Kaum ein Formel-1-Pilot sorgte schon vor seinem ersten Grand Prix für so viele Schlagzeilen wie Oscar Piastri. Der Australier war eigentlich das Supertalent von Alpine und wurde als solches mit F1-Testfahrten gefördert. Einen Platz in der Formel 1 bekam er dort aber 2022 nur als Ersatzpilot. Für 2023 sicherte sich dann überraschend McLaren die Dienste des F2-Meisters von 2021. Alpine hatte sich verpokert. Die eigene Ankündigung, dass Piastri den zu Aston Martin wechselnden Fernando Alonso ersetzen würde, dementierte der Australier sofort auf Twitter. Den anschließenden Rechtsstreit vor dem FIA-Schiedsgericht gewann McLaren einstimmig gegen Alpine.

Vor dem Australien-GP 2023 hat Piastri nun im offiziellen Formel-1-Podcast 'Beyond the Grid' begründet, warum er sich für den Wechsel von Enstone nach Woking entschied: "Die Verhandlungen mit McLaren waren sehr direkt. Sie legten einen Vertrag auf den Tisch, ohne jegliches Drama. Sie sagten mir klar: Wir wollen dich für nächstes Jahr im Team haben. Das zeigte mir ihr Vertrauen in mich auf und es fühlte sich sehr gut an, gewollt zu werden. Das war ein entscheidender Faktor, warum ich zu McLaren gehen wollte."

Bei Alpine hingegen sah die Lage anders aus. Das Team hatte ihm ein F1-Cockpit für 2023 zugesichert und dennoch auf die Verlängerung von Fernando Alonso gehofft. Esteban Ocon hat ohnehin Vertrag bis 2024. Dazu besaß nur Piastris Ersatzfahrervertrag von 2022 Gültigkeit, der Verlängerungspassus wurde nie unterschreiben. Piastri fühlte sich hingehalten und schlug beim Angebot des Konkurrenten zu: "Um mich ist im letzten Jahr offensichtlich eine Menge passiert. Die Fakten liegen jetzt auf dem Tisch. McLaren hatte den Wunsch, mich im Team zu haben, und ich wollte Klarheit über meine Zukunft. Ich stand zu diesem Zeitpunkt davor, für das zweite Jahr in Folge im Ungewissen zu sein. Diese Klarheit zu haben, war also extrem wichtig." Klarheit, die Alpine nicht bieten konnte.

Piastri zeigt Vertrauen in McLaren: Pläne sind vorhanden

Alpine kann dafür aktuell mit einem konkurrenzfähigeren Paket als McLaren aufwarten. Das Traditionsteam ist in einer sportlichen Krise und hat nach zwei Rennen noch keinen einzigen Punkt gesammelt. Dennoch lobt Piastri die Stimmung im Team: "Bis jetzt ist es großartig. Ich fühle mich sehr gut eingebunden im Team. Die Zusammenarbeit mit allen im Team läuft sehr gut. Alle sind sehr freundlich, aber es ist definitiv auch die Leidenshaft und Energie da, um uns wieder nach vorne zu bringen."

Die aktuelle sportliche Lage will der 21-Jährige aber auch nicht abstreiten: "Natürlich sind wir nicht da, wo wir sein wollen. Ich und Lando [Norris, Anm. d. Red.] wollen gewinnen. Dafür sind wir in die Formel 1 gekommen. Aber dem Team geht es da nicht anders, das spüre ich." Auch er berichtet von den Dingen, die bei McLaren seit Monaten gepredigt werden: "Es gibt gute Pläne, um uns wieder nach vorne zu bringen. Es gibt einen neuen Windkanal und einen neuen Simulator. Es ist also alles in die Wege geleitet."

Piastri ist auch noch für das nächste Jahr an McLaren gebunden. Der Australier hofft, dass die Talsohle überwunden wird: "Manchmal ist es die Hälfte des Kampfes zu verstehen, wo die Dinge falsch laufen und wo du dich verbessern musst. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir viele, wenn nicht sogar alle, dieser Bereiche erkannt haben. Jetzt gilt es, hart zu arbeiten, damit wir die Probleme lösen."