Die Formel 1 hat am Montag offiziell die Suche nach einem Reifenhersteller für die Saison 2025 und darüber hinaus begonnen. Am Mittwoch meldete sich der erste Interessent. Wenig überraschend ist es Pirelli. Die Italiener liefern aktuell bereits alle Reifen für F1, F2 und F3. Die finale Einschreibung steht allerdings noch aus.

Vonseiten der F1-Regelhüter FIA ist es üblich, bei Einheits-Komponenten in regelmäßigen Abständen offene Ausschreibungen abzuhalten. Der aktuelle Vertrag mit Pirelli läuft Ende 2024 aus. Die nächste Periode dauert mindestens von 2025 bis 2027 und umfasst erneut Einheits-Reifen für Formel 1, Formel 2 und Formel 3. Am 20. März wurden von der FIA die ersten Rahmenbedingungen für diese neuen Reifen abgesteckt.

Um eine Revolution handelt es sich keineswegs. Die Grundzüge sind mehr oder weniger identisch mit dem aktuellen Produkt, mit einem stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit. Pirelli ist mit dieser Plattform, auch in Sachen Relevanz für die Straße und als Marketing-Werkzeug, zufrieden.

"Das von der FIA beschriebene Grundgerüst passt sehr gut zu Pirellis Motorsport-Strategie und ist daher von großem Interesse", lässt der Reifenhersteller am Mittwoch nach Beginn der Ausschreibung in einer kurzen Stellungnahme verlautbaren.

Eine kleine Einschränkung gibt es: "Eine definitive Entscheidung über Pirellis Teilnahme am Ausschreibungsprozess wird natürlich nach einem detaillierten Durcharbeiten des Dokuments der FIA getroffen werden."

Pirelli bei neuen Formel-1-Reifen im Vorteil?

Konkurrenz hat sich für Pirelli noch keine gemeldet. Der Job des Einheits-Reifenlieferanten in der Formel 1 ist oft ein undankbarer, auch wenn er viel Marketing-Mehrwert verspricht. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Reifen seit Jahren als integraler Bestandteil der "Show" gesehen werden. Ein moderner F1-Reifen soll nicht wie früher, als es noch Wettbewerb unter den Herstellern gab, einfach das bestmögliche Produkt in Sachen Performance sein. Er soll vielmehr den Vorgaben der FIA und der Formel 1 entsprechen.

Auch in der Ausschreibung für 2025 steht der Punkt "Verbessern der Show" an erster Stelle der Kernziele. Die Formel 1 wünscht sich Reifen mit sehr spezifischen Eigenschaften, um vielfältige Strategien zu ermöglichen und Rennen spannend zu machen. Da F1-Autos Reifen generell extrem belasten, Teams immer die Limits pushen, jedes Auto unterschiedlich ist und die Rennen auf sehr unterschiedlichen Rennstrecken stattfinden, ist das Herstellen eines Produktes, das sicher ist und zugleich die eng gesteckten Kernziele erfüllt, eine große Herausforderung.

Mehrmals unterstrich Pirelli bereits: Einfach nur gute Reifen bauen, die eine Renndistanz durchhalten, das wäre viel einfacher. So ist es eine Gratwanderung. Immer wieder gibt es nach Rennen mit mehreren Reifenschäden schlechte Presse. Regelmäßig kommt es zu Konflikten mit Teams und Fahrer, zuletzt über die seit langem geplante und bereits verzögerte Abschaffung der Heizdecken.

So ist die Ausschreibung grundsätzlich auch ein Vorteil für Pirelli. Die Italiener liefern seit 2011 das Einheitsprodukt. Ein Neueinsteiger müsste ein massives Entwicklungsprogramm auf die Beine stellen. Bei der letzten Ausschreibung reichte auch Hankook ein, zog aber 2018 den Kürzeren.