Lewis Hamilton wird ab 2025 kein Mercedes-Fahrer mehr sein. Was wohl kaum jemand für möglich gehalten hatte - erst recht nach einer kommunizierten Vertragsverlängerung bis Ende 2025 - wird nun doch Realität: Der Rekordweltmeister in Rot. Mit dann 40 Jahren gibt Hamilton der Versuchung des Mythos Ferrari nach und wird seinen ersten Formel-1-Boliden aus Maranello um die Strecke bewegen.

Doch Hamilton ist längst nicht der einzige Formel-1-Weltmeister, der bei einem Angebot der Scuderia schwach wurde. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick zurück auf die spektakulärsten Wechsel von Formel-1-Champions zu Ferrari und darauf, wie die Zeit der Fahrer in Rot verlief.

Lewis Hamilton (Mercedes) und Charles Leclerc (Ferrari) feiern auf dem Podium.
Lewis Hamilton wird 2025 Teamkollege von Charles Leclerc, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Alain Prost 1990: Kein Titel und Entlassung vor Saisonende

Als Alain Prost 1990 zu Ferrari stieß, hatte er sich schon längst den Status als einer der besten Formel-1-Fahrer der Geschichte erarbeitet. Dreimal war er mit McLaren schon Weltmeister geworden, doch die Beziehung mit dem britischen Team litt zunehmend unter der Rivalität zwischen Prost und seinem 1988 zum Team gestoßenen jüngeren Teamkollegen Ayrton Senna. Nachdem der Franzose den Brasilianer in einem kontroversen Finale 1989 zum Weltmeistertitel schlagen konnte, verließ Prost McLaren mit den berühmten Worten: "Ich bin ziemlich froh, weg zu gehen, weil es absolut unmöglich wird, mit Ayrton zu arbeiten."

Bei Ferrari nahm Prost wieder die Rolle als klarer Teamleader ein, seinen Teamkollegen Nigel Mansell hatte er 1990 klar im Griff. Doch Ayrton Senna im McLaren war zu stark, trotz fünf Saisonsiegen blieb Prost nach einer erneut kontroversen und titelentscheidenden Kollision mit Senna in Japan nur die Vizeweltmeisterschaft. 1991 war der Ferrari nicht in der Lage, um den WM-Titel mitzukämpfen, es blieb eine sieglose Saison für den Franzosen. Prost kritisierte das Team in der Öffentlichkeit scharf. Ferrari entließ ihn daraufhin ein Rennen vor Saisonende.

Das Ende von Prosts Titel-Traum mit Ferrari: Kollision mit Ayrton Senna in Suzuka 1990, Foto: Sutton
Das Ende von Prosts Titel-Traum mit Ferrari: Kollision mit Ayrton Senna in Suzuka 1990, Foto: Sutton

Nach einem Jahr Auszeit kehrte Prost 1993 in den GP-Zirkus mit Williams zurück. Mit dem FW15C gewann der Franzose 7 von 16 Saisonrennen und krönte sich dominant ein viertes Mal zum Weltmeister. Danach war Schluss: Während Senna sein Williams-Cockpit übernahm, trat Prost als amtierender Weltmeister endgültig zurück.

Michael Schumacher 1996: Erster Ferrari-Titel seit 1983 und WM-Rekord

Michael Schumacher ist der bis heute letzte Fahrer, der als amtierender Formel-1-Weltmeister nach Maranello wechselte. Nachdem er zuvor mit Benetton 1994 und 1995 zwei Titel gewonnen hatte, nahm er sich 1996 der Mission an, Ferrari zur ersten Fahrer-Weltmeisterschaft seit 1979 zu verhelfen.

Doch im Angesicht der großen Williams-Dominanz war er mit Ferrari von WM-Titeln zunächst weit entfernt. 1997 erwies sich der Bolide der Scuderia erstmals als WM-fähig, am Ende zog der Deutsche gegen Jacques Villeneuve im Williams jedoch knapp den Kürzeren. Nach einer Rammstoß-Aktion gegen den Kanadier beim Saisonfinale in Jerez, wurde Schumacher sogar kurzerhand aus der WM-Wertung genommen.

Erster Ferrari-Titel nach 21 Jahren: Michael Schumacher, Foto: Sutton
Erster Ferrari-Titel nach 21 Jahren: Michael Schumacher, Foto: Sutton

Danach sollten bis zum ersten Fahrer-Titel noch drei weitere Jahre vergehen, 1999 gelang bereits der Gewinn der Konstrukteurs-WM. Im Jahr 2000 krönte sich Schumacher als erster Fahrer nach Jody Scheckter 1979 im Ferrari zum Formel-1-Weltmeister. Was darauf folgte ist Geschichte: Bis 2004 gewann er weitere vier Weltmeistertitel, mit insgesamt sieben Weltmeisterschaften ist Schumacher bis heute Rekordweltmeister.

Nach einer Reglementänderung 2005 geriet Ferrari ins Hintertreffen. Ein letzter WM-Kampf 2006 gegen Fernando Alonso blieb ungekrönt. Schumacher trat zurück, kehrte 2010 mit 41 Jahren und dem Mercedes-Einstieg aber wieder in die Formel 1 zurück. Auch wenn er in den drei folgenden Jahren bei der Marke mit dem Stern nicht an alte Erfolge anknüpfen konnte und Teamkollege Nico Rosberg meist unterlegen war, gelang ihm beim Rennen in Valencia 2012 wenigstens noch ein abschließender Podestplatz.

