Der Valencia Street Circuit ist als Rennstrecke längst nur noch eine Randnotiz in 70 Jahren Formel 1. Doch der unter Fans allgemein nicht sonderlich beliebte Straßenkurs im Hafengebiet der spanischen Stadt hat in den Geschichtsbüchern trotzdem einen ganz besonderen Platz. Zu verdanken hat er das dem allerletzten dort ausgetragenen Grand Prix in der Saison 2012.
Der Grand Prix von Europa vor elf Jahren markierte ein denkwürdiges Rennen in den Karrieren zweier Legenden. Fernando Alonso feierte im Ferrari vom Startplatz elf aus einen seiner denkwürdigsten Siege. Diesen Erfolg vor heimischem Publikum werteten nicht nur Fans und Experten sondern auch der zweimalige Champion als die stärkste Performance seiner Laufbahn.
"In einer normalen Welt wären wir niemals in der Lage, dieses Rennen nochmal zu gewinnen", so der Spanier in der Pressekonferenz nach dem Grand Prix. "Wenn wir es noch 100 Mal fahren würden, würden wir 99 Mal nicht Erster werden. Es war ein gutes Zusammenspiel von Strategie, guten Manövern und viel Risiko."
Mindestens genauso glücklich wie der Sieger war an diesem Tag der Drittplatzierte. In seiner letzten Saison in der Formel 1 eroberte Rekordweltmeister Michael Schumacher das 155. und finale Podium seiner einzigartigen Karriere. Nachdem er in seinem Mercedes wenige Wochen zuvor in Monaco sensationell die Pole-Zeit gefahren war, spielte beim letzten Treppchen des damals 43-Jährigen auch das Glück mit.
Schumacher hatte es wie Alonso nicht ins Q3 geschafft und war nur als Zwölfter ins Rennen gegangen. Mit Übersicht, einer guten Pace und einem guten Händchen bei der Safety-Car-Phase in Runde 27 kämpfte er sich zunächst bis auf die fünfte Position vor. In der vorletzten Runde des Rennens sorgte eine Kollision zwischen Lewis Hamilton und Pastor Maldonado für das letzte große Schumi-Highlight in der Formel 1.
Der siebenfache Weltmeister überquerte zwölf Sekunden hinter Alonso die Ziellinie und machte zusammen mit dem Zweitplatzierten Kimi Räikkönen ein legendäres Podium perfekt. Nach harten Jahren im Mittelfeld war Schumacher von diesem Erfolg beinahe schon überwältigt: "Als ich über die Ziellinie fuhr, fragte ich meine Jungs, auf welcher Position ich gelandet bin und sie antworteten: 'Dritter - auf dem Podium!' Das war einer dieser Momente, die man als Fahrer zutiefst genießt."
Formel 1 heute vor 32 Jahren: Professor schlägt Magier
Mit 51 Siegen rangiert Alain Prost auch 30 Jahre nach seinem Rücktritt noch auf Platz vier der absoluten Bestenliste der Formel 1. Auf seinem Weg zu vier WM-Titeln gelang dem Professor in Diensten von Renault, McLaren, Ferrari und Williams so manches Meisterstück. So auch am 24. Juni 1990, als er beim Grand Prix von Mexiko aus scheinbar aussichtsloser Position triumphierte.
Nachdem Prost beim zweiten Saisonrennen in Brasilien seinen ersten Sieg für die Scuderia eingefahren hatte, drohte ihm Erzrivale Ayrton Senna im McLaren Honda in der Weltmeisterschaft langsam zu enteilen. Auch die Trainings zum sechsten Lauf des Jahres in Mexico City verliefen zunächst wenig verheißungsvoll.
Prost und seinen Ingenieuren gelang es nicht, den brandneuen Ferrari 641/2 auf die aggressiven Bodenwellen der Rennstrecke abzustimmen - zumindest nicht im Qualifying-Trimm. Mit wenig Aussicht auf Erfolg entschied sich der Franzose zu einer radikalen Strategie. Er stellte sämtliche Anstrengungen für das Qualifying ein und fokussierte sich beim Setup ausschließlich auf das Rennen.
