Der Motorsportweltrat der FIA hat bei seiner Sitzung am Mittwoch in London Regeländerungen in der Formel 1 beschlossen. Auch für die aktuelle Saison gibt es noch Klarstellungen. Für 2023 wurden in London weitere Verbesserungen der Sicherheit beschlossen und eine interessante Regellücke geschlossen.

Ab sofort gilt in der Formel-1-Saison 2022 Version 9 des Sportlichen Reglements. Dabei wurden Teile von Artikel 41 und Artikel 42 komplett neu geschrieben, in denen die Startaufstellung definiert wird. Bislang gab es Unklarheit darüber, wie genau Strafen angewandt werden.

Wurden mehrere Piloten strafversetzt und hatten im schlimmsten Falle auch noch unterschiedliche Strafkategorien angesammelt, ließ das Reglement bislang Spielraum für Interpretationen. Deshalb kam es in Monza nach dem Qualifying auch zu Diskussionen, welcher Fahrer nun auf welcher Position startet. Damit ist nun Schluss.

Strafen werden nur noch in zwei Kategorien geteilt. Bis zu 15 Plätzen wird die Strafe auf das Qualifikationsergebnis gerechnet. Sollten mehrere Piloten dabei auf einer Position landen, hat der Pilot ohne Strafe Vorrang. Landen mehrere Piloten mit Strafe auf der gleichen Position, hat derjenige mit dem besseren Qualifying-Ergebnis Vorrang.

Die zweite Kategorie bilden Piloten mit mehr als 15 Plätzen Strafversetzung, sie müssen automatisch ans Ende des Feldes. Dabei ist es egal, ob die Strafe auf neue Motor-, Getriebekomponenten oder sportliche Verfehlungen zurückgeht. Gibt es mehrere Piloten, die in die zweite Kategorie fallen, fahren diese ihre Reihenfolge ganz normal in der Qualifikation aus.

Damit haben sich die Regeln nicht geändert, sie wurden lediglich genau definiert. Bislang gab es interne Richtlinien, die genau so in Monza angewandt wurden. Nun gibt es aber für alle Beteiligten Klarheit.

Klarheit gibt es nun auch darüber, was bei Reifentests erlaubt ist und was nicht. Bei den Tests nach Saisonende in Abu Dhabi dürfen Setup-Änderungen vorgenommen werden, neue Teile dürfen aber nicht getestet werden. Bei den übrigen Pirelli-Tests darf weder an der Konfiguration noch am Setup Hand angelegt werden - außer FIA und Pirelli verlangen das.

Formel 1: Regeländerungen für 2023

Für 2023 gibt es ebenfalls Änderungen. Wie bereits angekündigt wird es an zwei Wochenenden zu einem leicht veränderten Qualifying-Format kommen. Pirelli will versuchen, weniger Reifen zu liefern, ohne dabei zu Show zu verschlechtern. Deshalb darf bei diesen zwei Qualifying-Sessions im Q1 nur der Hard-Reifen eingesetzt werden, im Q2 nur der Medium und im Q3 ausschließlich der Soft. Somit werden über das Rennwochenende zwei Sätze pro Fahrer eingespart.

Eine kleine Lücke im Reglement wird auch noch geschlossen: Nach Sessionende müssen die Boliden zur Kontrolle einen Liter Benzin im Tank haben. Diese Regelung galt bereits für Training, Qualifying und (Sprint-)Rennen. Allerdings durfte man nach dem Rennen das Auto direkt nach Zielüberfahrt abstellen und der eine Liter genügte. Im Qualifying musste zusätzlich noch die Menge Benzin an Bord sein, die man für die Fahrt zurück an die Box benötigt hätte. Das gilt ab 2023 auch für Rennen und Sprint.

Außerdem wird einmal mehr die Sicherheit verbessert, aktiv sowie passiv. Bereits 2022 testete man in Freien Trainings größere Rückspiegel. Die neuen Dimensionen sind zwar ästhetisch kein Fortschritt, dafür aber bei der Sicherheit. Der Tote Winkel wird dadurch kleiner.

Zusätzlich hat man nach dem Unfall von Guanyu Zhou die angekündigten Änderungen am Überrollbügel finalisiert. Dabei hat man bei den Kräften und bei der Testmethodik nachgeschärft. Das hat man auch bei der Definition der Bremskreisläufe. Hier soll es nun keinen Spielraum mehr für Interpretationen geben.

FIA informiert über Budget Cap und Suzuka-Zwischenfälle

Neben dem Reglement standen beim WMSC-Meeting auch noch andere Dinge auf der Tagesordnung. Unter anderem hat man die Mitglieder über die aktuellen Diskussionen rund um die Budget-Cap-Verstöße von Red Bull und Aston Martin informiert. Details dazu wurden allerdings nicht veröffentlicht.

Auch Themen aus Suzuka wurden diskutiert. Dabei ging es um den Beinahe-Zusammenstoß zwischen Pierre Gasly und einem Streckensicherungsfahrzeug und der Farce rund um die Punktevergabe. Konsequenzen daraus soll es kurz- und mittelfristig geben. Nähere Informationen sollen in Kürze folgen.