Teamkollege geschlagen, Q3 erreicht. Nico Hülkenberg stellte beim Qualifying zum Großen Preis von Australien 2023 in Melbourne einmal mehr sein Können auf einer schnellen Runde unter Beweis. Auf dem Albert Park-Circuit distanzierte der Haas-Pilot seinen Teamkollegen Kevin Magnussen um über sieben Zehntel. Während Magnussen im Q2 ausschied, gelang Hülkenberg der Sprung unter die ersten Zehn. Sein Lohn: der zweite Q3-Einzug in dieser Formel-1-Saison und Startplatz 10 für das Rennen am Sonntag.

"Die Q2-Runde war nahezu perfekt. Ich habe so gut wie nichts auf der Runde liegen gelassen", betonte Hülkenberg. In der Vorbereitung auf das Rennwochenende verbrachte der Emmericher erneut einige Stunden im Simulator. "Das war sehr hilfreich, um ein Gefühl für die Änderungen an der Rennstrecke zu bekommen und gestern bin ich auch sehr schnell mit der Strecke zurechtgekommen" erklärte Hülkenberg nach dem Qualifying. Der F1-Rückkehrer musste beim ersten Rennen auf der neuen Streckenvariante im Vorjahr noch als Ersatzfahrer von Aston Martin zusehen.

Hülkenberg cool: "Vielleicht liegts an mir"

Hülkenberg schien sich vom Beginn des ersten freien Trainings an im Haas wohlzufühlen. Das bestätigte der Deutsche auch: "Wir sind zwar erst beim dritten Wochenende, aber ich verstehe das Auto immer besser." Der Schlüssel für eine optimale Runde auf dem kühlen Asphalt (23°C) an diesem Samstag waren die Reifentemperaturen, wie auch Hülkenberg hervorhebt: "Selbst auf dem Soft war das eine große Herausforderung. Dadurch, dass wir die Reifen nicht mehr so stark vorwärmen dürfen wie früher, ist es nicht leicht, die Reifen zum Arbeiten zu bringen."

Teilweise experimentierten die Teams regelrecht inmitten des Qualifyings. So fuhren beide Mercedes-Piloten ihre schnellste Q2-Zeit auf acht Runden alten Reifen. Wie sich auch für Hülkenberg herausstellte, waren schlussendlich zwei Aufwärmrunden das ideale Maß. Ob es sonst ein Geheimnis zwischen dem Boliden und Hülkenberg gibt, das die Liaison so befruchtet? Auf Nachfrage der Journalisten entgegnete Hülkenberg mit einem Augenzwinkern: "Vielleicht liegts einfach an mir."

Hülkenberg: Q2-Zeit hätte für Platz 8 gereicht

Einen Wermutstropfen muss der Emmericher dennoch hinnehmen: Als einziger Fahrer verlor Hülkenberg in Q3 drei Zehntel auf seine Q2-Zeit (1:17.412). Diese hätte für den achten Startplatz gereicht und darüber ärgert sich der Routinier auch: "Der Wind wehte ein wenig anders, dazu hatte ich auf meinem letzten Run ein bisschen Probleme mit dem Verkehr. Ich war zu nah an Gasly dran, er gab mir zwar Windschatten, aber in den Kurven habe ich die Zeit wieder verloren. Der achte Platz wäre möglich gewesen."

In Melbourne war sonntags ein 6. Platz bislang das Höchste der Gefühle für Hülkenberg, Foto: LAT Images
In Melbourne war sonntags ein 6. Platz bislang das Höchste der Gefühle für Hülkenberg, Foto: LAT Images

Bestehen bleibt aber der Vorsprung zu Magnussen auf eine Runde. Hülkenberg sagte selbst vor den TV-Kameras: "Der Abstand zu Kevin [Magnussen] war heute ungewöhnlich groß." Dem Dänen unterliefen nach eigener Aussage zwei grobe Fehler in der entscheidenden Runde. "Ich habe es in Kurve sechs versaut und am Ende der Gegengeraden auch", so Magnussen. Dennoch verbesserte sich Magnussen auf seiner "versauten" Runde um mehr als eine halbe Sekunde.

Hülkenberg: "Gibt in der Formel 1 keine Hinterbänkler-Teams mehr"

Magnussen blickt dennoch zuversichtlich auf das Rennen: "Im Qualifying sind wir auf einem besseren Weg, aber meine Rennpace stimmt bereits." Das kann Hülkenberg von sich bislang nicht behaupten. Zum dritten Mal startet der Deutsche in dieser Saison vom zehnten Platz. In Punkte konnte Hülkenberg seine Ausgangspositionen noch nicht umsetzen, wie er selbst am besten weiß: "Im Rennen braucht es mehr bei mir". Magnussen erkämpfte derweil immerhin schon des ersten Punkt für das Haas-Team.

Nach dem Erfolgserlebnis in Jeddah will Haas in Australien nachlegen, Foto: LAT Images
Nach dem Erfolgserlebnis in Jeddah will Haas in Australien nachlegen, Foto: LAT Images

Im Rennen erwartet Hülkenberg einen harten Kampf um die Punkte: "Wir haben mittlerweile vier oder vielleicht sogar fünf Top-Teams und das Mittelfeld besteht ebenfalls aus fünf Teams. Es gibt keine Hinterbänkler-Teams mehr. Wir befinden uns alle innerhalb von ein paar Zehnteln, da haben kleine Fehler große Konsequenzen."

"Umgekehrt gibt es deshalb aber auch viel zu gewinnen", sieht Hülkenberg im engen Mittelfeld auch seine Chancen. Zudem besitzen die Teams wegen der turbulenten Trainings auch wenig Long-Run-Daten. "Es geht morgen für alle ein wenig ins Ungewisse, aber so oder so wird das Mittelfeld wieder extrem eng sein. Wir stellen uns auf einen harten Kampf ein."