Dieser Schritt war gleichbedeutend mit dem Verzicht auf die zu dieser Zeit entscheidenden Qualifier-Reifen. Die spezielle Mischung des Pneus war für den Einsatz auf eine schnelle Runde in Kombination mit einem darauf ausgelegten Qualifying-Setup ausgelegt. Die Teilnahme am Zeittraining auf den anderen Reifenmischungen war angesichts dessen ein auswegloses Unterfangen.
Prost nahm diesen Nachteil in Kauf, musste mit Startplatz 13 aber trotzdem eine bittere Pille schlucken, die er so nicht erwartet hatte. Mit der ursprünglich angepeilten dritten Startreihe hatte das Team seiner gewagten Taktik noch Glauben auf Erfolg geschenkt. Doch mit diesen Vorzeichen hielt sich das Vertrauen in Prosts Vorhaben eher in Grenzen.
Nach einem guten Gefühl im Warm-up sagte der Professor seinem Ingenieur trotzdem vollmundig den Sieg voraus und ließ prompt Taten folgen. Das von ihm gewählte Setup mit weniger Anpressdruck erwies sich für die Aufholjagd als perfektes Rezept. Nach zwölf Runden hatte er auf Position sieben den Anschluss an Teamkollege Nigel Mansell hergestellt, der von Startplatz vier ins Rennen gegangen war.
Während die Konkurrenz ihre Reifen verheizte, fuhr Prost seinen eigenen Rhythmus und nutzte auf der langen Geraden den Topspeed seines Ferrari um ein Auto nach dem anderen aufzuschnupfen. In der 60. von 69 war auch Leader Senna an der Reihe, der seinem Erzfeind auf kaputten Reifen nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
Der Brasilianer versuchte zwar den Anschluss zu halten, erlitt jedoch kurz darauf einen Reifenschaden und fiel aus. Prost überquerte die Ziellinie schlussendlich mit fast einer halben Minute Vorsprung auf Mansell, der sich nach einem harten Duell gerade so gegen Gerhard Berger im McLaren Honda behauptete.
Was sonst noch geschah:
Vor fünf Jahren: Nach einer zehnjährigen Abstinenz gastierte die Formel 1 zum achten Lauf der Saison 2018 erstmals wieder in Frankreich. Das Rennen auf dem Circuit Paul Ricard begann mit einer haarsträubenden Startkollision zwischen Sebastian Vettel und Valtteri Bottas, welche Lewis Hamilton zu einem entspannten Sieg verhalf und ihm obendrein die WM-Führung bescherte. Das Podest komplettierten Max Verstappen und Kimi Räikkönen.
Vor 22 Jahren: Der Start des Grand Prix von Europa 2001 sorgte für einen wahren Aufschrei in den deutschen Medien, der sich bei genauer Betrachtung der Szene kaum nachvollziehen lässt. Wahrscheinlich lag es daran, dass Michael Schumacher seine Pole Position auf den ersten Metern ausgerechnet gegen Bruder Ralf mit konsequenter Härte verteidigte. Bis zur Boxenmauer des Nürburgrings war jedenfalls noch ein guter Meter Luft. Für Schumi lohnte sich das Manöver, denn der Ferrari-Pilot gewann das Rennen vor Juan Pablo Montoya im zweiten Williams und McLaren-Pilot David Coulthard.
Vor 39 Jahren: Die Straßen Detroits wurden 1984 für die Formel-1-Boliden zu einem regelrechten Überlebenskampf. Nach 63 Runden und fast zwei Stunden Rennzeit sahen lediglich sechs der 26 gestarteten Fahrer die Zielflagge. Weltmeister Nelson Piquet feierte im Brabham-BMW vor Lotus-Pilot Elio de Angelis und Teamkollege Teo Fabi seinen zweiten Saisonsieg, und das in Serie. Als Sechster freute sich zunächst Rookie Stefan Bellof über Punkte. Aufgrund eines Regelbruchs seines Tyrrell-Teams wurden ihm und Stallgefährte Martin Brundle zum Ende der Saison jedoch sämtliche Resultate aberkannt.
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