Die Formel 1 entscheidet am Donnerstag in Mexiko über die Zulässigkeit von Alpines Einspruch gegen Fernando Alonsos Strafe in den USA. Der Spanier hatte nach einem Protest von Haas in Austin seinen hart erkämpften siebten Platz verloren. Bei den rechtlichen Schritten von Alpine geht es aber nicht alleine darum, die für die Konstrukteurswertung wichtigen Punkte zurückzuholen. Für Fernando Alonso steht die Integrität der F1 auf dem Spiel.

"Alles in allem habe ich keine Zweifel, dass hier die falsche Entscheidung getroffen wurde - denn sollte das die richtige Entscheidung gewesen sein, haben wir in der Formel 1 in Zukunft ein riesen Problem", mahnt Alonso in der Pressekonferenz vor dem Rennwochenende in Mexico City. Der Verlust seines Resultats war für ihn nach dem Kraftakt am vergangenen Sonntag schwer hinzunehmen.

"Es ist natürlich sehr enttäuschend. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt für mich. Wir sind von hinten gestartet, waren schon auf Platz sechs, hatten dann den Unfall und waren wieder letzter. Dann sind wir Siebter geworden und am Abend wieder aus den Punkten geflogen. Das war ein Auf und Ab, den ganzen Tag", erklärt der 41-Jährige.

Illegaler Haas-Protest darf nicht Schule machen

Gegen die eigentliche Strafe, ein Drive-Through-Penalty der in eine 30-Sekunden-Strafe umgewandelt wurde, kann Alpine per Reglement nicht vorgehen. Deshalb gehen die Franzosen gegen den Aktion vor, der zur Sanktion durch die Offiziellen führte. Für Alonsos Bestrafung hatte im Nachhinein ein Protest von Haas gesorgt. Dieser hätte eigentlich innerhalb von 30 Minuten nach Veröffentlichung des vorläufigen Rennergebnisses gemacht werden müssen, doch der Rennstall rund um Teamchef Günther Steiner war damit 24 Minuten zu spät dran.

"Wir protestieren, da sie die Zeit nicht eingehalten haben. Es geht darum, den Protest rückgängig zu machen, weil er außerhalb der Deadline eingereicht wurde. Das ist schlichtweg illegal", stellt Alonso klar und betont die Wichtigkeit des Einspruchs. "Sonst ist es bald okay, wenn ein Protest 20 Minuten zu spät ist. Ist ein Monat dann zu spät, eine Stunde, oder sind zehn Jahre zu spät? Wann ist es zu spät? Diese Dinge können wir uns nicht leisten."

Ebenso inakzeptabel ist für ihn die Begründung seiner Strafe. Sein Alpine beschädigter Alpine wurde weder während des Rennens noch bei der technischen Untersuchung danach von den Offiziellen beanstandet. "Sie haben die schwarz-orangene Flagge nicht gezeigt. Also dachten sie, dass das Auto sicher ist. Es kam ins Parc Ferme und hat die technische Untersuchung bestanden", sagt er.

Alonso sieht Vorgehen der FIA als schlechtes Zeichen für die Zukunft

Alpine hinterher die Verantwortung für ein vermeintlich unsicheres Auto zuzusprechen, findet er falsch. "Im Auto wissen wir manchmal gar nicht, was kaputt ist und welche Aerodynamik-Teile abfallen könnten. Wir verlassen uns auf den Renndirektor und fahren einfach so schnell wir können", so Alonso. Dass das Versäumnis der Offiziellen im Nachhinein auch noch in einer Strafe mündet, ist für ihn ein Unding.

"Wir können nicht zulassen, dass solche Dinge nach dem Rennen entschieden werden. Dann begeben wir uns auf ein wildes Gebiet. Das ist so, als ob du ein Auto für ein Überholmanöver bestrafst, bei dem ein anderes Auto gerade im Kies war, aber keine gelben Flaggen gezeigt wurden. Dann wurde das Überholmanöver vollzogen und hinterher sagen sie dir, dass es nicht regulär war, weil da eine gelbe Flagge hätte sein sollen. Die war aber nicht da, weil der Streckenposten oder der Renndirektor es nicht richtig gemacht hat", führt Alonso einen Vergleich an.

In den Augen des zweimaligen Weltmeisters gibt es damit neben der von Haas verpassten Protest-Frist noch einen zweiten grundlegenden Formfehler, der so nicht stehengelassen werden kann. "Das ist ein wichtiger Tag für unseren Sport. Der siebte Platz ist mir egal, ich kämpfe nicht um die Weltmeisterschaft. Aber wenn das so durchgeht, machen wir die Büchse der Pandora auf", so Alonso.

Alonso kann Bedenken bei kaputten Autos nachvollziehen

Für Haas ging es beim Protest ebenfalls darum, Klarheit zu schaffen. Kevin Magnussen war in der Saison 2022 bereits drei Mal durch die Rennleitung mit der schwarzen Flagge mit dem orangenem Punkt für Reparaturen an die Box gezwungen worden. Dass die Konkurrenz in einer identischen Situation davonkommt, wollte sich der Ferrari-Kunde nicht bieten lassen.

Prinzipiell hat Alonso kein Problem mit diesem Vorgehen. "Vielleicht muss diese Flagge häufiger angewendet werden. Das ist etwas, das die FIA und die Teams checken müssen. Die Autos haben sich in den letzten 50 Jahren extrem verändert. Es gibt jetzt viele Aero-Teile, die in den Rennen grenzwertig sein können. Wir müssen nur sicherstellen, dass es eine anständige Regel gibt", sagt er.