Auch 2023 gibt Pirelli in der Formel 1 den Ton an. Die italienische Firma bleibt Exklusivausstatter und legt in jedem Rennen fest, wie viele Reifensätze jeder Fahrer zur Verfügung hat, und welche Mischungen dabei zur Auswahl stehen. Es gibt aber auch Neues.

Zum einen gibt es 2023 sechs statt fünf Reifenmischungen. Zum anderen wird bei mehreren Rennwochenenden ein Spezial-Format getestet werden, bei dem jeder Fahrer im Qualifying verpflichtet wird, bestimmte Reifensätze zu verwenden. Hier gibt es einen Überblick über alle Reifen-Wahlen von 2023, sowie über die grundlegenden Regeln.

Formel 1 2023: Die Reifen-Auswahl für jedes Rennen

RennenC0C1C2C3C4C5
BahrainXXX
Saudi-ArabienXXX
AustralienXXX
AserbaidschanXXX
MiamiXXX
Emilia RomagnaXXX
MonacoXXX
SpanienXXX
KanadaXXX
ÖsterreichXXX
GroßbritannienXXX
UngarnXXX
BelgienXXX
NiederlandeXXX
ItalienXXX
SingapurXXX
JapanXXX
KatarXXX
USAXXX
MexikoXXX
BrasilienXXX
Las VegasXXX
Abu DhabiXXX

Mit C2-C3-C4 gibt es im Rennen in Brasilien das Standard-Programm. In Las Vegas und Abu Dhabi wird wieder die weichste der sechs Pirelli-Mischungen zum Einsatz kommen, das heißt C3-C4-C5. Das Saisonfinale in Abu Dhabi wird das elfte Rennen mit dieser Auswahl sein, damit ist die Kombination C3-C4-C5 die populärste im Jahr 2023.

Die Königsklasse wird am 17. November 2023 zum ersten Mal seit 41 Jahren nach Las Vegas zurückkehren. Der völlig neue 6,201 Kilometer lange Straßenkurs wird für die Formel-1-Teams eine echte Herausforderung. In Sachen Reifen haben die Teams nämlich keine wirklichen Anhaltspunkte, besonders die erwarteten kühlen Temperaturen bei dem Nachtrennen im November dürften den Ingenieuren noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten.

Zum Saisonfinale kehrt die Formel 1 dann nach Abu Dhabi zurück, wo im Anschluss nicht nur die Nachwuchsfahrer ans Steuer dürfen, sondern auch die neuen Reifenkonstruktionen von Pirelli getestet werden. Der Testtag findet für alle Teams am 28. November 2023 statt.

Formel 1 2023: Reifen-Regeln im Rennen bleiben gleich

Am grundsätzlichen Prinzip ändert sich bei den Reifen für die Formel 1 nichts. Pirelli stellt 2023 sechs verschiedene Mischungen ihrer F1-Reifen her, die mit C0 bis C5 betitelt werden. Das C steht in diesem Fall für "Compound", das im Englischen für Mischung verwendet wird. Der C0 ist der härteste Reifen, hält dadurch lange, wärmt sich aber schlecht auf und hat einen niedrigen Leistungsgipfel. Je höher die Zahl, desto weicher der Reifen, desto mehr Leistung liefert er - aber umso schneller nutzt er sich ab.

Pirelli wählt im Vorlauf drei Mischungen aus ihrer Palette für jedes Wochenende aus. Diese drei Mischungen werden dann als Hard, Medium und Soft deklariert und werden mit den Farben Weiß, Gelb und Rot gekennzeichnet. Im Rennen ist jeder Fahrer verpflichtet, mindestens auf zwei verschiedenen Reifenmischungen zu fahren.

Pirelli führt 2023 neue sechste Reifenmischung ein

Im Vorjahr umfasste Pirellis Reifenpalette fünf Mischungen, dieses Jahr wird sie um eine sechste erweitert. Dabei gilt: Der diesjährige C0 ist der letztjährige C1. Der C1-2023 ist eine neu entworfene Mischung. Pirellis Ingenieure hatten im Vorjahr beobachtet, dass der Performance-Unterschied am harten Ende der Skala zu groß war.

