Alex Albon will sich mit Williams in der Formel-1-Saison 2023 aus dem Tabellenkeller der Konstrukteurswertung befreien. Der FW45 ließ bei den Testfahrten in Bahrain vorsichtigen Optimismus zu, Williams zeigte eine starke Pace. Bevor Albon 2022 mit dem Team aus Grove sein Comeback als Stammfahrer feierte, war er bei Red Bull. Und kämpfte, nicht nur 2021 als Ersatzfahrer.

Albon: Ich will Formel 1 fahren, nicht vergessen werden

"Wie komme ich zurück in ein Formel-1-Cockpit?", beschreibt Alex Albon bei 'The Players Tribune' seinen einzigen Gedanken 2021. Das Team entschied sich nach eineinhalb Saisonen zugunsten von Sergio Perez, Albon blieben nur der Ersatzfahrerposten und einige Einsätze in der DTM. "Das war der härteste Moment meiner Karriere und ich musste mir einige kritische Fragen stellen."

Anstelle von Formel-1-Einsätzen musste Alex Albon für AF Corse in der DTM antreten, Foto: Philip Platzer / Red Bull Content Pool
Anstelle von Formel-1-Einsätzen musste Alex Albon für AF Corse in der DTM antreten, Foto: Philip Platzer / Red Bull Content Pool

Oberste Priorität hatte für den Thai-Briten eine Rückkehr in die Königsklasse. "Aber wie viele Fahrer verlieren ihren Sitz und kommen nie mehr zurück? Wie viele Piloten fahren nur ein paar Saisonen und verschwinden dann wieder aus der Formel 1", haderte Albon mit sich selbst. "Ich wollte nicht dieser Typ sein. Der einfach vergessen wird. Ich will Alex Albon sein, der Formel-1-Fahrer."

Dunkle Räume und dunkle Zeiten: Albons Zeit als Formel-1-Ersatzfahrer

"Also habe ich mein Ego in den Griff bekommen", verrät Albon seine Herangehensweise. "Dann ging ich zu Helmut und Christian und sagte: 'Okay, was soll ich tun?'" Mit neuer Motivation startete er in den Winter: "Ihr wollt einen Testfahrer? Gut, ihr werdet den besten Testfahrer bekommen, den ihr jemals in eurem Leben gesehen habt." Albon profitierte dabei von seinen zwei Jahren Erfahrung bei Toro Rosso und Red Bull.

Vom RB16B profitieren dann andere. "Während der Saison saß ich nur da und schaute zu, wie Checo und Max für Red Bull Punkte sammelten. Und das hätte mich fast umgebracht", erinnert sich der Williams-Pilot. "Das lag nicht daran, dass ich mich nicht über ihren Erfolg gefreut hätte!" Nach dem schwierigen RB16 war seine B-Version endlich titelfähig.

Aber: Statt selbst Runden zu drehen, saß der 26-Jährige in Milton Keynes. "Für Max und Sergio arbeitete ich 13 Stunden pro Tag im Simulator", vermeldete er im Red-Bulletin-Magazin. Jobbeschreibung: "Das Auto weiterentwickeln, potenzielle Vorteile ausfindig machen, neue Teile probieren." Und Besprechungen mit den Ingenieuren. Adrian Newey sei immer sehr interessiert an seinem Feedback gewesen.

Alex Albon musste 2021 sein Formel-1-Cockpit für Sergio Perez räumen, Foto: Red Bull
Alex Albon musste 2021 sein Formel-1-Cockpit für Sergio Perez räumen, Foto: Red Bull

"Ich erinnere mich an all die Probleme, die Max und ich im Vorjahr mit dem Auto hatten. Das Team und ich verbrachten Stunden in einem dunklen Raum, um uns Datenvisualisierungen anzusehen", erzählt Albon von der harten Arbeit, vor allem über die Wintermonate. Die sich schlussendlich ausgezahlt hat. "Ich war wirklich froh, dass es gut lief. Aber ich wollte einfach nur auch da draußen sein."

Albon: Red Bull ist kein Ort für einen Formel-1-Rookie

Nach seinem Debüt bei Toro Rosso 2019 tauschte der Thailänder schon nach zwölf Rennen die Plätze mit Pierre Gasly. In seiner Rookie-Saison gleich ins Hauptteam befördert, fühlte sich Albon nicht optimal darauf vorbereitet und hätte sich eigentlich mehr Zeit beim Juniorteam gewünscht. "Kannst du nach Graz kommen?", fragte ihn damals Dr. Helmut Marko am Telefon. Ein Gespräch später war Alex Albon schon Red-Bull-Pilot.

"Es war mir klar, was für ein Privileg das war. Wie jeder andere Fahrer möchte man genau dort sein. Rennen gewinnen. Um Meisterschaften kämpfen", so Alex Albon. "Aber Red Bull ist kein Ort zum Lernen. Das verstehe ich auch absolut, sie wollen Rennen gewinnen."

Zusätzliche Erschwernis: Der Red-Bull-Bolide gilt als sehr sensibel. "Das Auto drehte sich, wenn man nur auf das Lenkrad pustete", meint Albon. "Wie wenn du bei Call of Duty die Empfindlichkeit aufs höchste Level drehst. So ist es, wenn man dieses Auto fährt." Trotz allem bereut er nichts. Schon gar nicht mit zwei Pokalen (Dritter 2020 in Bahrain und Mugello) im Gepäck.

Alex Albon, der Arbeitssuchende

"Ich habe dann das getan, was alle Arbeitslosen tun: Ich habe Lebensläufe ausgeteilt", erzählt Albon. Wobei seiner nicht der typische 08/15 Ausdruck war: "Ich habe in Excel alle Rundenzeiten, Sektorzeiten und alle Arten von Daten präsentiert. Mit verschiedenen Farben markiert." In Österreich fand sich dann mit Jost Capito ein vielversprechender Abnehmer. "Alex ist ein sehr talentierter Fahrer, der anderswo unterschätzt wurde", ist auch Nachfolger James Vowles ein Fan.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

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