Lewis Hamiltons Sieg mit knapp 20 Sekunden Vorsprung auf Valtteri Bottas war vor zwei Jahren definitiv nicht die Story des Tages beim Grand Prix von Frankreich. Während an der Spitze des Feldes auf dem für gähnende Langeweile berüchtigten Circuit Paul Ricard mit dem unangefochtenen Doppelsieg der Silberpfeile früh die Luft raus war, sorgte das Mittelfeld für reichlich Action.

Im Kampf um Platz sieben balgten sich in der Schlussphase vier Piloten um den Best of the Rest hinter Carlos Sainz. Der Spanier im McLaren hatte auf Platz sechs längst den Deckel drauf, als sich Teamkollege Lando Norris mit dem Renault-Duo Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg sowie Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen prügelte.

Der Youngster war seit geraumer Zeit ohne Servolenkung unterwegs und verteidigte sich tapfer gegen die Konkurrenz. In der letzten Runde gab es für Norris kein Entkommen mehr. Auf der Mistral-Geraden fiel die Konkurrenz über ihn her. Wenig überraschend war es Honey Badger Ricciardo, der den Angriff anführte.

Der Australier drückte sich außen am McLaren vorbei, verließ dann jedoch die Strecke und drängte seinen Rivalen beim Rejoin ab. Norris viel ans Ende der Gruppe zurück, während Ricciardo auf dem Gas blieb und den nun vorne liegenden Räikkönen frech 'off track' überholte - sofern diese Definition auf dem bunten Parkplatz von Le Castellet überhaupt Gültigkeit besitzt.

Die Plätze sieben und neun für die Renault-Piloten sorgten bei den Gelben im ersten Moment für Schadensbegrenzung beim sonst enttäuschenden Heimspiel. Allerdings währte die Freude nicht lange, denn die Stewards sahen Ricciardos Definition der Track Limits mit wenig Begeisterung.

Für die Manöver gegen Norris und den Iceman gab es jeweils zwei 5-Sekunden-Strafen. Das Resultat: null Punkte für Ricciardo. Dem war's egal. "Ich bin froh, dass ich es versucht habe. Ich bereue nichts! Egal was passiert. Es war die letzte Runde und es ging um eine Position. Es ist nicht mein Stil, mich zurückzulehnen und im Zweikampf zurückzustecken", stellte er ohne Umschweife klar.

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul regte sich zu Recht weniger über die verlorenen Punkte als über das Durchgreifen der Offiziellen auf: "Es ist enttäuschend, weil es der vielleicht fesselndste Moment eines sonst ereignislosen Rennens war, mit vier großartigen Fahrern, die da sicher und entschlossen in den letzten Kurven gekämpft haben."

Was sonst noch geschah:

Vor 21 Jahren: BMW-Williams drängte sich 2002 auf dem Nürburgring mit Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher in Startreihe eins in die Favoritenrolle. Im Rennen jedoch war gegen die Übermacht von Ferrari einmal mehr kein Kraut gewachsen. Rubens Barrichello feierte nach 60 Runden hauchdünn vor Michael Schumacher den zweiten Sieg seiner Karriere. Das Podest komplettierte Kimi Räikkönen im McLaren Mercedes. Williams erlebte mit Platz vier für Schumi II und einem Ausfall von Montoya einen enttäuschenden Sonntag.

Vor 38 Jahren: Ayrton Senna drückte den Straßen Detroits mit drei Siegen zwischen 1986 und 1988 seinen Stempel auf. In der Saison 1985 allerdings verbaute er sich nach einer dominanten Pole Position die Chance auf seinen ersten Triumph in den USA. Der Lotus-Pilot verheizte zunächst an der Spitze seine Reifen, sodass er bereits nach acht von 63 Runden zum Service kommen musste. Wenig später crashte er auf dem aufbrechenden Asphalt in Kurve zwei. Den Sieg schnappte sich Williams-Pilot Keke Rosberg vor dem Ferrari-Duo Stefan Johansson und Michele Alboreto. Platz vier ging sensationell an Stefan Bellof im Tyrrell, der mit diesem Resultat die letzten Punkte für den legendären Cosworth DFV sicherstellte.

Vor 49 Jahren: Ferrari unterstrich beim achten Rennen der Saison 1974 in Zandvoort seine neu gewonnene Stärke eindrucksvoll. Niki Lauda und Clay Regazzoni ließen WM-Leader Emerson Fittipaldi (McLaren) schon im Qualifying keine Chance und fuhren im Rennen mit einer halben Minute Vorsprung einen ungefährdeten Doppelsieg ein. Der Brasilianer musste sich mit Platz drei vor Teamkollege Mike Hailwood begnügen.

Vor 55 Jahren: Der Grand Prix der Niederlande bereitete 1968 die Bühne für den ersten Sieg von Matra in der Formel 1. Jackie Stewart war bei widrigen Bedingungen für die Konkurrenz unantastbar und siegte mit anderthalb Minuten Vorsprung auf Markenkollege Jean-Pierre Beltoise. Im Gegensatz zum Franzosen war er in den Farben Tyrrells allerdings nicht als Matra-Werkspilot unterwegs. Dritter wurde Pedro Rodríguez für B.R.M.

Vor 60 Jahren: Der zweite Grand Slam in der Karriere von Rekordhalter Jim Clark hätte beeindruckender kaum sein können. Der Schotte in Diensten von Lotus gewann 1963 in Zandvoort mit einer Runde Vorsprung auf Brabham-Pilot Dan Gurney und Ferrari-Ass John Surtees.