Mit seinem Sieg beim Großen Preis von Japan holte Max Verstappen seinen zweiten Formel-1-Titel in Folge. Der Niederländer dominierte die Saison 2022 und sicherte sich so schon 4 Rennen vor Schluss erneut die Krone der Königsklasse. Trotz seiner erstaunlichen Dominanz hat Verstappen damit aber keine Rekorde gebrochen, denn einige seiner Weltmeisterkollegen haben ihre Titel genauso schnell oder gar noch früher gesichert. Grund genug einmal zurückzublicken.

Für einen frühen Titel braucht es zwei Faktoren: Einen dominanten Fahrer und eine Konkurrenz, die sich die Punkte möglichst untereinander aufteilt. Selbst wenn ein Pilot immer gewinnt, lässt sich die Weltmeisterschaft lange offenhalten, wenn ein anderer zumeist Zweiter wird. Dazu kommt auch noch der Saisonverlauf, denn eine hohe Punktzahl zu Beginn der Saison ist natürlich notwendig, um einen Titel frühzeitig zu sichern. So war Sebastian Vettels Titelgewinn in seiner 13-Siege-Saison im Jahr 2013 'erst' nach 16 von 19 Rennen fix, weil er die zweite und nicht die erste Saisonhälfte dominierte und seinen gewaltigen Vorsprung so erst gegen Ende des Jahres herausfuhr.

Sebastian Vettel 2011: Vier Rennen vor Schluss

2011 hingegen fuhr Vettel den Titel schon vier Rennen vor Schluss ein, obwohl er 'nur' 11 Saisonsiege vorzuweisen hatte. Im Gegensatz zu 2013 setzte er seine dominanteste Phase bei seinem zweiten Titelgewinn aber schon zu Saisonbeginn. 6 der ersten 8 Rennen gewann der damalige Red-Bull-Pilot, in den restlichen beiden wurde er Zweiter. Dazu kam eine abwechslungsreiche Konkurrenz: Teamkollege Mark Webber, die beiden McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button, sowie Fernando Alonso im Ferrari teilten sich die übrigen Siege und Podestplätze untereinander auf.

Erst gegen Saisonmitte fing auch Button an eine Podestserie hinzulegen, doch da war es bereits zu spät. Obwohl der Brite den fünfletzten Lauf der Saison in Japan gewann, sicherte sich Vettel mit einem dritten Platz in Suzuka vorzeitig den Weltmeistertitel.

In Suzuka 2011 reichte Sebastian Vettel ein dritter Platz zum WM-Titel, Foto: Pirelli
In Suzuka 2011 reichte Sebastian Vettel ein dritter Platz zum WM-Titel, Foto: Pirelli

Nigel Mansell 1992: Fünf Rennen vor Schluss

Der Brite fuhr 1992 von Beginn an die Konkurrenz in Grund und Boden. Er gewann die ersten fünf Rennen allesamt, was zuvor noch keinem Fahrer gelungen war. Mansell nutzte dabei die technische Überlegenheit seines Williams FW14B, der unter anderem mit einem aktiven Fahrwerk ausgestattet war, perfekt aus. Nach 11 Rennen standen 8 Siege und 2 Zweite Plätze zu buche, nur einmal fiel Mansell aus.

Bei Mansells Titelgewinn konnte auch Ayrton Senna nur gratulieren, Foto: LAT Images
Bei Mansells Titelgewinn konnte auch Ayrton Senna nur gratulieren, Foto: LAT Images

Mit einem zweiten Platz beim Ungarn Grand Prix sicherte sich der Mann mit dem berühmten Schnauzer seinen ersten und einzigen Weltmeistertitel. Die Konkurrenz war wieder breit gefächert. Mansells Teamkollege Riccardo Patrese, sowie die beiden McLaren- und Benetton-Piloten trennten in der WM-Tabelle am Ende nur 18 Punkte: Patrese als Vizemeister hatte 56 Zähler, Martin Brundle als Sechster der Wertung 38. Mansell hingegen sammelte unglaubliche 108 Punkte. 92 davon waren nach dem Rennen am Hungaroring bereits eingefahren, denn in den letzten 5 Rennen musste 'Il Leone' dann doch noch drei Ausfälle hinnehmen.

Michael Schumacher 2002: Sechs Rennen vor Schluss

Wer sonst könnte den Rekord halten? In der Saison 2002 dominierte Michael Schumacher auf eine Art und Weise, wie sie die Formel 1 zuvor nicht gesehen hatte. 11 Saisonsiege bedeuteten neuen Rekord. In jedem der 17 Rennen des Jahres stand der Kerpener auf dem Podest und musste sich dabei sogar nur einmal mit Platz 3 begnügen. 144 eingefahrene Punkte waren am Ende fast doppelt so viele, wie die des Vizemeisters.

