Mercedes fährt den eigenen Ansprüchen auch in der Formel-1-Saison 2023 hinterher. Statt Red Bull herauszufordern sind die einstigen Dominatoren sogar hinter Kundenteam Aston Martin zurückgefallen und auch Ferrari zeigte sich zumeist schneller, nur holte die Scuderia aufgrund von Fahrfehlern und Zuverlässigkeitsproblemen weniger aus ihren Möglichkeiten. Fahren die roten Renner weiterhin schneller, so droht Mercedes gar der Rückschritt auf Rang Vier der WM-Wertung. In Brackley wird auf Hochtouren gearbeitet, damit auch der W14 endlich Schritte nach vorne macht.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff verriet, wann die Aufholjagd der 'Schwarzpfeile' beginnen soll: "Das Ziel ist Imola. Ich muss nur die Erwartungen aller Beteiligten im Griff haben, wenn wir so viel über das Upgrade reden." Denn klar ist auch: "Wir werden es nicht auf die Strecke bringen und dann Kreise um Red Bull fahren. Es wird eine gute Ausgangsbasis sein." Dennoch zeigen die Aussagen des Österreichers, dass Mercedes weiterhin Red Bull als Maßstab sieht und sich nicht auf den Vergleich mit Aston Martin und Ferrari konzentriert.

Wolff erklärte, dass es beim Dienstwagen von Lewis Hamilton und George Russell nicht so einfach sei, eine Verbesserung herzustellen: "Ich denke, bei unserem Auto geht es mehr um die Fahrzeugkontrolle als um den reinen Abtrieb. Wir könnten eine Menge Abtrieb auf das Auto packen, aber es wäre dann zu niedrig, zu steif." Genau hier liegt der Vorteil von Branchenprimus Red Bull: "Man kann auf den Onboards sehen, dass sich ihr Auto kaum bewegt, sei es auf der Geraden, über Bodenwellen, in der Kurve. Die Balance sieht einfach aus. Und dann schaut man sich die anderen Onboards an und die Autos sind schwer zu fahren."

Formel-1-Regeln machen Aufholjagd für Mercedes zur Mammutaufgabe

Dann ließ Wolff auch noch seinem Frust über die aktuelle Auto-Generation freien Lauf: "Ich denke, dass die Bodeneffektautos im Allgemeinen beschissene Autos sind, es geht nur darum, wer am wenigsten beschissen ist." Doch wie macht man seinen Boliden weniger schlecht? Die zweite große Regeländerung der Königklasse in den letzten Jahren macht Mercedes einen Strich durch die Rechnung: Der Kostendeckel. "Wir stecken mehr fest als zuvor, denn wenn wir völlig ungebunden wären, würden wir ein anderes Chassis bringen", bedauerte der 51-Jährige. Gleichzeitig musste er aber auch zugeben: "Wenn wir freie Hand hätten, dann würden wir wahrscheinlich die doppelte Menge an Upgrades mitbringen, aber das würden die anderen auch, und so ist es ein relatives Spiel."

Toto Wolff glaubt an eine Wende bei Mercedes, Foto: LAT Images
Toto Wolff glaubt an eine Wende bei Mercedes, Foto: LAT Images

Wolff erklärte, wie kompliziert die Weiterentwicklung unter dem Spardiktat des Reglements geworden ist: "Die Kostenobergrenze gibt uns so viele Einschränkungen. In der Vergangenheit wussten wir nicht einmal, was eine Vorderradaufhängung kostet. Heute müssen wir den Einkaufspreis des Aluminiums nehmen, dann einkalkulieren, wie viel die Bearbeitung kostet, wie viel man vom Aluminium abschreiben muss, das man nicht braucht, jede Schraube, die in die Aufhängung kommt, den Kohlenstoff, den man als Rohmaterial gekauft hat, einkalkulieren, dann die Energiekosten für den Presswerkraum, die Gemeinkosten, die anfallen, und am Ende kommt ein Produkt heraus." Und dieses Produkt fährt dem Red Bull aktuell klar hinterher.

Imola-Update muss Übersteuern loswerden, dann kann Mercedes-Entwicklung beginnen

Das Handlingproblem des Mercedes ist ein fundamentales. Erst wenn die neue Basis in Imola dieses beheben kann, dann kann der Rückstand reduziert werden. Toto Wolff ist zuversichtlich, dass dies der Schlüssel sein wird: "Ich denke, wir können die Lücke schließen, wenn wir die Plattform richtig hinbekommen. Es geht weniger darum, zehn Punkte Abtrieb hinzuzufügen, sondern vielmehr darum, den Fahrern ein Auto zu geben, bei dem sie, wenn sie in die Kurve einlenken, wissen, dass sie nicht vom Heck überholt werden. Genau das ist das Problem. Und dann können wir aufholen, wie wir es letztes Jahr getan haben." 2022 formte Mercedes aus einem Auto mit erheblichem Rückstand noch einen GP-Sieger. Der Zug zum WM-Titel war damals wie in der aktuellen Saison jedoch schon sehr früh abgefahren.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (93 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (87 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (60 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (48 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz (34 Punkte)
  • 6. Charles Leclerc (28 Punkte)
  • 7. George Russell (28 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (27 Punkte)
  • 9. Lando Norris (10 Punkte)
  • 10. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 11. Oscar Piastri (4 Punkte)
  • 12. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 13. Esteban Ocon (4 Punkte)
  • 14. Pierre Gasly (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 18. Kevin Magnussen (1 Punkt)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (180 Punkte)
  • 2. Aston Martin (87 Punkte)
  • 3. Mercedes (76 Punkte)
  • 4. Ferrari (62 Punkte)
  • 5. McLaren (14 Punkte)
  • 6. Alpine (8 Punkte)
  • 7. Haas (7 Punkt)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (2 Punkte)
  • 10. Williams (1 Punkt)