Fernando Alonso 2010: Zweimal dem Himmel so nah

Nachdem es ihm mit seinen WM-Titeln 2005 und 2006 mit Renault gelungen war, die Ferrari-Dominanz zu brechen, waren die zurückliegenden Jahre von Fernando Alonso vor seinem Wechsel zur Scuderia 2010 nicht wie erhofft verlaufen. Mit McLaren überwarf er sich bereits nach einer Saison 2007, nach seiner Rückkehr zu Renault hatte er mit dem WM-Kampf nichts mehr zu tun und fuhr 2009 sogar nur einmal aufs Podest.

Wurde zu Alonsos WM-Killer: Vitaly Petrov im Renault, Foto: Sutton
Wurde zu Alonsos WM-Killer: Vitaly Petrov im Renault, Foto: Sutton

Alonso wollte Ferrari, Ferrari wollte Alonso, und so ließ sich die Scuderia den ersten Spanier im Ferrari seit 1957 einiges kosten. Neben dem Gehalt zahlte Ferrari Kimi Räikkönen einen zweistelligen Millionenbetrag, sodass er trotz gültigen Vertrags 2010 nicht in Rot fuhr. Doch den erhofften dritten WM-Titel konnte Alonso nicht gewinnen: 2010 reiste er zwar als WM-Führender zum Saisonfinale nach Abu Dhabi, doch die Ferrari-Strategie und der Renault von Vitaly Petrov machten dem Asturier einen Strich durch die Rechnung.

Auch 2012 schaffte es Alonso in einem eigentlich unterlegenen F2012, bis zum letzten Saisonrennen im WM-Kampf zu bleiben. Doch erneut musste sich das Gespann aus Alonso und Ferrari dem Red Bull von Sebastian Vettel geschlagen geben. Mit der Einführung des neuen Motorenreglements 2014 schmierte Ferrari endgültig ab, ein frustrierter Alonso kehrte zu McLaren zurück.

Die Rückkehr nach Woking verkam zu einem Desaster: In vier Jahren gelang Alonso nicht ein Podestplatz, Ende 2018 gab er resigniert auf. Nach Gastspielen in der WEC und beim Indy 500 folgte 2021 das Formel-1-Comeback mit Alpine - dem ehemaligen Renault-Team - und 2023 der Wechsel zu Aston Martin. Mit acht Podestplätzen erlebte Alonso 2023 seine erfolgreichste Formel-1-Saison seit 2013. Der Hunger nach dem dritten WM-Titel ist aber nach wie vor nicht gestillt. Liegt die Lösung dafür möglicherweise im Silberpfeil? Toto Wolff wollte dies am Tag nach dem Hamilton-Schock zumindest nicht ausschließen

Kein Happy End im Ferrari: Sebastian Vettel, Foto: LAT Images
Kein Happy End im Ferrari: Sebastian Vettel, Foto: LAT Images

Sebastian Vettel 2015: Singapur-Regen und DHL-Banden

Neben Ferrari war auch Sebastian Vettels Red-Bull-Team ein Leidtragender des neuen Motorenreglements 2014. Nachdem der Heppenheimer mit dem Energy-Drink-Konzern zwischen 2010 und 2013 viermal in Folge die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, fuhr der RB10 mit unterlegenem Renault-Motor der Konkurrenz aus dem Hause Mercedes heillos hinterher. Vettel ließ sich daraufhin von der Aussicht mitreißen, in die Fußstapfen seines großen Idols Michael Schumacher zu treten und der erste Ferrari-Weltmeister seit Kimi Räikkönen 2007 zu werden.

2015 begann vielversprechend, Vettel gewann gleich das zweite Rennen in Rot, doch bis 2017 konnte Mercedes nie ernsthaft gefährdet werden. In dieser Saison führte Vettel die WM lange an, doch Pannen wie die berühmt-berüchtigte Kollision mit Max Verstappen und Teamkollege Räikkönen in Singapur oder Defekte wie in Japan, ließen Vettel im Schlussspurt die Puste ausgehen. Auch 2018 war Vettel lange in aussichtsreicher Position, doch im Regen von Hockenheim - ausgerechnet beim Heimrennen - landete Vettel mitsamt seinem SF71H in Führung liegend in der DHL-Bande der Sachs-Kurve. Danach ging nicht mehr viel.

2019 war Ferrari nicht mehr WM-fähig, Vettel musste sich zudem zunehmend hinter seinem neuen Teamkollegen Charles Leclerc anstellen. Schon vor dem Saisonstart 2020 gab Ferrari bekannt, dass der Vertrag mit dem viermaligen Weltmeister nicht verlängert werden würde. 2021 wechselte Vettel zu Aston Martin, nach einem weiteren Podestplatz und einem schwachen Start in die neue Formel-1-Ära 2022, kündigte der 53-fache GP-Sieger seinen Rücktritt an.

Sebastian Vettel verabschiedete sich Ende 2022 nach 16 Formel-1-Jahren, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel verabschiedete sich Ende 2022 nach 16 Formel-1-Jahren, Foto: LAT Images

Lewis Hamilton 2025: In Rot zum achten WM-Titel?

Nun wechselt 2025 also Rekordweltmeister Lewis Hamilton nach Maranello. Sieben WM-Titel, 103 Siege und 104 Pole Positions hat er seit seinem Formel-1-Debüt 2007 gesammelt. Alle seine 18 Jahre in der Königsklasse des Motorsports wird er zum Zeitpunkt seines Ferrari-Wechsels mit Mercedes-Power im Rücken verbracht haben.

Die Mission 8. WM-Titel scheiterte 2021 in Abu Dhabi spektakulär und kontrovers. Seitdem konnte Mercedes ihm kein WM-Material mehr bieten. Gelingt ihm mit Ferrari endlich der alleinige Formel-1-Rekord und der erste Ferrari-Titel nach über 15 Jahren? Ob das wirklich ein realistisches Szenario ist, das diskutieren Christian und Markus in diesem Artikel: