Am Ende der Formel-1-Saison 2022 zweifelte niemand daran, dass Mercedes in diesem Jahr wieder voll bei der Musik dabei sind wird. Aufgrund der rapiden Fortschritte in der zweiten Saisonhälfte wurden die Silberpfeile sogar als gefährlichster Konkurrent für Red Bull in der Saison 2023 gehandelt - vor Ferrari.

Doch spätestens nach dem ersten F1-Wochenende der Saison in Bahrain haben sich diese Erwartungen vollkommen zerschlagen. Mercedes ist mindestens so weit hinten wie noch vor einem Jahr und das vollkommen ohne Bouncing oder Porpoising. Teamchef Toto Wolff gab sich nach der Niederlage am Sonntag ungehalten. "Das war einer unserer schlechtesten Renntage. Es war überhaupt nicht gut", ärgerte sich der Österreicher.

Wolff: Red Bull ist auf einem anderen Planeten

"Wenn man sich anschaut, wo wir am Ende der letzten Saison standen. Damals sah es so aus, als ob wir viel aufgeholt hätten und es wäre nur eine Frage, welche Strecke uns liegt und welche nicht", sagte Wolff. Nach Bahrain ist das Bild jedoch ein anderes. "Wir haben den Abstand zu Red Bul fast verdoppelt, wenn nicht sogar verdreifacht", ärgerte er sich.

"Aston Martin ist sehr schnell und der Red Bull ist einfach auf einem anderen Planeten", analysierte Wolff. "Es tut weh, dass sie so weit vorne sind, es erinnert mich an unsere besten Jahre, in denen wir eine Sekunde auf alle anderen herausgeholt haben", verschaffte er seinem Ärger Luft.

"Das (Red Bull) ist die Messlatte. Das ist alles, worauf wir achten müssen. Alles, was dazwischen liegt, Ferrari und Aston Martin, ist nur ein Beiwerk", stellt Wolff klar. Beim Formel-1-GP in Bahrain überraschte Mercedes mit einem Setup, das auf eine Runde besser lief als im Rennen. Viele hatten die Ausgangslage vor dem Beginn des 57-ründigen Grands Prix auf der 5,4-Kilometer-Strecke andersherum eingeschätzt und nach den Freitags-Longruns den W14 als Renntrimm-Spezialisten auf der Rechnung.

"Wenn wir uns dafür entschieden hätten, auf dem High-Downforce-Flügel zu bleiben, anstelle des Low-Downforce-Flügels, hätte uns das mit dem Reifenverschleiß geholfen. Aber auf einer Runde waren wir einfach nicht da, wo wir sein wollten. Deshalb haben wir eine Entscheidung getroffen und wir stehen voll zu dieser Entscheidung", erklärte Wolff.

Aston Martin hätte man seiner Ansicht nach auch mit einem Fokus auf die Rennpace des W14 nicht in Schach halten können. Der Wiener fordert einen radikalen Umbruch mit dem Design-Konzept seines Boliden. "Um den Rückstand aufzuholen muss man große Schritte machen, nicht die üblichen, indem man jede Woche ein paar (Downforce)-Punkte mehr hinzufügt. Wir haben ein ganzes Jahr in der Entwicklung verloren", gab sich Wolff alarmistisch.

Formel 1 2023: Mercedes sucht nach Grip

Während man im Vorjahr bei der Lösung der Probleme des hüpfenden W13 in unerforschtes Terrain vordringen musste, scheint der Schwachpunkt am diesjährigen Mercedes relativ simpel zu sein: Es fehlt einfach der Halt auf der Strecke. Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin erklärte: "Uns fehlt es insgesamt an Grip. Auf einer Strecke mit hohem Reifenabbau, wie dieser, konnten die Fahrer nichts tun, um anzugreifen".

Bereits nach dem missglückten Qualifying am Samstag hatte Wolff angekündigt, das Fahrzeug-Konzept des W14 langfristig aufgeben zu wollen. "Ich glaube nicht, dass dieses Paket irgendwann konkurrenzfähig sein wird", urteilte der Teamboss. Die Fahrzeug-Konstruktion ohne Seitenkasten könnte also bald Geschichte sein, doch eine Umstellung während der laufenden Formel-1-Saison ist aufgrund technischer Limitierungen und aufgrund des Budget Caps wohl nur schwer zu bewerkstelligen.

Formel 1 2023: Ergebnis Bahrain GP

1. Max Verstappen (Red Bull)
2. Sergio Perez (Red Bull)
3. Fernando Alonso (Aston Martin)
4. Carlos Sainz (Ferrari)
5. Lewis Hamilton (Mercedes)
6. Lance Stroll (Aston Martin)
7. George Russell (Mercedes)
8. Valtteri Bottas (Alfa Romeo)
9. Pierre Gasly (Alpine)
10. Alexander Albon (Williams)
11. Yuki Tsunoda (AlphaTauri)
12. Logan Sargeant (Williams)
13. Kevin Magnussen (Haas)
14. Nyck De Vries (AlphaTauri)
15. Nico Hülkenberg (Haas)
16. Guanyu Zhou (Alfa Romeo)
17. Lando Norris (McLaren)
DNF: Esteban Ocon (Alpine)
DNF: Charles Leclerc (Ferrari)
DNF: Oscar Piastri (McLaren)