Diese Lücke füllt nun der neue C1, dessen Konstruktionsbasis der C2 war. Die häufigste Auswahl dürfte in diesem Jahr damit die Kombination C2-C3-C4 werden. Der C0 hat nur für besonders anspruchsvolle Strecken mit langen Highspeed-Kurven wie Silverstone Mehrwert, und auch nur dann, wenn Pirelli glaubt, den neuen C1 dort nicht sicher zum Einsatz bringen zu können. Nach guter Performance in den ersten Rennen verzichtete der Hersteller in Silverstone auch entsprechend auf den Notnagel C0. Der C5 wird nur auf sehr glatten Strecken, besonders auf Stadtkursen wie Monaco, zum Einsatz kommen.

Formel 1 testet neue Reifen-Regel für Qualifying

Bei zwei Rennen plant die Formel 1 2023, ein neues Qualifying-Format zu testen. Dieses ist rund um die drei Reifenmischungen aufgebaut. Im ersten Qualifying-Segment darf nur mit Hard-Reifen gefahren werden, im zweiten Qualifying-Segment nur Medium und im entscheidenden Q3 nur Soft.

An diesen Wochenenden ist die Reifen-Auswahl eine andere. Jeder Fahrer erhält drei Sätze Hard, vier Sätze Medium und vier Sätze Soft. Abgesehen davon bleiben die Reifen-Regeln unangetastet. Das Format ist aktuell für Ungarn und Italien anberaumt.

Wie viele Reifen hat ein Formel-1-Fahrer an jedem Wochenende?

An einem normalen Rennwochenende erhält jeder Fahrer von Pirelli 13 Reifensätze nach dem folgenden Schlüssel:

  • 2 Sätze Hard
  • 3 Sätze Medium
  • 8 Sätze Soft

Wann Reifen verwendet werden dürfen, ist reglementiert. Nach jedem der drei Trainings müssen zwei Reifensätze abgegeben werden. Für Qualifying und Rennen kann man damit nie mehr als sieben Reifensätze zur Verfügung haben.

Einer dieser sieben ist der sogenannte Q3-Reifen. Dieser ist ein Soft und für das letzte Qualifying-Segment reserviert. Wer Q3 schafft, muss danach einen Soft-Reifen zurückgeben und mit sechs Reifensätzen ins Rennen gehen. Alle anderen haben den unangetasteten zusätzlichen siebten Reifen für das Rennen.

In welcher Zusammensetzung die verbleibenden sechs Renn-Reifensätze schon in Trainings und Qualifying verwendet werden, steht den Teams überwiegend frei. Einzige Einschränkung: Zwei der sechs müssen ein Medium und ein Hard sein. Die meisten Teams versuchen traditionell, sich eine frische Kombination aus Hard und Medium für das Rennen aufzuheben. Nur Aston Martin ist bekannt dafür, aus der Reihe zu tanzen. Das Team verfolgt die Philosophie, alle ihre Reifen zumindest mit einer Runde im Training "anzufahren", und so durch einen Hitze-Zyklus zu bringen.

Zusätzlich gibt es Regenreifen. Da sind die Regeln simpel. Es gibt vier Sätze Regenreifen für starken Regen und drei Intermediates für schwachen Regen. War mindestens ein Freitagstraining nass, kann ein Fahrer, der einen Intermediate dort verwendet hat, einen zusätzlichen Inter-Satz einfordern. Wird nach einem trockenen Freitag Regen für das Samstagstraining vorhergesagt, erhalten alle einen zusätzlichen Satz Intermediates, der nur in FP3 verwendet werden darf.

So funktionieren die Reifen-Regeln an Sprint-Wochenenden

An einem Sprint-Wochenende gibt es andere Abläufe, und andere Reifen-Regeln.

  • 2 Sätze Hard
  • 4 Sätze Medium
  • 6 Sätze Soft

Es gibt bei der Verwendung Unterschiede, dadurch, dass ab 2023 zwei Qualifyings stattfinden: ein traditionelles am Freitag und ein verkürztes "Sprint Shootout" am Samstag. Ein Soft ist für Q3 am Freitag reserviert. Im Shootout muss in Q1 und in Q2 je ein neuer Medium, in Q3 ein neuer Soft verwendet werden.

Zurückgeben muss man einen Reifen nach dem Training, und nach dem Sprint weiters jenen Reifen, mit dem man bisher die meisten Runden gefahren hat. Alle anderen bleiben für das Rennen im Pool, damit hat man ganze 10 Reifen hier noch verfügbar, von denen die Mehrheit aber bereits in einem der beiden Qualifyings verwendet wurde.