Lando Norris legte seit Beginn seiner Formel-1-Karriere im Jahr 2019 zunächst stetig zu. Nach einer erfolgreichen Saison 2021 mit vier Podestplätzen verlängerte der Brite seinen Vertrag bei McLaren bis einschließlich 2025. In der Ground-Effect-Ära hat das Traditionsteam aber bisher fast nur Rückschritte verzeichnet. Ein Podestplatz gelang in Imola 2022, sonst war viel Ernüchterndes dabei. Hat der Brite mit seiner Unterschrift einen Fehler gemacht und wird er langsam ungeduldig mit McLaren?

Im offiziellen Formel-Podcast 'Beyond the Grid' gab er nun einen Einblick in seine aktuelle Situation. "Ich war schon im ersten Jahr ungeduldig", gab Norris zu. Doch im Laufe der Jahre reifte eine Erkenntnis: "Die Formel 1 ist nicht so einfach, wie alle denken oder sich wünschen. Du kannst Glück haben. Lewis [Hamilton, Anm. d. Red.] kam zu McLaren als sie Rennen und Meisterschaften gewannen. Versuche ich die Erfolge von Lewis zu wiederholen? Ich wünschte ich könnte ja sagen, aber selbst der beste Fahrer der Welt hätte momentan in dem Auto keine Rennen gewonnen oder recht viel mehr als ich erreicht."

Als Beispiel für mangelndes Glück nannte er einen Fahrer, der pikanterweise unter anderem bei McLaren keinen Erfolg fand: "Du musst etwas Glück haben, die Dinge müssen für die laufen. Fernando [Alonso, Anm. d. Red.] ist einer der besten Fahrer der Formel 1 und jeder sagt, ob seine eigene Schuld oder nicht, dass er falsche Entscheidungen mit seiner Teamwahl getroffen hat. Er hätte fünf Weltmeisterschaften gewinnen sollen und jetzt hat er nur zwei. Aber er hat Zwei! Es ist kompliziert. Du musst lernen, geduldig zu sein. Das gehört dazu, wenn du in die Formel 1 kommst."

McLaren-Aufrüstung ein Faktor für Norris-Verbleib

Zumindest Alonsos Geduld wurde spät doch noch belohnt. Mit seinem Wechsel zu Aston Martin hat der Spanier sich 2023 bereits sechs Podestplätze gesichert. Für Norris kommt ein Wechsel nicht in Frage, auch wenn Verträge in der Formel 1 oft nicht viel bedeuten. Er fordert keine Ausreden mehr bei McLaren und sieht auch keinen Grund zu warten, bis die Neuverpflichtungen für 2024 im Technikbüro zünden: "Ob ich glücklich bin oder nicht: Mein Vertrag geht bis 2025. Ich bin Teil McLarens und damit in Papaya bis zum Ende 2025. Ich freue mich auf diese Zeiten, aber es gibt eine Menge Dinge, die wir besser machen können oder bereits jetzt ohne diese Leute [McLaren-Neuzugänge Rob Marshall und David Sanchez, Anm. d. Red.] besser machen. Wir können für unsere Leistung keine Ausrede suchen, weil diese oder jene Person noch nicht da ist. Es gibt viele Dinge, die wir schon seit Jahren besser hätten machen können."

Lando Norris muss sich in Geduld üben, Foto: LAT Images
Lando Norris muss sich in Geduld üben, Foto: LAT Images

Die Veränderungen bei McLaren in Sachen Personal und Infrastruktur bewertet er trotz seiner Kritik am Team positiv: "Alle diese Neuzugänge und deren Talente werden einen großen Effekt haben. Auch der Windkanal und der Simulator werden einen Einfluss haben." Außerdem ließ er durchblicken, dass dies auch seine eigene Zukunftsentscheidung beeinflusst: "Das gibt mir schon Motivation und dem ganzen Team ebenfalls. Es ist ein Grund mehr, in Zukunft [mit McLaren, Anm. d. Red.] weiterzumachen."

Beim Österreich GP zeigte Norris in einem stark geupdateten McLaren MCL60 mit Platz Vier bereits einen deutlichen Formanstieg. Auswirkungen auf seine Überlegungen zu seiner weiteren Karriere hat dies aber erstmal nicht. Sein Kopf ist in der Saison 2023: "In einer Zeit, wo ich in einem Team bin, bei dem ich sein möchte, halte ich mich nicht zu sehr damit auf, was passiert ist oder was passieren wird. Ich bin ein Typ, der im hier und jetzt leben möchte." Auf die Antwort der Frage, wie es mit dem 23-Jährigen nach 2025 weitergehen wird, werden sich die Fans noch etwas gedulden müssen: "Es wird immer die Zeit kommen, wo eine Entscheidung gefällt werden muss. Das muss aber nicht jetzt passieren." Der Ball liegt bei McLaren, Norris sportliche Argumente für einen Verbleib zu liefern.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (229 Punkte)
  • 2. Sergio Pérez (148 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (131 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (106 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz Jr. (82 Punkte)
  • 6. Charles Leclerc (72 Punkte)
  • 7. George Russell (72 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (44 Punkte)
  • 9. Esteban Ocon (31 Punkte)
  • 10. Lando Norris (24 Punkte)
  • 11. Pierre Gasly (16 Punkte)
  • 12. Nico Hülkenberg (9 Punkte)
  • 13. Alexander Albon (7 Punkte)
  • 14. Oscar Piastri (5 Punkte)
  • 15. Valtteri Bottas (5 Punkte)
  • 16. Zhou Guanyu (4 Punkte)
  • 17. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 18. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 19. Nyck de Vries (0 Punkte)
  • 20. Logan Sargeant (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull/Honda RBPT (377 Punkte)
  • 2. Mercedes (178 Punkte)
  • 3. Aston Martin/Mercedes (175 Punkte)
  • 4. Ferrari (154 Punkte)
  • 5. Alpine/Renault (47 Punkte)
  • 6. McLaren/Mercedes (29 Punkte)
  • 7. Haas/Ferrari (11 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo/Ferrari (9 Punkte)
  • 9. Williams/Mercedes (7 Punkte)
  • 10. AlphaTauri/Honda RBPT (2 Punkte)