Mercedes-Boss Toto Wolff hat eine besondere Beziehung zu seinem Superstar Lewis Hamilton. Über ihn und seinen Teamkollegen George Russell äußerte sich der Österreicher in einem Interview mit Channel 4, welches von Ex-McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard in Wolffs und Hamiltons Wahlheimat Monaco geführt wurde.

Der 50-Jährige erklärte, warum er und Hamilton schon so lange zusammen erfolgreich sind: "Lewis und ich arbeiten jetzt seit 10 Jahren zusammen. Waren zwei Alpha-Männer, die aus verschiedenen Situationen [Wolff von Williams, Hamilton von McLaren, Anm. d. Red.] an den gleichen Ort kamen. Wir stießen zu Niki [Lauda, Anm. d. Red.] und den vielen talentierten Männern und Frauen im Team. Es brauchte ein paar Jahre, damit sich das alles einpendelte. Das Wichtigste war, unser Ego hintenanzustellen. Was ich in anderen Geschäftsfeldern bei Entscheidungsträgern beobachte, ist, dass sie Machtspielchen spielen: Ich bin der Teamchef und du machst gefälligst, was ich dir sage!"

Dem mittlerweile siebenfachen Weltmeister gegenüber legte Wolff deswegen ein anderes Verhalten an den Tag: "Mit Lewis war ich immer auf Augenhöhe. Heute würde ich sagen, wir sind Freunde und wir kümmern uns umeinander. Er ist mir wichtig, ich bin ihm wichtig und ihm liegt vor allem das Team am Herzen. Das kann man in einer Vielzahl von Situationen sehen. Manchmal kommt der Löwe in ihm raus und wir hören wütende Flüche am Boxenfunk, aber das ist doch komplett normal für einen Rennfahrer. Er ist aber derjenige, der sich danach entschuldigt, weil ihm die Leute am Herzen liegen."

Wolff kündigt an: Werde mit Hamilton über Zukunft sprechen

Hamiltons Vertrag bei den Silberpfeilen läuft noch bis zum Ende der Saison 2023. Folgt danach das Karriereende? Toto Wolff will mit dem Rekordsieger der Königsklasse auch über eine Zusammenarbeit darüber hinaus sprechen: "Alles ist komplett ehrlich, auch wenn wir über die Zukunft reden. Ich denke da ist es sehr einfach: Lewis wird derjenige sein, der irgendwann sagt, dass er das nicht mehr machen kann. Vielleicht weil er nicht mehr die nötigen Reflexe hat, den Spaß daran verloren hat oder den Sport einfach einer starken neuen Generation überlassen will. Ich habe also keinen Zweifel. Wenn wir über eine Vertragsverlängerung reden, was passieren wird, dann werden wir beide offen darüber sprechen, wie die Zukunft aussehen soll."

Wolff sicher: Wenn Alonso das kann, kann Hamilton es auch

Doch kann und will Hamilton weiterhin mit Mercedes in der Formel 1 fahren? Wolffs Einblick in ein Gespräch mit seinem Schützling lässt aufhorchen: "Erst letzte Woche haben wir uns zusammengesetzt und er meinte: Ich habe noch fünf Jahre in mir, was denkst du darüber?" In fünf Jahren wäre Hamilton 42 Jahre alt, doch den Zahn der Zeit sieht Wolff noch nicht als Problem. Er verweist auf den ersten Teamkollegen seines Starpiloten: "Ich weiß nicht, ob 40 das Alter ist, ab dem man als Rennfahrer zu alt wird. Sehen sie sich Fernando [Alonso, Anm. d. Red.] an, der ist immer noch voll da. Ist er derselbe Fernando, wie mit 25 Jahren? Das weiß ich nicht, aber er ist immer noch sehr konkurrenzfähig."

Alte Rivalen: Hamilton und Alonso könnten der Formel 1 noch einige Jahre erhalten bleiben, Foto: LAT Images
Alte Rivalen: Hamilton und Alonso könnten der Formel 1 noch einige Jahre erhalten bleiben, Foto: LAT Images

Hamilton wird häufig unterstellt, er beschäftige sich mit zu vielen Dingen abseits des Sports, vor allem im Mode- und Showbusiness. Sein Teamchef hält diese Vorwürfe für Unsinn und traut dem Briten ähnliches zu, wie seinem nimmermüden spanischen Kollegen: "Ich denke Lewis, so wie er sein Leben führt, mit einem starken Fokus auf der Formel 1 - alles andere sind nur Hobbies - kann das ziemlich lange machen."

Titel für Hamilton und Russell? Müssen ihnen das Auto dazu geben!

Damit steht also in Aussicht, dass Mercedes auch langfristig auf das britische Duo aus Lewis Hamilton und George Russell setzen könnte. Mit dem jüngeren Piloten ist Wolff sowieso hochzufrieden: "George ist großartig, seit er in das Team gekommen ist. Er ist eine große Persönlichkeit, hat Integrität. Er arbeitet sehr offen mit Lewis zusammen und hat wirklich zu den Entwicklungsplänen des Teams beigetragen. Es wird sehr gut sein, ihn langfristig im Team zu haben." Die genaue Laufzeit von Russells Vertrag bei den Silberpfeilen ist allerdings nicht bekannt.

Mit dem richtigen Auto sollen Hamilton und Russell Titel einfahren, Foto: LAT Images
Mit dem richtigen Auto sollen Hamilton und Russell Titel einfahren, Foto: LAT Images

Da die fahrerische Klasse von Hamilton und Russell Mercedes also vermutlich noch länger erhalten bleibt, leitet ihr Boss daraus eine Verpflichtung für das Team ab: "Wir müssen ihnen ein Auto geben, mit dem sie Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen können. Wenn wir das hinbekommen, dann kann George Weltmeister werden und Lewis seinen sieben Titeln weitere hinzufügen. Es hängt wirklich davon ab, dass wir als Team einen guten Job für sie machen." In der Saison 2022 ist Mercedes hinter Red Bull und Ferrari aktuell 'nur' die dritte Kraft im Formel-1-Zirkus.