Max Verstappen gibt beim Formel-1-Wochenende in Kanada mal wieder den Ton an und geht heute als Topfavorit ins Rennen. Im Grand Prix wird er zwar nicht mehr eine Sekunde vor dem Rest des Feldes sein, wie er es noch im Qualifying war, aber dennoch deutet alles auf einen weiteren Sieg des Weltmeisters hin. Es wäre schon sein sechster in der laufenden Saison. Doch in der Königsklasse kann immer etwas unvorhergesehenes passieren. So auch heute in Montreal. Wir haben alle Schlüsselfaktoren zusammengefasst, die für oder gegen einen Verstappen-Sieg sprechen. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Liveticker.

1. - S wie Startaufstellung

Max Verstappens Pole Position auf dem Circuit Gilles Villeneuve war am Samstag kaum in Gefahr. Nicht so selbstverständlich kam auf der anderen Seite der zweite Startplatz von Fernando Alonso zustande. Der Spanier erbte P2 nachdem Nico Hülkenberg mit einer nachträglichen Strafe von drei Startplätzen belegt wurde.

Auch die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell rücken durch diese Rückversetzung auf, neben Hülkenberg geht aus der dritten Reihe Esteban Ocon ins Rennen. Lando Norris und Oscar Piastri starten aus Reihe 4. Dahinter folgen Alex Albon und Charles Leclerc. Leclerc zählt neben seinem Teamkollegen und dem WM-Zweiten zu den großen Geschlagenen des Qualifyings: Sainz startet von P11, Perez von P12.

2. - S wie Strafenflut

Wer das Qualifying gesehen hat und sich noch an das Ergebnis erinnert, wird nach dem Lesen der oben verlinkten Startaufstellung verwirrt sein: Wie kommt dieses Grid zustande? Denn nach dem Qualifying gab es nicht nur eine Strafe gegen Nico Hülkenberg, sondern noch weitere Strafen. Ein Betroffener davon war Carlos Sainz. Er beendete das Qualifying auf P8, doch der Spanier erhielt anschließend noch eine Strafe, da er in Q1 Pierre Gasly im Weg gestanden hatte.

Genauso wie Hülkenberg (P2 auf P5) wurde auch Sainz drei Plätze zurückversetzt. Ebenfalls für das Blockieren eines anderen Fahrers bestraft wurden Lance Stroll und Yuki Tsunoda. Beide erhielten jeweils drei Startplätze und gehen nun von Platz 16 beziehungsweise Platz 19 ins Rennen. Tsunoda drohte zwischenzeitlich sogar noch mehr Ungemach, da gegen ihn nach dem Qualifying auch eine zweite Untersuchung lief. Doch einmal kam er mit einem Freispruch davon.

3. - S wie Start

Der Start in Kanada ist immer etwas speziell. Der Weg zum ersten Bremspunkt ist nicht sonderlich lang und Kurve 1 und 2 sind ziemlich eng. Was in diesem Jahr noch dazu kommt: Ein Ritt durch die Auslaufzone kostet besonders viel Zeit. Denn zwischen Turn 1 und dem Ausgang von Kurve 2 wurde eine zusätzliche Mauer hochgezogen, die es erschwert wieder auf die Strecke zurückzukehren.

Sprich: Wer sich in Kurve 1 vertut, muss entweder über das hohe Gras innen am Scheitelpunkt von Kurve 2 zurück wieder auf die Ideallinie einscheren, oder er muss so weit verlangsamen dass er sich vor Turn 2 wieder hinten im Feld einreiht. Die erste Alternative ist im Startgetümmel eine denkbar schlechte, Variante 2 kostet sehr viel Zeit.

Alonso muss wohl an diesem Punkt Verstappen besiegen, wenn er eine Chance auf den Sieg haben will, denn pacemäßig rechnet er sich selbst heute keine sonderlich rosigen Aussichten aus. "Er befindet sich auf einem anderen Level", sagte Alonso über den Niederländer.

