3. Selbstredend ist das die mit Abstand beste Startposition seiner noch jungen F1-Karriere: "Es war ein großartiger Tag. Dieses Wochenende dachten wir an die Top 10, aber bei diesen Bedingungen waren wir auch schon zuvor gut. Wir hatten also schon etwas Vertrauen, dass wir Besonderes schaffen können, und das ist uns auch gelungen." Sein Boss Zak Brown hatte damit aber nicht gerechnet: "Ich fühlte schon, dass wir gut in Q3 sein würden. Ich dachte so an Platz 6 oder 7, aber dass wir jetzt Zweiter und Dritter sind, das konnte ich nicht erwarten."

McLaren-Boss Zak Brown feierte den Erfolg ausgelassen, Foto: LAT Images
McLaren-Boss Zak Brown feierte den Erfolg ausgelassen, Foto: LAT Images

Brown, der nach dem Qualifying ausgelassen mit seinen Leuten in der Box feierte, war vor allem glücklich über die Bestätigung der Leistung aus Österreich, und das mit beiden Autos: "Österreich war ein guter Schritt vorwärts, aber dann fragst du dich: War das nur die Strecke? Wird Oscar sich auch so gut wie Lando fühlen? Dass alle heute so abgeliefert haben, bestätigt die harte Arbeit der Männer und Frauen bei McLaren."

Bedingungen oder Update? Woher kommt die McLaren-Pace?

Lando Norris hatte allerdings bei ähnlich kühlen Bedingungen auch mit dem alten Auto auf der ähnlichen Strecke in Barcelona bereits Startplatz 3 erreicht. Freut sich McLaren also zu früh? Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com gesteht Teamchef Andrea Stella, dass die Umstände günstig waren: "Da gibt es sicherlich einen Trend. Highspeed-Kurven, kalte Bedingungen und weiche Reifen. Es war auch dieselbe Mischung wie dort, der C3. Unser Auto mag diese Bedingungen und das Heck findet dann guten Grip."

Dennoch wollte er auch auf die erfolgreiche Arbeit seines Teams hinweisen: "Die Bedingungen haben sicher geholfen, aber gleichzeitig denke ich, dass ein Teil dieses Resultats auch aus der Verbesserung des Autos, die uns gelungen ist, kommt. Wir können diese Verbesserungen am Abtrieb messen und wir sehen, dass wir in manchen der langsameren Passagen jetzt auch recht ordentlich sind." Zuvor fühlte sich der MCL60 nur in den schnellen Kurven wohl.

Der upgedatete McLaren MCL60 war im Silverstone-Quali das zweitbeste Auto, Foto: LAT Images
Der upgedatete McLaren MCL60 war im Silverstone-Quali das zweitbeste Auto, Foto: LAT Images

Norris teilte seine Einschätzung der Verbesserung mit. Für ihn hat das Traditionsteam trotz des Resultats noch viel Arbeit vor sich: "Ich würde sagen, es ist 70:30. 70 % [der Probleme des MCL60, Anm. d. Red.] sind noch nicht gelöst, die anderen 30 % sind besser, weil wir einfach mehr Abtrieb draufgepackt haben. Von den 70 % könnte auch noch ein Teil durch mehr Abtrieb gelöst werden, aber es ist nicht die alleinige Lösung." Sein Teamchef sah auch noch viel Luft nach oben: "Wenn du dir den Unterboden des Red Bulls in Monaco angesehen hast, dann siehst du, dass es da noch einen weiteren Schritt gibt und Arbeit vor uns liegt."

Ist das Podium wirklich drin? McLaren vorsichtig optimistisch

Kann am Sonntag ausgerechnet beim Heimrennen ein großer Erfolg gelingen? Norris gab sich angesichts des Aufwärtstrends vorsichtig optimistisch: "Wenn wir zurückblicken auf Österreich, was natürlich eine andere Strecke ist, dann hatten wir dort ein starkes Qualifying und konnten es im Rennen recht gut bestätigen. Also will ich hoffnungsvoll sein. Das bin ich normalerweise nicht vor einem Sonntag, so wie das Jahr bisher gelaufen ist. Aber nach heute gibt es Grund zur Hoffnung. Es wird vermutlich nicht genug sein, um gegen diesen Kerl [Verstappen, der neben ihm saß, Anm. d. Red.] zu fahren, aber hoffentlich ein Kampf um die Top 5."

Piastri stimmte mit ein: "Lando hat letzte Woche gezeigt, dass wir im Rennen jetzt deutlich besser dranbleiben können. Hoffentlich kann uns das auch morgen gelingen. Natürlich wird es schwer in den Top 3 zu bleiben, es sind viele schnelle Autos hinter uns, aber gute Punkte liegen sicherlich auf dem Tisch." Das Wort mit P wollte keiner der beiden Fahrer aussprechen, aber einer tat es. "Ich wäre begeistert, wenn wir da ins Ziel kämen, wo wir starten. Sie sollen es mit ein paar guten Punkten heimbringen. Unser Hauptkonkurrent Alpine hatte keinen starken Tag. Natürlich riechen wir am Podium, aber mal sehen was passiert", freute sich Zack Brown auf den Rennsonntag.

Der Vierte im Bunde machte jedoch den Spielverderber. Für Andrea Stella ist die Konkurrenz doch noch eine Nummer zu groß: "Wie haben die aerodynamische Effizienz des Autos verbessert, aber wir haben noch nicht genug Verbesserung bei Elementen gefunden, die die Rennpace verbessern können. Ich würde also immer noch erwarten, dass die Autos um uns herum im Rennen schneller sind: Ferrari und vermutlich auch Mercedes. Wir müssen auch sehen, wie Aston Martin sich morgen schlägt." Die britischen Fans werden wohl hoffen, dass der Italiener nicht recht behält. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Silverstone gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Silverstone 2023: Der Zeitplan

Alle Infos zu den TV-Zeitplänen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier in der Übersicht.