Mercedes und Red Bull haben in der Formel 1 ein belastetes Verhältnis. Im Titelkampf während der Saison 2021 gingen die Wogen hoch und es kam beinahe wöchentlich zu verbalen Spitzen gegen das jeweils andere Team. Rund um den bestätigten Budget-Cap-Verstoß von Red Bull kam es zu weiteren scharfen Wortgefechten zwischen den beiden Weltmeister-Rennställen der Hybrid-Ära.

Doch nach der tragischen Nachricht über den Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz am Samstagabend legt Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Rivalität der beiden Topteams zur Seite. Stattdessen würdigt er die Leistungen seines verstorbenen Landsmannes in höchsten Tönen.

Wolff adelt Mateschitz: Unglaubliche Leistungen erbracht

"Er war ein Mann, der größer war als das Leben. Was er in Österreich geleistet hat, für den Fußball, für Eishockey und in Rennsport-Programmen, ist unglaublich", sagte Wolff und griff sogar zu Superlativen um das Formel-1-Investment von Mateschitz zu beschreiben. "Er hat wahrscheinlich den größten Beitrag einer einzelnen Person in der Formel 1 geleistet", behauptete er.

Doch als größten Erfolg des häufig als Marketing-Genie beschriebenen Geschäftsmannes, nannte Wolff keine direkt sportlichen Aktivitäten, sondern den Aufbau des Energy-Drink-Konzerns und die Pflege von dessen Image. "Ich denke die größte Leistung war die Schaffung einer Marke. (Andere) Unternehmen nehmen, viele Milliarden Euro ein, aber einen komplett neuen Markt aufzubauen und ein Produkt zu erfinden, das nur in Thailand existierte und es zu einem globalen Player aufzubauen, steht weit über dem", huldigte Wolff den gebürtigen Steirer.

"Das stellt alles in den Schatten, was es rund um den Sport gegeben hat", bilanzierte Wolff das Vermächtnis von Mateschitz. Den Einsatz des Konzerngründers für Sport illustrierte das Formel-1-Oberhaupt von Mercedes mit einer Erinnerung an ein Gespräch mit ihm: "Ich erinnere mich, dass er mir einmal gesagt hat: 'Ich habe kein Problem damit ein Sportprojekt zu betreiben und dabei Geld zu verlieren, solange ich Freude daran habe'. Es gibt nicht viele Unternehmer, die das sagen würden".

Wolff erinnert sich an Red-Bull-Vergangenheit

Wolff und Red Bull und damit zwangsläufig auch Dietrich Mateschitz verbindet eine Geschichte, die weit über die Rivalität mit dem Formel-1-Team des Energy-Drink-Konzerns hinausgeht. Tatsächlich war Toto Wolff in seiner Rennfahrer-Karriere selbst einst in Red-Bull-Farben unterwegs. Der inzwischen 50-Jährige feierte seine wohl größten Erfolge als Pilot mit Red-Bull-Sponsoring, darunter den Sieg bei den 24-Stunden von Dubai 2006 sowie mehrere weitere Klassensiege und Erfolge bei Langstrecken-Rennen.

"Ich war stolz, diese Farben als junger GT-Fahrer zu tragen. Es war damals prestigeträchtig, ein Red-Bull-Fahrer zu sein", erinnert sich Wolff. Auch abseits der Rennstrecke traf er noch mehrmals auf den Red-Bull-Gründer. "Ich hatte das Glück, dass ich manchmal in den berühmten Hangar 7 eingeladen wurde", so Wolff.

Die Gespräche mit Mateschitz hätten Wolff sehr beeindruckt, gestand er. "Er war immer sehr reflektiert. Es begann immer als ein Gespräch über Mercedes und Red Bull, es ging über Stunden und am Ende landeten wir in einer sehr persönlichen Diskussion über Familie und alles. Das genoss ich sehr", erzählte Wolff.