Daniel Ricciardo steht kurz vor seinem Abschied aus der Formel 1. Der Australier verlässt mit Saisonende McLaren und scheidet damit vorerst aus der Königsklasse aus, eine Rückkehr in der Zukunft ist ungewiss.

In den letzten Rennen sah es nach einem ganzlosen Abschied aus, während Ricciardo ratlos von einer Enttäuschung in die nächste schlitterte. Das Rennen in Mexiko wirkte auch eher trübe - bis zum Boxenstopp. Da steckte man ihm frische Soft-Reifen auf und hauchte dem Routinier damit neues Leben ein.

Ricciardo-Wahsinn im zweiten Stint

"Als ich aus der Box kam, fühlte sich der Reifen einfach so viel besser an", freute Ricciardo sich. Er sei mit dem responsiven Gefühl, das ihm der Reifen gab, gut zurechtgekommen: "Es fühlte sich an, als ob ich volll unter Kontrolle hatte, deshalb dachte ich mir: Lass mal sehen, was in diesem Reifen steckt", so Ricciardo.

In dem C4-Pneus von Pirelli steckt offensichtlich einiges an Performance. Denn nach dem Stopp lag die Pace von Ricciardo plötzlich deutlich über jener seiner direkten Konkurrenten. "Ich blieb relativ konstant. Deshalb pushte ich härter und versuchte später zu managen. Dabei hatte ich viel mehr Pace", sagte er.

Erstmals seit langer Zeit habe Ricciardo also wieder jenes Gefühl gehabt, das ihm den Großteil der Saison abgegangen war. Während Norris in vielen Rennen zusätzliche Leistung aus dem McLaren MCL36 quetschen konnte, bekam der Noch-McLaren-Fahrer in vielen Rennen nicht das richtige Feedback von seinem Boliden.

Strafe nach Tsunoda-Crash macht Ricciardo das Leben schwer

Dabei schien Platz 7 dennoch außer Reichweite, vor allem nachdem Ricciardo in der 50. Runde in Kurve 6 ein überambitioniertes Manöver gegen Yuki Tsunoda ritt, bei dem er den Japaner aus dem Rennen bugsierte. Die Stewards erteilten ihm dafür eine 10-Sekunden-Strafe. Ricciardos Analyse zum Unfall: "Ich übernehme den Großteil der Verantwortung, aber ich denke nicht, dass ich zu 100 Prozent die Schuld an dem Unfall trage."

Möglich gemacht wurde die späte Aufholjagd und damit auch P7 durch die McLaren-Strategie. Im Gegensatz zu den meisten Mittelfeld-Piloten verlängerte McLaren den ersten Stint und wagte mit Ricciardo den Tausch auf Medium-Reifen. "Als die anderen an die Box fuhren, war ich nicht sonderlich dazu angetan, ihnen zu folgen. Denn dann fahr ich einfach ihr Rennen und bleibe dahinter", erklärte Ricciardo.

Der achtfache Grand-Prix-Sieger ist überzeugt: Der Schlüssel auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez war, dass er sich auf sein eigenes Rennen konzentrierte und nicht zu sehr auf die strategischen Entscheidungen der Konkurrenz reagierte. Mit den überraschend starken und langlebigen Soft-Reifen war er auf den letzten Runden einer der schnellsten Fahrer auf der Strecke und überholte nicht nur Valtteri Bottas, Fernando Alonso sowie Esteban Ocon, sondern konnte sogar noch den benötigten 10-Sekunden-Vorsprung auf den Franzosen herausfahren.