4. - S wie Sonnenschein

Der Regen hatte die Formel 1 in Kanada seit den letzten Minuten von FP2 voll im Griff. Nach den monsunartigen Niederschlägen am Freitagnachmittag folgte ein verregnetes drittes Training und anschließend ein ebenfalls niederschlagreiches Qualifying, bei dem die Regenfälle immer wieder aufkamen und abebbten.

Doch für das Rennen soll uns das Wetter verschonen. Das behaupten zumindest die Prognosen für den Großen Preis von Kanada heute. Für die Dauer des Rennens bleibt die Regenwahrscheinlichkeit laut derzeitigem Stand bei etwa sechs Prozent.

5. - S wie Strategie

Strategisch ist das Formel-1-Rennen in Kanada eigentlich relativ simpel. Obwohl die Deltazeit, die man durch einen Boxenstopp verliert, auf dem Circuit Gilles Villeneuve eher gering ist, geht Reifenhersteller Pirelli von einer 1-Stopp-Strategie aus. Dabei werden vor allem die Medium- und die Hard-Reifen zum Einsatz kommen.

Hard-Medium wird in Kanada wohl die populärste Strategie sein, Foto: LAT Images
Hard-Medium wird in Kanada wohl die populärste Strategie sein, Foto: LAT Images

Die weichen Pneus sind laut Pirelli für das Rennen kaum zu gebrauchen. Doch auch die Mediums funktionieren aller Voraussicht nach nicht perfekt. Im Training bemerkten viele Teams starkes Graining an den gelb markierten Reifen. Obwohl wir von einer 1-Stopp ausgehen können, wird Reifenmanagement im Rennen ein bestimmendes Thema sein.

6. - S wie Scuderia-Aufholjagd

Nach einem äußerst hoffnungsvollen Freitag hätte der Samstag für Ferrari kaum schlechter laufen können. Das begann bereits in FP3, als Carlos Sainz seinen SF-23 in Kurve 1 in der Streckenbegrenzung versenkte. Im Qualifying ging die Misere weiter: In FP2 reagierte Ferrari nur zu zögerlich auf die Wettersituation und wechselte - vor allem für den Geschmack von Charles Leclerc - zu spät auf die Trockenreifen.

"Ich habe auf der Outlap Slicks angefordert. Es war eindeutig die Zeit für Slicks. Die Strecke war trocken", ärgerte sich der Monegasse nach dem Qualifying über die Zögerlichkeit seines Teams. Ein Verbremser sorgte schließlich dafür, dass Leclerc den Einzug in Q3 verpasste. Carlos Sainz startet nach einem schwachen Q3 und einer Strafe nur von P11.

Nach der Longrun-Pace vom Freitag kann die Scuderia aber zumindest etwas mehr Hoffnung haben, dass im Rennen die Pace besser ist, als bei den letzten Rennen. Das Podium und die Top-5 sind realistisch gesehen angesichts der Startpositionen und Pace von Red Bull, Mercedes und Fernando Alonso wohl unter normalen Bedingungen schwer zu erreichen. Es könnte also vielmehr eine Mini-Aufholjagd werden. Aber wer weiß, vielleicht überraschen uns die Ferraris ja auch.

7. - S wie Senna-Marke

Normalerweise lautet unser siebtes S in dieser Rubrik gerne "Sieger". Aber angesichts der Verstappen-Dominanz und angesichts des historischen Tages, der heute anstehen könnte, haben wir dieses Segment umbetitelt. Max Verstappen hat nämlich beim Formel-1-Rennen in Kanada nicht nur die Möglichkeit den 100. Grand-Prix-Erfolg für Red-Bull zu sammeln, sondern auch seinen 41. Sieg einzufahren und damit mit dem legendären Ayrton Senna gleichzuziehen.

Verstappen wäre damit - gemessen an GP-Siegen - der fünferfolgreichste Fahrer in der F1-Geschichte. Senna sicherte sich seinen letzten F1-Sieg beim Australien-GP 1993 in Adelaide. Eines hat er Verstappen aber voraus, auch falls der Red-Bull-Pilot heute mit der brasilianischen Legende gleichziehen kann. Senna benötigte zum Erreichen dieser Marke 158 Rennstarts, Verstappen absolviert in Kanada sein 171. Rennen.

Formel 1 Kanada 2023: Der Zeitplan

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