Es war der Aufreger eines ohnehin schon aufregenden Formel-1-Wochenendes in Brasilien: Red-Bull-Star Max Verstappen verweigerte eine Teamorder, die Teamkollege Sergio Perez im Kampf um die Vizemeisterschaft der Formel 1 helfen sollte. Auf das Weltmeisterteam prasselten Fragen und Kritik gleichermaßen ein, doch Red Bull hielt dicht. Der Vorfall werde intern geklärt, hieß es. Am Donnerstag vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi nahm das Team dann die Schuld auf sich und stellte sich somit schützend vor seinen Nummer-1-Fahrer.

Doch warum hatte Verstappen, dem es sonst nur um Siege geht, ein Problem damit, einen sechsten Platz herzugeben? Die Gerüchteküche brodelte sofort: Angeblich gäbe es im Verstappen-Lager bereits seit dem Grand Prix in Monaco einen Groll gegen Perez. Dort verunfallte der Mexikaner in der Schlussphase des Q3. Aufgrund des Unfalls konnte Verstappen seine schnelle Runde nicht zu Ende fahren und startete so nur als Vierter, einen Platz hinter Perez, der das Rennen am Sonntag dann dank eines Strategiefehlers von Ferrari gewinnen konnte.

Monaco-Crash von Perez keine Absicht, einfach nur am Limit

Doch es ist noch ernster, denn der Vorwurf ist nicht nur der Unfall an sich. Es heißt Verstappen glaube, dass Perez diesen absichtlich herbeigeführt habe, um vor ihm in der Startaufstellung zu stehen. Der Mexikaner konnte diese Behauptung in Abu Dhabi nicht stehen lassen: "Jeder macht mal einen Fehler in Monaco oder im Qualifying generell. Das war nicht mit Absicht."

Telemetriedaten ließen den Unfall aufgrund der Gaspedalstellung verdächtig aussehen, doch Perez lässt das alles kalt. Für ihn war es ein für Monaco-Verhältnisse normaler Vorfall: "Ich jagte eine gute Rundenzeit in Monaco. Ihr könnt euch doch die Onboard-Runde ansehen und da merkt ihr, dass ich schon in Kurve 1 fast gecrasht wäre. Ich habe einfach alles gegeben, es war der letzte Run im Q3. Da passieren den Fahrern auch mal Fehler. So ist das, wenn du dich ans Limit bewegst. Von Kurve 1 weg habe ich mit dem Gas gespielt, weil da noch mehr Rundenzeit drin war. Da habe ich das Auto schon beinahe verloren." Verunfallt ist Perez dann letztendlich vor dem Tunnel, beim Herausbeschleunigen aus Portier.

Perez: Liegt an Verstappen, sich zu äußern

Für Perez ist klar, was er von den Berichten hält: "Das ist einfach nur Spekulation der Medien, die sich Gerüchte ausdenken. Dieses Gerücht ist einfach falsch." Der Mexikaner ist schon lange genug dabei, um das Medienspiel der Königsklasse zu kennen. Für ihn persönlich ist Monaco kein Thema mehr: "Das ist natürlich Teil des Sports, dass solche Spekulationen aufkommen. Für mich ist das schon viele Rennen her und total irrelevant."

Perez siegte in Monaco, Verstappen wurde 'nur' Dritter, Foto: LAT Images
Perez siegte in Monaco, Verstappen wurde 'nur' Dritter, Foto: LAT Images

Wo ein Angeklagter, da auch ein Kläger. Dieser sollte sich laut Perez erst einmal äußern: "Ob das jetzt in Monaco war oder wo anders, es liegt an ihm [Verstappen, Anm. d. Red.], euch zu sagen was ihn stört. Ich weiß es nicht, ob da bei ihm schon länger etwas im Argen liegt. Wir haben darüber nie gesprochen, nur über das, was in Brasilien passiert ist. Dort haben wir alle Szenarien durchgegangen, vor allem, ob wir uns nicht gut genug darauf vorbereitet haben."

Verstappens wahres Gesicht? Perez nimmt Brasilien-Funkspruch zurück

Im Gegensatz zum vehementen Monaco-Dementi hielt Perez in der Brasilien-Frage dicht und entsprach so auch der Vorgabe seines Teams: "Wir haben diskutiert, was in Sao Paulo passiert ist und uns geeinigt, dass es für das Team besser ist, das als Interna zu regeln." Der zweifache Saisonsieger ging sogar noch weiter: "Die Formel 1 ist ein emotionaler Sport. In anderen Sportarten hört man einfach nicht live, was die Leute sagen. In deinen Aussagen liegen dann natürlich eine Menge Emotionen. Ich habe nach dem Rennen einiges bereut, was ich da gesagt habe, weil ich eine ordentliche Arbeitsbeziehung zu Max haben möchte."

Damals fluchte Perez am Funk, Verstappen habe sein wahres Gesicht gezeigt. Es heißt Taten sagen mehr als Worte und dabei scheint es Momentan in der Stallorderfrage auch zu bleiben, denn bei Red Bull werden konkrete Aussagen zur internen Analyse weiterhin verweigert. Bekommt Perez wenigstens in Abu Dhabi die versprochene Hilfe? Der 32-Jährige glaubt daran: "Ich bin sehr sicher, dass ich mich auf ihn [Verstappen, Anm. d. Red.] und mein Team verlassen kann." Sollte sich die entsprechende Konstellation ergeben, wird sich zeigen, ob Verstappen sich diesmal an die Teamorder hält.