Die 28-tägige Pause zwischen dem Australien GP (2. April) und dem Rennen in Baku (28. April) erscheint vielen Formel-1-Fans wie eine Ewigkeit. Der Grund hierfür war der erneute Ausfall des Rennens in China aufgrund der Corona-Situation im Reich der Mitte. Ein Ersatz für den zwischen Melbourne und Aserbaidschan angesetzten Grand Prix konnte nicht gefunden werden, obwohl zwischenzeitlich Portimao im Gespräch war.

Somit warten die Fans in der Saison 2023 eine ungewöhnlich lange Zeit zwischen zwei Rennwochenenden. Ein solch ausgedehnte rennfreie Zeit während der Saison gibt es sonst nur in der vom Reglement festgeschriebenen Sommerpause. Doch auch wenn sich die vier Wochen Pause selbst für die Formel-1-Fahrer unnötig anfühlen, so handelt es sich hier um eine Einschätzung einer Gegenwart mit mehr als 20 Rennen pro Jahr. Ein Blick zurück in die Formel-1-Geschichte zeigt, was wirklich lange Pausen zwischen Grand Prix und Saisonen sind.

149 Tage: Die längste Pause zwischen zwei Saisonrennen

Den absoluten Rekordwert für die längste F1-Pause zwischen zwei Saisonrennen hält das Jahr 1965. Damals begann die Saison zum bisher ersten und einzigen Mal am absolut frühestmöglichen Zeitpunkt: Dem 1. Januar. Jim Clark gewann den Grand Prix von Südafrika auf dem Prince George Circuit in East London. Erst unglaubliche 149 Tage später ging es dann am 30. Mai mit dem Klassiker in Monaco weiter. Der Grund für den frühen Saisonstart war kurios. Das Rennen in Südafrika war eigentlich als das letzte der Saison 1964 geplant gewesen, aber die Organisatoren wollten den Saisonauftakt haben und verschoben das Rennen um eine Woche nach hinten. Ein weiterer Grund war, dass der 1. Januar als angemessenerer Zeitpunkt angesehen wurde, da das Rennen ansonsten an Heiligabend 1964 stattgefunden hätte, was evtl. auch zu einigen Absagen von Fahrern und Teams geführt hätte.

Rechnet man das Indy500, welches bis 1958 in die Formel-1-Wertung einging, nicht als Formel-1-Rennen, so gibt es sogar eine noch längere Pause zu vermelden. 1954 wurde die Saison am 17. Januar in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires eröffnet. Es siegte natürlich Lokalmatador und Formel-1-Legende Juan Manuel Fangio. Während am 31. Mai das Indy500 stattfand, wo aber weder Formel-1-Piloten noch -Autos am Start waren, so gab es den nächsten 'richtigen' Grand Prix erst wieder am 20. Juni in Spa, wo Fangio erneut gewann. Dies bedeutete eine Pause von 154 Tagen.

Am 1. Januar 1965 in Südafrika siegte der legendäre Jim Clark, Foto: LAT Images
Am 1. Januar 1965 in Südafrika siegte der legendäre Jim Clark, Foto: LAT Images

Vergleich mit jüngerer Vergangenheit zeigt: F1-Pause vor Baku tatsächlich lang

Die Rekordzahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Zu den damaligen Zeiten gab es zahlreiche Formel-1-Events, die nicht zur Weltmeisterschaft zählten und damit nicht in diese Statistik eingehen. Heutzutage werden Formel-1-Autos nur ihm Rahmen der offiziellen WM der FIA bewegt. Ein Vergleich der Pause vor Baku mit der jüngeren Formel-1-Geschichte erscheint also sinnvoller. Das letzte Mal, dass 28 Tage ohne Sommerpause auf das nächste Rennen gewartet wurde, ist tatsächlich deutlich mehr als ein Jahrzehnt her.

Felipe Massa gewann 2007 in Bahrain und Spanien, dazwischen lagen 28 Tage, Foto: Sutton
Felipe Massa gewann 2007 in Bahrain und Spanien, dazwischen lagen 28 Tage, Foto: Sutton

Zwischen dem Bahrain Grand Prix (15. April) und dem Spanien Grand Prix (13. Mai) lagen im Jahr 2007 ebenfalls 28 Tage Pause. Um diesen Wert zu übertreffen, müssen wir noch einmal einige Jahre weiter zurückblicken. Um genau zu sein geht es vor die Jahrtausendwende ins Jahr 1999. Damals lagen zwischen dem Saisonauftakt in Australien (7. März) und dem zweiten Rennen in Brasilien (11. April) 35 Tage, also fünf Wochen. Den Fans der aktuellen Formel 1 kommt die Pause also nicht nur lange vor, sondern sie ist es mit dem Blick auf die letzten zwei Jahrzehnte auch faktisch.

Längste Winterpausen: Covid-Lockdown verfehlt den Rekord

Die größte Zeitspanne zwischen zwei Rennen findest sich aber freilich nicht während, sondern zwischen den Saisonen. Die Winterpause ist durch die Expansion des Kalenders in den letzten Jahren zwar geschrumpft, doch auch zwischen dem Abu Dhabi Grand Prix 2022 am 20. November und dem Saisonauftakt in Bahrain 2023 am 5. März lagen immerhin 105 Tage ohne Formel-1-Rennen.

218 Tage lang musste die Formel 1 2020 pausieren, danach waren Masken auf dem Podest modern, Foto: LAT Images
218 Tage lang musste die Formel 1 2020 pausieren, danach waren Masken auf dem Podest modern, Foto: LAT Images

Nun ist es aber nicht allzu lange her, dass die Winterpause weit länger war. Die Corona-Pandemie zwang die Welt 2020 in einen Lockdown und auch die Formel 1 konnte sich ihren Zwängen nicht entziehen. Zwischen Abu Dhabi 2019 (1. Dezember) und dem Auftakt der Saison 2020 in Spielberg (5. Juli) lagen satte 218 Tage, also deutlich mehr als ein halbes Jahr. Der eigentliche Auftakt hätte am 15. März in Melbourne stattfinden sollen, was 105 Tagen entsprochen hätte. Der Tross der Königsklasse war bereits angereist, doch in einem beispiellosen Chaos gab es dann kurz vor den Trainings doch die Absage, nachdem sich McLaren mit einem positiven Corona-Fall in den eigenen Reihen bereits zurückgezogen hatte.

Tatsächlich ist die scheinbar ewig wirkende Lockdown-Pause aber nicht die längste zwischen zwei Saisonen. Die 218 Tage wurden in der Vergangenheit deutlich überboten und das sogar unter regulären Bedingungen, ohne Einfluss einer Pandemie oder ähnlichem. Den Rekord hält immer noch - und damit höchstwahrscheinlich auch für die Ewigkeit - die erste Winterpause überhaupt. Nach dem Ende der Saison 1950 am 3. September in Monza, fuhr die Königsklasse 1951 erst wieder am 27. Mai beim Grand Prix der Schweiz in Bremgarten. Das macht eine Pause von satten 267 Tagen, also mehr als zwei Drittel eines Jahres. Erneut gilt es hier aber zu bedenken, dass während dieses Zeitraums durchaus Formel-1-Rennen stattfanden, aber sie zählten eben nicht zur offiziellen Weltmeisterschaft. Die längste Zeitspanne ohne einen bewegten Formel-1-Boliden gab es daher tatsächlich in der Pandemie von 2020.