Michael Schumacher kam 2002 aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus, Foto: Sutton
Michael Schumacher kam 2002 aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus, Foto: Sutton

Dass sich der Ferrari-Pilot den Titel bereits 6 Rennen vor Schluss mit dem Sieg beim Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours sichern konnte, lag aber auch am Pech seines Teamkollegen Rubens Barrichello. Der Ferrari des Jahrgangs 2002 war der Konkurrenz klar überlegen, doch nur Schumacher konnte davon profitieren. In den ersten drei Rennen schied Barrichello zweimal mit Defekt aus und wurde einmal abgeschossen. Bei zwei weiteren Rennen konnte der Brasilianer nicht einmal starten, da der F2002 bereits in der Boxengasse streikte. Dazu musste 'Rubinho' dem Kerpener in Österreich den Sieg nach Teamorder überlassen.

Rubens Barrichello musste Michael Schumacher siegen lassen, Foto: LAT Images
Rubens Barrichello musste Michael Schumacher siegen lassen, Foto: LAT Images

Die Williams und McLaren konnten nicht mit dem Ferrari mithalten und so war Schumacher völlig konkurrenzlos: Nach dem Rennen in Frankreich stand er bei 96 Punkten, Juan Pablo Montoya als Zweiter der Wertung hatte gerade einmal 34 Zähler gesammelt. Am Ende konnte Barrichello doch noch aufdrehen und sicherte sich in den letzten fünf Rennen drei Siege und zwei zweite Plätze, wodurch er mit 77 Punkten doch noch deutlich zweiter der WM-Wertung wurde.

Schumacher hätte in dieser Liste auch zwei weitere Male auftauchen können, denn der Kerpener sicherte sich auch in den Jahren 2001 und 2004 frühzeitig den Titel. So wie bei Sebastian Vettels Titelverteidigung 2011 waren jeweils noch 4 Rennen ausständig, als der Rekordweltmeister sich zum Champion krönte. Damit ist er nicht nur Rekordhalter für den frühesten Titelgewinn, sondern scheint auch in den Top 6 dieser Liste gleich dreimal auf.

Die Dominatoren kürzerer Saisons

Da es in den ersten Jahrzehnten der Königsklasse Saisonen gab, die wesentlich weniger als die 17 Rennen Schumachers im Jahre 2002 beinhalteten, ist die Zahl der noch ausstehenden Rennen kein fairer Vergleich mit den Größen der Vergangenheit. Die allererste Formel-1-Saison 1950 hatte beispielsweise nur einen Umfang von 7 Grand Prix. Um Schumachers Rekord gleichzukommen, hätte der Titel also bereits im ersten Rennen gewonnen werden müssen, was logischerweise unmöglich war. Daher sollen hier noch einige Piloten erwähnt werden, die ihren Titel bemerkenswert früh eintüteten:

Alberto Ascari 1952: Der Titelgewinn des Italieners in Ferrari-Diensten ging im Eiltempo. Nach 6 von 8 Rennen der Meisterschaft lag er bereits uneinholbar vorne. Dies war jedoch noch beindruckender als es sich liest, denn von den 6 Rennen hatte Ascari gar nur 4 bestritten! Diese hatte er selbstverständlich allesamt gewonnen.

Jim Clark 1963 & 1965: Der legendäre Lotus-Lenker aus Schottland dominierte schon bei seinem ersten Titelgewinn. Obwohl er beim Saisonauftakt in Monaco die Punkte verpasste, sicherte er sich bereits nach 7 von 10 Rennen den Titel. Ab dem zweiten Grand Prix des Jahres hatte er 5 Siege und einen zweiten Platz folgen lassen und so der Konkurrenz keine Chance gelassen. Dieses Kunststück wiederholte Clark auch bei seinem zweiten Titel 1965.

Jim Clark dominierte die Saison 1963 und gewann auch sein Heimrennen in Silverstone, Foto: LAT Images
Jim Clark dominierte die Saison 1963 und gewann auch sein Heimrennen in Silverstone, Foto: LAT Images

Jackie Stewart 1969 & 1971: Auch ein weiterer schottischer Weltmeister sicherte sich frühzeitig seine ersten beiden Titel. Sir Jackie Stewart lag 1969 und 1971 nach jeweils 8 von 11 Rennen uneinholbar vorne. In beiden Saisons holte der Tyrrell-Pilot am Ende beinahe doppelt so viele Punkte wie die Vizemeister Jacky Ickx und Ronnie Peterson.

Sir Jackie Stewart dominierte die Saisonen 1969 und 1971, Foto: Sutton
Sir Jackie Stewart dominierte die Saisonen 1969 und 1971, Foto: Sutton