Lando Norris lieferte sich in der Schlussphase des Rennens ein Duell mit Fernando Alonso: McLaren gegen Alpine, wie in der Konstrukteurs-WM. Mit besserem Ausgang für Norris, schon vor der Spiegelei-Flaggen-Strafe von Alpine. Der McLaren-Pilot musste aber das ganze Wochenende zu Schmerzmitteln greifen. Nicht wegen Alonso, sondern den vorherrschenden Streckenbedingungen in Austin.

Norris kämpfte mit Pech, der Strategie und Fernando Alonso

"Offensichtlich hatten wir ein gutes Rennen, aber es war teilweise richtig schwierig", analysiert Lando Norris seinen sechsten Platz beim Großen Preis der USA. Der McLaren-Pilot trotzte seinen Konkurrenten, obwohl das Glück zu wünschen übrig ließ. "Gleich zu Beginn in Kurve eins musste ich Carlos ausweichen. Dabei habe ich sicher drei oder vier Plätze verloren."

Norris im Kampfmodus, Foto: LAT Images
Norris im Kampfmodus, Foto: LAT Images

Nach schwierigem Beginn lief es dann eine Zeit lang gut für Lando Norris. "Dann kam das Safety Car und einige Fahrer, darunter Fernando Alonso machten einen Overcut gegen mich." Trotzdem gelang dem jungen Briten im letzten Stint eine Positionsverbesserung von P12 auf P6. "Ich dachte, dass mehr Leute nochmal an die Box fahren würden", verteidigte Norris die Strategie seines Teams.

20 Runden vor Schluss war er schließlich 18 Sekunden hinter Fernando Alonso. "Als ich das hörte, dachte ich nur: Oh nein!" Zudem waren vier andere Autos zwischen ihm und dem Spanier. "Aber ich wusste: Es gibt eine kleine Chance, dass ich Fernando in den letzten Runden noch erwische. Dafür musste aber alles perfekt laufen."

McLaren-Duell: Alt gegen Jung

Zusätzlicher Ansporn für einen Schlusssprint. "Ich durfte keine Fehler machen. Und es hat geklappt!", freute sich Norris. Der DRS-Effekt war am Circuit of the Americas mit etwa sechs Zehnteln pro Runde (inklusive Rückenwind) groß. Das hätte ihm auf seiner Aufholjagd sehr geholfen. Und er profitierte indirekt von Alonsos Unfall mit dessen zukünftigen Aston-Martin-Teamkollegen Lance Stroll.

"Ich weiß nicht genau, wie viel Schaden Fernando hatte. Meiner am Frontflügel und der Verkleidung am linken Vorderreifen kosteten mich etwas Downforce und Rundenzeit. Aber er hatte vermutlich mehr als ich!", schätzt Norris. Live gesehen hätte er Alonsos Aufstieg nicht: "Leider. Ich versuche ja immer, während des Rennens so viel TV wie möglich zu schauen!"

Norris' Vertrauensperson im Fahrerlager: Alonso

Heranfahren ist eine Sache, vorbeikommen an einem Fernando Alonso eine andere. "Ich steckte etwas hinter ihm fest, bis er dann in Kurve elf einen Fehler machte", berichtet Norris. "Es war ein sehr enges Duell, wir hatten einige Momente. Manchmal schaute ich in den Spiegel und dachte: Jetzt kracht es gleich!" Das Problem hatte Fernando Alonso mit seinem verlorenen Spiegel bekanntlich nicht (mehr). Alonso sei aber Norris' bevorzugter Duellpartner: "Wenn es einen Fahrer am Grid gibt, dem ich mehr als allen anderen vertraue, dann ist das Fernando."

"Er ist zwar der letzte Fahrer, gegen den du ein paar Runden vor Schluss fahren willst, aber auch der fairste und respektvollste", streut Lando Norris dem ehemaligen McLaren-Piloten Rosen. Nicht so begeistert war der 22-Jährige von den Bedingungen der Strecke. Die vielen Bodenwellen und der schlechte Zustand der Strecke bereiteten ihm gesundheitliche Probleme.

Viel Respekt zwischen Norris und Alonso, Foto: LAT Images
Viel Respekt zwischen Norris und Alonso, Foto: LAT Images

Norris vs. die Rennstrecke in Austin

Der Circuit of the Americas wurde im Januar neu asphaltiert. Problem dabei: Nicht überall. "Ich musste eine hohe Dosis an Kopfschmerztabletten nehmen. Die vielen Bodenwellen machen mir wirkliche Probleme", klagt Norris. "Das fühlt sich an wie innere Abschürfungen im Kopf oder so." Schon beim Trackwalk seien ihm die Unebenheiten, Löcher und Risse auf der Strecke aufgefallen.

"Das ist nicht der Standard der Formel 1, das sollte wirklich nicht sein", nimmt Norris die Veranstalter in die Mängel. "Die eine Hälfte, die sie neu asphaltiert haben, war ja besser. Aber trotzdem nicht so gut, wie es sein sollte." Dazu kämen die neuen Autos. "Im letzten Jahr hätte sich vermutlich keiner beschwert. Aber jetzt in den neuen Autos beklagen wir uns eigentlich immer!"

McLaren aus eigener Kraft nicht stark genug?

Nicht beklagen will sich Lando Norris über seine Leistung dieses Wochenende. "Die Astons waren deutlich schneller als wir, aber sie machten mit Unfällen und bei Boxenstopps viele Fehler. Da haben wir einfach einen besseren Job gemacht", lobt Norris sein Team aus Woking. "Ich war von schnelleren Autos umgeben."

Und auf ein Missgeschick von Aston Martin, oder Motorenprobleme bei Alpine hoffen. "Sie müssen viele Fehler machen. Was sie getan haben." Zumindest in Austin. Aber das sei eben nicht immer der Fall, das schlägt sich auf das Gemüt des McLaren-Piloten. "Ich gehe derzeit nicht mit wirklich viel Selbstbewusstsein in ein Rennwochenende. Oft landen die anderen Autos vor mir, und ich kann nichts dagegen machen."

Trotz der Kopfschmerzen wegen der Strecke (und vielleicht der fehlenden Pace des MCL36) freut sich Lando Norris auf Mexiko. "Keine Ahnung, ob wir gut oder schlecht sein werden." In dieselbe Kerbe schlägt Teamchef Andreas Seidl: Hinter Red Bull, Ferrari und Mercedes ist es schwer vorherzusagen, wer das beste Auto haben wird." Abwarten, so das Motto.