Charles Leclerc muss sich in Singapur über die nächste Niederlage ärgern. Wieder wird Ferrari von einem Red Bull geschlagen. Diesmal war es Sergio Perez, und selbst eine nachträgliche Fünf-Sekunden-Strafe half nichts. Allerdings hätte das Rennen ganz anders laufen können. Glaubt zumindest Leclerc.

Gestartet war er schließlich von der Pole. Doch diese Pole hielt nur wenige Meter. Zwar war Leclercs Reaktionszeit beim Start gut, aber in der Beschleunigungsphase hin zur ersten Kurve litt der Ferrari an zu stark durchdrehenden Rädern. "Ich weiß noch nicht recht, ob es mein Fehler war, oder ob es etwas anderes war", ärgert sich Leclerc.

"Ich habe nur die durchdrehenden Räder gespürt", so Leclerc. Das Ergebnis war, dass Perez, vom zweiten Platz gestartet, sofort in Führung ging. Absetzen konnte sich der Red Bull in der Frühphase auf der noch feuchten Strecke mit Intermediate-Reifen allerdings nicht. Und auch nachdem bei abtrocknenden Bedingungen beide Fahrer auf Slicks gewechselt hatten, blieb Leclerc lange im Getriebe des Red Bull.

Ferrari sieht durch Start verschenkten Singapur-Sieg

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ist zuversichtlich, dass man bei freier Fahrt das schnellere Auto gehabt hätte: "Hätten wir einen besseren Start gehabt, dann wäre wohl ein besseres Ergebnis dabei rausgekommen."

Dass Leclerc in den letzten Runden dann abreißen lassen musste, war in Ferraris Augen vor allem seinen vehementen Attacken nach dem letzten Safety Car geschuldet. Mehrmals hatte er sich, nachdem DRS freigegeben worden war, bis auf ein, zwei Zehntel an Perez herangesaugt, gelegentlich scherte er kurz aus.

"Ich habe versucht, einfach so nah ranzukommen wie möglich, weil ich praktisch das Überholmanöver auf einer Gerade machen musste", erklärt Leclerc. "Später bremsen konnte ich nicht, weil ich nicht wusste, wie die Strecke abseits der Linie war." Selbst in der Schlussphase des Rennens sah es dort vielerorts noch feucht aus. "Das Risiko wollte ich nicht eingehen."

Aber das dichte Hinterherfahren tat Leclercs Reifen nicht gut. In Runde 48 legte er infolgedessen einen großen Quersteher hin und rutschte aus dem DRS-Fenster. Danach kam er gegen die Red-Bull-Pace nicht mehr an: "Mit Dirty Air bei solchen Bedingungen bezahlst du jeden Fehler teuer."

Sergio Perez knickte unter dem Druck von Charles Leclerc nicht ein, Foto: LAT Images
Sergio Perez knickte unter dem Druck von Charles Leclerc nicht ein, Foto: LAT Images

Hatte er zu Rennbeginn auf dem Intermediate noch den Anschluss halten können, so rutschte Leclerc nun also auf dem Slick ab. Ferrari funkte noch, er solle versuchen, innerhalb von fünf Sekunden zu bleiben, weil man die Perez-Strafe schon erahnte, aber die Reifen gaben das nicht mehr her: "Sobald ich wusste, dass sich die fünf Sekunden nicht ausgehen würden, habe ich einfach das Auto ins Ziel gebracht." Dadurch ist Leclercs Vorsprung auf Perez im Kampf um den Vizemeister

Schlechter Leclerc-Stopp macht richtiges Timing zunichte

Trotz der Niederlage ist Ferrari zufrieden. Mit Carlos Sainz auf Platz drei holte die Scuderia ein Doppel-Podium. Leclerc lobt: "Ich glaube, unsere Entscheidungen waren richtig, und wie ich vor dem Wochenende gesagt habe - wir wollen die letzten paar Rennen ausnutzen, um unsere Abläufe zu verbessern. Dieses Wochenende war denke ich ein Fortschritt."

Am Ziel angekommen ist Ferrari hier aber auch nicht. Selbst wenn das Team sich rühmt, den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel von Intermediates auf Slicks getroffen zu haben, so machte Leclerc den kleinen Vorteil, den das Team ihm dadurch gegenüber Perez gab, beim Stopp selbst zunichte, indem er zu spät bremste und die Standplatz-Markierungen überfuhr. Eine Standzeit von 5,31 Sekunden gegen Red Bulls 2,8 warf das Fenster wieder zu. Erfolgsversprechend war das aber ohnehin nicht - auf den alten Intermediates konnte Perez noch eine Runde die Pace halten, ehe er selbst stoppte und seinen Sieg absicherte.