Die Formel-1-Rennleitung hat nach dem chaotischen Regenrennen in Japan am Sonntag schon ihr Fett wegbekommen. Einerseits sorgte die kuriose Titelentscheidung für Kritik, andererseits musste man sich aber für den fragwürdigen Einsatz eines Traktors während der Safety-Car-Phase rechtfertigen, den zahlreiche F1-Fahrer als fahrlässig und zu gefährlich abstempelten.

Doch sollte auch das Startprozedere an sich noch einmal unter die Lupe genommen werden? Denn etwas überraschend wurde in der Rennleitung die Entscheidung getroffen, den Grand Prix trotz einer sehr nassen Strecke mit einem stehenden Start aufzunehmen anstatt hinter dem Safety Car.

Japan GP: Chaos in Runde 1

Das erwartbare Resultat war Chaos auf der ersten Runde: Sebastian Vettel verunfallte nach einer Berührung mit Fernando Alonso schon vor Kurve 1, in der Haarnadel drehte sich anschließend Guanyu Zhou. Carlos Sainz sorgte in Kurve 12 für einen schweren Unfall, Pierre Gasly kollidierte mit einem auf die Strecke geschleuderten Werbebanner und auch Alexander Albon stellte mit Unfallschäden ab.

Albon beschwerte sich nach seinem Ausfall über die Bedingungen: "Die Sichtverhältnisse waren nicht existent, ich konnte nur wenige Meter weit sehen". Bereits in den wenigen Kurven, die er absolvierte, schimpfte er über die mangelnde Sicht. Auf das Wetter führte der Williams-Pilot auch seine Kollision mit Kevin Magnussen in der Startphase zurück, die letztendlich zu seinem Ausfall führte.

Er beschrieb wie dramatisch die Sicht beeinträchtigt war: "Die Autos weiter hinten im Feld konnten nicht in einer geraden Linie fahren, ich musste die weiße Linie am Streckenrand benutzen, um zu wissen, wo auf der Strecke ich mich befand". Selbst die Onboards, auf denen von der Strecke kaum etwas zu erkennen ist, geben laut Albon noch immer nicht wieder, wie schlimm es für die Fahrer im Cockpit gewesen sei.

Nicholas Latifi: Schlimmer als Spa

"Ich weiß nicht, ob es speziell an dieser Strecke liegt, aber es waren die schlimmsten Bedingungen, die ich jemals erlebt habe. Es war ein Ratespiel", erklärte der Thailänder. Nicholas Latifi legte sogar noch einen drauf. "Es ist wahrscheinlich fünfmal so schlimm wie letztes Jahr in Spa", funkte der Kanadier nach der Startphase aus dem Cockpit.

Im Gegensatz zum Rennen in Suzuka entschied sich die Formel-1-Rennleitung beim Belgien-GP 2021 nach einigen Runden hinter dem Safety Car dazu, das Rennen nicht freizugeben. Das Problem war dasselbe wie damals. "Es ist fahrbar auf den Intermediates, aber die Gischt ist so extrem", so Latifi.

Mick Schumacher griff nach dem Rennen ebenfalls zu harten Worten, um die Sichtverhältnisse zu beschreiben. In einem Interview stellte er auf die Verhältnisse angesprochen die Gegenfrage: "Bist du jemals mit verbundenen Augen auf einer Straße gefahren? Das ist genau das, was wir getan haben". Carlos Sainz unterstrich mit seinem Abflug, wie dramatisch die Auswirkungen des Wetters waren. "Ich hatte keine Sicht und versuchte aus dem Wasservorhang von Perez rauszufahren. Ich bekam Aquaplaning und verlor das Auto", beschrieb er seinen Unfall.

Nach dem Crash von Sainz folgte auch umgehend ein Rennabbruch. Dass ein Safety-Car-Start wohl die bessere Entscheidung gewesen wäre, bewies auch der Restart des Rennens nach der zweistündigen Unterbrechung. Obwohl die Rückmeldungen der Fahrer zu den Sicherverhältnissen auf den SC-Runden gemischt waren, entschied man sich für einen Start. Da das Feld sich schnell auseinanderzog, war die Gischt in dem 45-minütigen Sprint früh kein großes Problem mehr.