Das letzte Wort im USA-GP ist noch nicht gesprochen. Nachdem Haas am Sonntag mit einem spätabendlichen Protest eine nachträgliche Stop-and-Go-Strafe gegen Fernando Alonso provozierte und dem Alpine-Piloten dadurch ein Punkteergebnis kostete, kontert dessen Team nun mit einem Gegen-Protest.

Haas hatte nach dem Rennen argumentiert, dass Alonsos Auto nach dem Crash mit Lance Stroll ab Runde 22 unsicher gewesen sei. Der rechte Rückspiegel war abgeknickt, und hatte sich in Runde 48 sogar auf der Strecke gelöst. In einer Anhörung stimmten dem FIA-Cheftechniker Nikolas Tombazis und der Technische Delegierte der Formel 1 Jo Bauer zu, worauf die Stewards basierend auf diesen Experten-Meinungen die Stop-and-Go-Strafe aussprachen.

Alonsos Unfall mit Lance Stroll löste den Spiegelschaden aus, Foto: LAT Images
Alonsos Unfall mit Lance Stroll löste den Spiegelschaden aus, Foto: LAT Images

Alpine arbeitete sich durch die um 20:53 Uhr in Austin eingelangte Entscheidung, und kündigte zwei Stunden später schließlich einen Gegen-Protest an. Im Zentrum steht aber nicht Haas, sondern das Vorgehen der FIA beim Protest-Verfahren.

Alpine schießt sich auf FIA-Verhalten in Austin ein

Zuerst beklagt Alpine, dass die FIA-Rennleitung unter Niels Wittich zu keinem Punkt im Rennen es als notwendig erachtete, das Team auf ein "unsicheres" Auto hinzuweisen. Tatsächlich hatten die Stewards in ihrer Entscheidung festgehalten, dass Haas schon während dem Rennen zwei Mal die Rennleitung kontaktiert und um Handlung gebeten habe.

Formel 1: Haas schwärzt Alonso an! Warum sind alle Punkte weg?: (11:39 Min.)

Doch Alonso wurde nie die schwarz-orangene Verwarnungsflagge gezeigt, welche einen Zwangs-Boxenstopp zur Reparatur zufolge gehabt hätte. Tatsächlich wurde nicht einmal Alpine per Funk darauf hingewiesen. Und das, obwohl man auf der anderen Seite Haas versichert hatte, dass man sich die Situation ansehen würde.

Für Alpine zeigt das: Die Rennleitung hielt das Auto während dem Rennen für sicher. Das unterstreicht das Team mit dem Hinweis darauf, dass der Technische Delegierte Jo Bauer Alonsos Auto nach dem Rennen bei der technischen Abnahme als legal erklärte.

Tatsächlich beginnt hier aber eine Begriff-Reiterei. Bauer erklärte das Auto für legal. Als er und FIA-Techniker Nikolas Tombazis danach in der Anhörung vor den Stewards aussagten, lieferten die beiden lediglich eine Experten-Meinung ab - und nannten ein Auto mit losem oder fehlendem Spiegel "unsicher", aber nicht illegal. Darauf basierten die Stewards ihre Entscheidung, in deren Zentrum die Frage nach der Sicherheit steht. Nicht nach der Illegalität.

Alpine protestiert Formfehler: Protest zu spät

Alonso wurde also im Sinne der Sicherheit bestraft - mit der Folgerung der Stewards, dass es am Ende in der Verantwortung des Teams läge, die Sicherheit des Autos zu gewährleisten. Daher nimmt Alpine als erfolgversprechendere Zielscheibe einen anderen Teil des Haas-Protests her, um die Strafe rückgängig zu machen. Man zweifelt an, ob die Zulassung korrekt war. Denn wie die Stewards selbst danach feststellten, hatte Haas die Deadline für einen Protest gegen einen Regelverstoß in einem Rennen um 24 Minuten verpasst.

So ein Protest muss 30 Minuten nach der Veröffentlichung des provisorischen Klassements - in Austin 16:09 Uhr Ortszeit - geschehen. Die Stewards können einen zu spät eingereichten Protest aber zulassen, wenn es in ihren Augen nicht möglich war, die Deadline aus irgendeinem Grund einzuhalten, und genau so urteilten sie in Austin.

Warum die Deadline als "nicht erfüllbar" eingestuft wurde, geht aus der offiziellen Stewards-Entscheidung nicht hervor. Diese Frage muss jetzt im Alpine-Protest beantwortet werden.

Die spätabendlichen Entwicklungen kamen für viele zu spät. Der Großteil der Formel 1 hatte da den Circuit of the Americas bereits verlassen, in schon einer Woche geht es in Mexiko weiter. Konkrete Informationen vonseiten der FIA gibt es noch nicht. Die Verhandlung des Protests am Donnerstag in Mexiko erscheint wahrscheinlich.

Update - Montag, 20:15 Uhr MEZ: Die FIA setzt offiziell eine Anhörung für den Donnerstag in Mexiko um 18:00 Uhr Ortszeit, das ist 01:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit, an. Die Anhörung wird per Videokonferenz stattfinden. Hier wird lediglich festgestellt, ob der Alpine-Protest zulässig ist.