Max Verstappen musste für sein Verhalten im Formel-1-Rennen in Brasilien in den vergangenen Tagen viel Kritik einstecken. Vor dem Finale in Abu Dhabi versuchte Red Bull die Wogen mit einem offiziellen Statement zu decken. Der Weltmeister beließ es allerdings nicht dabei. In der Pressekonferenz vor dem letzten Rennwochenende der Saison holte er zum Rundumschlag gegen Medien und Fans aus. Darüber hinaus beteuerte er seine Unschuld und das gute Verhältnis zu Teamkollege Sergio Perez.

"Alles, was ich gelesen habe, ist ziemlich ekelhaft. Sie haben angefangen, meine Familie anzugreifen, sie haben meine Schwester, meine Mutter, meine Freundin und meinen Vater bedroht. Und für mich geht das viel zu weit, wenn man nicht die Fakten darüber hat, was wirklich los ist. Für mich muss das definitiv aufhören. Wenn du ein Problem mit mir hast, ist das in Ordnung, aber dann geh nicht auf meine Familie los, denn das ist einfach inakzeptabel", findet der 25-Jährige deutliche Worte.

Am vergangenen Sonntag hatte er mit seiner Missachtung der Teamorder zugunsten von Perez eine regelrechte Lawine losgetreten. Red Bull hatte ihn in der Schlussphase des Rennens in Interlagos aufgefordert, dem Stallgefährten für dessen Kampf um Rang zwei in der Gesamtwertung den sechsten Platz zu überlassen. Verstappen hatte sich geweigert und nach der Zielflagge im Boxenfunk unmissverständlich klar gemacht, dass er keine Stallorder für befolgt.

Verstappen feuert gegen Medien: Schnauze voll vom Bullshit

Eine Erklärung für seine Entscheidung gaben weder er noch sein Team in Brasilien ab. Stattdessen machten Spekulationen um ein Zerwürfnis zwischen ihm und Perez die Runde, das sich bereits am Wochenende des Monaco GP im Mai zugetragen haben soll. Verstappens Befehlsverweigerung wurde inmitten der Gerüchte kritisch aufgenommen. "Nach diesem Rennen stand ich in den Medien sehr schlecht da", moniert der Niederländer.

Er empfand die Berichterstattung als völlig überzogen und betont, dass diese an ihm keineswegs spurlos vorbeigegangen ist: "Ich habe von dem ganzen Bullshit, der hier immer verbreitet wird, einfach die Schnauze voll. Sobald es etwas Negatives gibt, muss es hervorgehoben werden. Um ehrlich zu sein, macht es einen ziemlich krank, ein Teil von all dem zu sein."

Der zweifache Champion hätte sich gerade vor dem Hintergrund der unklaren Faktenlage gewünscht, dass die Medien sich zurückhalten. "Sie hatten kein klares Bild vor Augen. Mich sofort so abzustempeln, ist lächerlich, um ehrlich zu sein, denn sie wissen nicht, wie ich im Team arbeite und was das Team an mir schätzt", so der zweifache Champion. "Das sind Dinge zwischen dem Team und mir. Die kennen die wahre Geschichte nicht, also brauchen sie die auch nicht zu schreiben."

Verstappen beteuert Unschuld und gute Beziehung zu Perez

Eine Aufklärung der Vorgeschichte blieb er dementsprechend auch vier Tage danach schuldig. "Es ging nicht um die Position. Es spielt keine Rolle, ob es der erste oder zweite, sechste, siebte oder zehnte Platz ist. Es ging um etwas, das früher in der Saison passiert ist", sagt er. "Letztendlich habe ich nichts Falsches getan, die Leute haben nur missverstanden, was vor sich ging."

Die Verweigerung der Teamorder soll schlussendlich, wie im Statement von Red Bull erklärt, nur ein Kommunikationsfehler gewesen sein. "Das habe ich bereits in Mexiko erklärt, und das Team hat es verstanden und zugestimmt. Wir hatten am Samstag und Sonntag ein kleines Kommunikationsproblem. Mir wurde nichts über einen möglichen Positionstausch oder ähnliches gesagt. Erst in der letzten Runde wurde es über Funk gesagt, und ich denke, sie hätten meine Antwort schon kennen müssen, nachdem, was ich in der Woche zuvor gesagt hatte."

In Folge des großen Eklats sollen sämtliche Differenzen bei Red Bull sogleich ausgeräumt worden sein. "Nach dem Rennen hatten wir einige gute Gespräche. Wir haben alles besprochen und alles wurde geklärt. Im Nachhinein betrachtet hätten wir dieses Gespräch früher führen sollen, denn ich war nie ein schlechter Teamkollege für irgendjemanden, ich war immer sehr hilfsbereit und das Team weiß das", erklärt er.

Perez zeigte sich vom Verhalten Verstappens zutiefst enttäusch. Die Beziehung zum Mexikaner ist laut Red Bulls Teamleader aber nach wie vor intakt. "Wir schauen nach vorne, natürlich habe ich eine großartige Beziehung zu Checo", beteuert er. Wenn es für den Stallgefährten am Sonntag um Platz zwei in der WM geht, will er ihm nicht im Weg stehen: "Als Team haben wir noch nie den ersten und den zweiten Platz belegt, wenn wir das also schaffen könnten, wäre das fantastisch. Wenn sich die Gelegenheit bietet, als Team zu helfen, werden wir das auf jeden Fall tun."