Supertalent Oscar Piastri steht vor seinem Formel-1-Debüt mit McLaren. Nach einer Wechselsaga im vergangenen Sommer kann er sich nun auf seine neue Aufgabe konzentrieren. Im Rahmen des Launches ihres neuen Formel-1-Autos am Montagabend äußerten sich die McLaren-Bosse Zak Brown und Andrea Stella begeistert von ihrem australischen Neuzugang. Dabei machten sie auch eine Eigenschaft großer Formel-1-Rennfahrer bei ihm aus.

McLaren-Geschäftsführer Zak Brown berichtete, wie sehr ihn Piastri bereits beeindruckt hat, ohne einen einzigen Rennkilometer für den Traditionsrennstall gefahren zu sein: "Mein erstes Kennenlernen mit ihm war Mitte letzten Jahres. Wie er sich verhalten und gegeben hat, als unangemessene Vorwürfe angesichts seiner Loyalität gegen ihn erhoben wurden, war hervorragend. Jetzt wissen wir, dass er jedes Recht dazu hatte, seine Karriere voranzutreiben und bei McLaren zu unterschreiben. Das ist eine Menge Druck auf so einem jungen Fahrer. Wie er sich da verhalten hat, so hat er sich nun auch im Alltagsgeschäft bei uns verhalten: Sehr fokussiert, interessiert und ruhig."

Auch der neue McLaren-Teamchef Andrea Stella schloss sich dem Loblied auf den wohl meistdiskutierten Rookie der Saison 2023 an: "Oscar ist eine sehr erwachsene Person. Ob er in einem Formel-1-Auto auch so reif ist, werden wir natürlich erst noch beobachten müssen, aber bisher sind wir sehr beeindruckt. Es ist immer eine Herausforderung einen neuen Fahrer zu haben, aber wir haben mit der Zeit viel gelernt. Wir haben viel Wert darauf gelegt, den richtigen Fokus im Umgang mit einem neuen Fahrer zu haben."

Stella: Fordernder Piastri wird McLaren-Level anheben

Besonders eine Eigenschaft Piastris hat es dem Italiener besonders angetan: "Bei uns sagen wir, dass Oscar ein Mann der wenigen Worte ist. Aber er wählt die richtigen Worte. Es gibt eine Sache an ihm in der Zusammenarbeit bisher, die sehr fordernd für uns war. Allerdings fordernd in einer sehr produktiven Art und Weise, obwohl er seine Formel-1-Karriere noch gar nicht begonnen hat. Ich kann schon jetzt sehen, dass er einen wichtigen Beitrag leisten wird, um unsere Standards nach oben zu treiben."

Die McLaren-Bosse mit ihren Fahrern und dem MCL60, Foto: McLaren
Die McLaren-Bosse mit ihren Fahrern und dem MCL60, Foto: McLaren

Warum Stella da so sicher ist? Weil er dieses Phänomen in seiner Karriere bereits mehrfach beobachtet hat: "Ich habe in der Vergangenheit mit einigen sehr erfolgreichen Fahrern zusammengearbeitet. Eine ihrer Eigenschaften ist, dass sie immer ein bisschen unzufrieden sind. Du kannst nur glücklich sein, wenn du deinen eigenen Ambitionen gerecht wirst. Dieses Gefühl, ein wenig unzufrieden zu sein, muss natürlich im Sinne des Rennfahrens verstanden werden. Ich rede hier nicht vom Privatleben. Im Rennsport führt das zu einem sehr starken Antrieb, die Perfektion anzustreben. Ich kann diese Eigenschaft in seinem Verhalten erkennen." In seinen verschiedenen Rollen bei Ferrari und nun McLaren war der heutige Teamchef an der Seite von Michael Schumacher und Fernando Alonso tätig, die zusammen auf neun Weltmeistertitel kommen.

Andrea Stella arbeitete bereits mit F1-Weltmeistern wie Fernando Alonso, Foto: Sutton
Andrea Stella arbeitete bereits mit F1-Weltmeistern wie Fernando Alonso, Foto: Sutton

Bis Piastri einmal Weltmeisterschaftskandidat ist, wird sowohl er als auch McLaren wohl noch ein paar Jahre brauchen. Am Potential des Australiers besteht für Zak Brown aber kein Zweifel: "Seine Leistungen in den Nachwuchsserien waren durchweg sehr beeindruckend. Da ist er Lando [Norris, Anm. d. Red.] sehr ähnlich, er hat die Mehrheit seiner Meisterschaften gewonnen. Das ist immer ein gutes Zeichen dafür, dass jemand ein extremes Talent hat. Er ist ein sehr ernsthafter und fokussierter junger Mann."

Und auch ohne 'echte' Runden im neuen Auto konnte der 21-jährige seinen neuen Teamchef bereits fahrerisch überzeugen: "Wir sind beeindruckt von seinen Fahrten im Simulator, wie er dort Rundenzeit findet. Er hat ein hohes Level an Wahrnehmung, wenn er fährt. Bis jetzt bin ich also sehr glücklich mit ihm und auch sehr beeindruckt." Ab dem 23.2 kann Piastri diesen Eindruck am Steuer des MCL60 weiter verstärken. Dann stehen die Testfahrten in Bahrain an, von denen Motorsport-Magazin.com natürlich ausführlich berichten wird.