Die Formel-1-Saison 2022 ist Geschichte. Bis zum Start der neuen Saison im März wirft Motorsport-Magazin.com einen Blick auf die Leistungen aller 20 Fahrer. Heute im Programm: Formel-1-Rückkehrer Kevin Magnussen.

Von einer Pole Position bis zum letzten Platz: Kevin Magnussens vergangene Saison in der Königsklasse hatte gleichsam für Freund und Feind des Dänen etwas zu bieten. Viel Licht, aber auch viel Schatten. Nach fulminantem Auftakt kämpfte der Haas-Pilot über weite Teile der Saison mit seinem Auto, dem Motor und sich selbst.

Kevin Magnussens Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles1
Ø Ergebnis12,4
Ø Rückstand auf Teamkollegen- 0,348
Siege im Quali-Duell15

Kevin Magnussen im Qualifying: In 7 von 22 Rennen gelang Kevin Magnussen der Einzug in Q3, das sollte vor allem im Vergleich zur letzten Saison bei Günther Steiner Luftsprünge auslösen. Aber: Mehr wäre möglich gewesen. Anfangs hatte Magnussen seinen Teamkollegen Mick Schumacher scheinbar locker im Griff. Beim ersten Rennen in Bahrain ausqualifizierte er den Sohn des Rekordweltmeisters um 0,481 Sekunden und sorgte mit P5 für Euphorie in der Haas-Garage. Gegen Ende der Saison aber gewann Schumacher manchmal (nicht nur im Qualifying) die Oberhand.

Besonders hervorzuheben ist allerdings seine Pole Position in Brasilien, die nicht nur durch göttlichen Zufall zustande kam. Magnussen war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber hatte auch das fahrerische Können, davon perfekt zu profitieren.

Kevin Magnussens Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege0
Podien0
Punkte25
WM-Platz13
Ø Zielankunft13
Beste Zielankunft5
Ausfälle5

Kevin Magnussen im Rennen: Mit beherzten Aktionen und starken Leistungen machte Kevin Magnussen vor allem zu Saisonbeginn einen guten Eindruck. Der Haas war im Renntrimm konkurrenzfähig, der Däne trotz der unfreiwilligen Formel-1-Pause von einem Jahr und verpassten Testtagen fit. Weniger positiv fiel er durch verursachte Kollisionen, (zu) harte Zweikämpfe und drei erhaltene Spiegelei-Flaggen auf. Nicht nur einmal musste er wegen einer zu harten Berührung (etwa mit Lewis Hamilton in Spanien) gleich in Runde eins zu einem Reparatur-Boxenstopp und verlor viel Zeit und die Chance auf eine Punkteplatzierung.

Nicht unbedingt leichter machte Kevin Magnussens Formel-1-Leben eine sehr konservative Update-Strategie bei Haas. Die einzige größere Ausbaustufe des VF-22 in Ungarn hatte nicht den gewünschten Effekt und der amerikanische Rennstall verlor immer mehr Boden auf direkte Konkurrenten im Mittelfeld. Magnussen versuchte das auf vielen Kursen mit einem zu viel an Risiko auszugleichen. Dazu kamen selbst verursachte und technische Ausfälle, sowie ein unzuverlässiger Ferrari-Motor: Motorschäden in Monaco und Baku sowie Startplatzstrafen in Frankreich, Monza und Mexiko. In den letzten elf Saisonrennen punktete Magnussen nur einmal als Neunter in Austin.

Kevin Magnussens Entwicklung: Trotz fehlender Testtage in Barcelona ging es für Kevin Magnussen los wie mit der Feuerwehr: Ein fünfter Platz in Bahrain und ein neunter Platz in Saudi-Arabien sorgten bei Haas schon für mehr Punkte (12) als in den letzten zwei Saisonen zusammen (3). Dann folgten jedoch harte Zeiten für den 30-Jährigen: Ausfälle, Kollisionen und abgesehen von Imola, Silverstone, Österreich und Austin keine Punkteplatzierungen. Dafür kämpfte Magnussen mit seinem Nacken, nachdem ihn Günther Steiner nach Nikita Mazepins Rauswurf quasi direkt aus Amerika und von Peugeot sowie Chip Ganassi ins Haas-Cockpit setzte.

Dazu kam Inkonsistenz beim Haas-Teampersonal: Vier unterschiedliche Renningenieure in einer Saison machten Magnussen das Leben schwer. Verschiedene Abläufe, Herangehensweisen beim Finden des richtigen Setups und fehlende Konstanz: Gift für die Weiterentwicklung innerhalb der Saison. Dennoch zeigte der Sohn von WEC-Legende Jan Magnussen über Teile der Saison eine gute Pace im Rennen. In Bahrain und Österreich beispielsweise holte er das Maximum aus dem VF-22 heraus. Gegen Ende der Saison gab es allerdings anstelle von Punkteplatzierungen Kollisionen, Eigenfehler und Ärger mit Schwarz-Orangen-Flaggen.

Kevin Magnussens Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote3,22 (16.)
Redaktionsnote3,05 (14.)
Lesernote3,39 (16.)
......
Bestes RennenBahrain (1,27 - 2.)
Schlechtestes RennenNiederlande (4,7 - 19.)

Das sagt Kevin Magnussen: "Es war unglaublich, wieder am Formel-1-Grid zu sein. Damit hätte ich nicht gerechnet. Und dann gleich als Fünfter die ersten Punkte seit Jahren für das Team! Danach hatten wir starke Rennen, aber mein Highlight war die Pole in Brasilien", meint Kevin Magnussen. "Aber das Wichtigste war der achte Platz in der Konstrukteurs-WM. Das hilft uns bei der Entwicklung über den Winter und ist ein guter Schritt nach vorne im Vergleich zu den letzten zwei Jahren."

"Verbessern müssen wir klarerweise Dinge wie Motorleistung, Abtrieb und Gewicht. Die Motoren liegen nicht in unserer Hand, sondern bei Ferrari. Hoffentlich machen die dort gute Arbeit. Wir selbst müssen mehr Downforce ans Auto bringen, überschüssiges Gewicht verlieren und unser Setup verbessern und besser verstehen. Das ist unser Ziel für nächstes Jahr", meint der Haas-Pilot.

Günther Steiner und Kevin Magnussen: 2022 wiedervereint , Foto: LAT Images
Günther Steiner und Kevin Magnussen: 2022 wiedervereint , Foto: LAT Images

Das sagt MSM: Dem frühen Höhenflug von Kevin Magnussen folgte ein tiefer Fall: Durch die guten Platzierungen in den ersten Rennen beflügelt verbrannte sich Magnussen an der Sonne wie Ikarus die Flügel und stürzte ab. 2022 war eine Saison der vergebenen Chancen für den Dänen. Manchmal war das Auto oder die Strategieabteilung von Haas Schuld, manchmal der Ferrari-Motor, aber auch sehr oft Kevin Magnussen.

Die zahlreichen Kollisionen mit anderen Piloten waren für den Frontflügel ebenso schlecht wie für Günther Steiners Herzrate. Dadurch hatte Magnussen oft auf Strecken, wo der VF-22 konkurrenzfähig war, selbstverschuldet keine Chance auf ein Punkteresultat. Die Probleme von Mick Schumacher ließen Kevin Magnussens Leistungen manchmal besser aussehen als die Realität. Positiv in Erinnerung bleiben allerdings vor allem die Rennen in Bahrain und Österreich, die Pole in Brasilien und viel Potential für 2023.