Pierre Gasly schiebt vor dem Rennen in der Formel 1 in Brasilien Panik. Mit zehn Strafpunkten ist er nur noch zwei von einer Sperre entfernt. Ein Fehltritt am kommenden Wochenende in Interlagos könnte für ihn die Höchststrafe bedeuten. Dem Franzosen bereitet die Situation nicht nur aus Angst vor einem Imageschaden mächtig Bauchschmerzen. Er sieht sogar eine mögliche WM-Chance 2023 durch den Strafenkatalog der F1 bedroht.

"Ich werde nicht lügen. Das ist eine sehr unangenehme Situation. Es ist sehr schwierig und in gewisser Weise auch etwas peinlich, in der Position zu sein, für ein Rennen gesperrt zu werden", so Gasly im Vorfeld des 21. und vorletzten Grand-Prix-Wochenendes der Saison 2022. Vor zwei Wochen fing er sich in Mexiko einen weiteren Strafpunkt ein, nachdem er nur wenige Tage zuvor in den USA schon zwei kassiert hatte.

In der Sünderkartei der Königsklasse setzte er sich damit an die Spitze vor AlphaTauri-Teamkollege Yuki Tsunoda, der acht Strafpunkte auf seinem Konto hat. Für Gasly ist es kaum nachvollziehbar, dass er kurz davor steht, als Sicherheitsrisiko eingestuft zu werden. "Nach der Saison, die ich gefahren bin, habe ich nicht das Gefühl, dass ich in den letzten zwölf Monaten eine besondere Gefährdung dargestellt habe", erklärt er.

Formel 1 Rennsperre droht! Muss Gasly 2023 zuschauen? (09:53 Min.)

Gasly fürchtet Nachteile in 2023

Bei noch zwei ausstehenden Rennen besteht nicht die Möglichkeit, auf eine Amnestie mit dem Ende der Saison zu spekulieren. Die Strafpunkte sind in der Formel 1 zwölf Monate gültig und Gaslys Vergehen stammen allesamt aus 2022. Er fürchtet, dass ihn eine Rennsperre im kommenden Jahr noch deutlich härter treffen könnte, als es im Schlussakkord seiner AlphaTauri-Laufbahn der Fall sein würde.

"Ich will 2023 alle Rennen fahren und alle Chancen haben, für Alpine zu performen. Da steht natürlich viel auf dem Spiel. Niemand weiß, was 2023 passiert. Ich könnte zum Beispiel ein fantastisches Auto haben und um die Weltmeisterschaft kämpfen. Da kann ich kein Risiko eingehen, für ein Rennen gesperrt zu werden und alle meine Hoffnungen auf einen Titel zu verlieren", so der 26-Jährige, der nächste Saison an der Seite von Esteban Ocon für das französische Werksteam an den Start gehen wird.

Reglement bestraft Fahrer zu hart

Seitdem das Strafpunktesystem 2014 eingeführt wurde, erreichte noch kein Fahrer die für eine Sperre nötigen zwölf Punkte. Gasly versucht mit allen Mitteln, die unrühmliche Pionierleistung in seinem Lebenslauf zu verhindern. "Es ist eine sehr knifflige Situation. Ich habe viele Gespräche mit der FIA geführt, um eine Lösung zu finden", sagt der 106-fache Grand-Prix-Teilnehmer.

In Mexiko und den USA erhielt er Strafpunkte für das Abdrängen von Lance Stroll, einen zu großen Abstand hinter dem Safety Car sowie einer nicht korrekt abgeleisteten 5-Sekunden-Strafe. "So wie die Regeln momentan sind, ist es für die Fahrer sehr streng und die Strafen sind sehr hart, selbst wenn es sich nicht um gefährliches Fahren handelt. Die Strafen können definitiv massive Auswirkungen auf die Team- und Fahrerweltmeisterschaft haben", mahnt Gasly.

Gasly will Super-GAU in Brasilien abwenden

Der Brasilien GP ist, was die Möglichkeit weiterer Strafpunkte angeht, besonders kritisch. Die Rennstrecke von Interlagos fördert hartes Racing. Hinzu kommt ein Wetterbericht mit hoher Regenwahrscheinlichkeit sowie das Sprintformat, das neben dem Grand Prix eine weitere intensive Session bietet. Gasly will den Super-GAU abwenden, bevor es zu spät sein könnte.

"Ich hoffe, dass wir noch Gespräche führen können, um vor dem Wochenende eine Lösung zu finden und zu vermeiden, dass wir in die dumme Situation geraten, dass ich für ein Rennen gesperrt werde", sagt er. Eine Neuausrichtung des Reglements wäre nicht nur in seinem Sinne: "Das wäre für mich schrecklich und definitiv auch nicht die Art und Weise, wie ich den Sport als Kind kennengelernt habe. Ich denke nicht, dass das der richtige Ansatz ist. Hoffentlich finden wir für 2023 eine gute Richtlinie."