Sergio Perez hat beim Formel-1-Rennen in Singapur am Sonntag einen souveränen Sieg gefeiert. Der Red-Bull-Pilot setzte sich im spannenden Reifenpoker gegen Charles Leclerc im Ferrari durch. Für den Mexikaner ist es der zweite Triumph in der Saison 2022 und der vierte seiner Karriere. Carlos Sainz komplettierte das Podium. Für Sebastian Vettel sprang nach einer starken Leistung der achte Platz heraus. Max Verstappen verpasste die vorzeitige Titelentscheidung nach einem Fahrfehler und Platz sieben. Mick Schumacher wurde 13.

Der Grand Prix wurde wie das Qualifying nach starken Regenfällen von Beginn an durch die Mischbedingungen bestimmt. Perez und Leclerc waren an der Spitze mit Abstand die schnellsten Fahrer auf den Intermediates. Dahinter startete Verstappen nach einem verpatzten Start eine Aufholjagd. Abgesehen vom Niederländer brachte aber niemand Bewegung ins Feld. Die nur langsam abtrocknende Strecke machte das Rennen in den ersten anderthalb Stunden zu einer Geduldsprobe.

Die Teams ließen drei VSC-Phasen und eine Safety-Car-Phase verstreichen, ohne sich auf Slicks zu trauen. Erst ab Runde 34 erlaubten die Bedingungen den Wechsel auf Trockenreifen. Vorne hatten Perez und Leclerc auch in dieser Phase alles unter Kontrolle. Im Strategiepoker war McLaren der große Gewinner. Norris und Ricciardo nutzten beide eine Neutralisierung für ihren Reifenwechsel. Verstappen ruinierte sein Rennen beim Restart in Runde 40 mit einem Verbremser, bei dem er sich die Reifen zerstörte.

Das Rennen lief ab diesem Punkt über die Maximaldauer von zwei Stunden. In den letzten 30 Minuten lieferten sich Perez und Leclerc einen aufregenden Fight um den Sieg. Der Red-Bull-Pilot bewies starke Nerven und distanzierte seinen Rivalen in der Schlussphase. Nach 59 Runden siegte er mit siebeneinhalb Sekunden Vorsprung auf Leclerc. Aufgrund eines Regelverstoßes hinter dem Safety Car wird der Rennsieger allerdings noch bei den Stewards vorsprechen müssen. Sainz überquerte die Ziellinie als Dritter mit deutlichem Rückstand.

Die Punkteränge: Für McLaren zahlte sich der Lucky Punch bei der Strategie mit den Plätzen vier und fünf für Norris und Ricciardo aus. Stroll wurde vor Verstappen Sechster. Der amtierende Weltmeister überholte kurz vor Schluss noch Vettel und stellte Platz sieben sicher. Die Top-10 komplettierten Hamilton und Gasly. Die schnellste Runde ging an Russell, der als 14. allerdings nicht den Bonuspunkt erhielt.

Formel 1, WM-Stand 2022: Verstappen muss auf Titelverteidigung warten

Der WM-Stand: Das durchwachsene Wochenende des Weltmeisters vereitelte seine vorzeitige Titelverteidigung in Singapur. Bei noch fünf Rennen hat Verstappen nun 104 Punkte Vorsprung auf Leclerc. Auf Platz drei folgt Perez mit zwei Zählern Rückstand auf den Monegassen. Norris erreichte mit seinem vierten Platz die 100-Punkte-Marke und ist im Verfolgerfeld als Siebter der klare Leader. Vettel stockte sein Punktekonto mit dem siebten zählbaren Resultat 2022 auf 24 Punkte auf und ist Zwölfter.

In der Konstrukteurswertung ist Red Bull mit 137 Punkten Vorsprung auf Ferrari weiter allein auf weiter Flur. Mercedes hat nach einem enttäuschenden Sonntag den Anschluss an die Scuderia verloren. Im Mittelfeld ist Alpine durch den Doppelausfall auf Rang fünf hinter McLaren zurückgefallen. Aston Martin hat mit dem besten Teamresultat des Jahres Platz sieben von Haas und AlphaTauri übernommen.

Das Wetter: Starker Regen setzte den Marina Bay Circuit am Sonntagabend vollständig unter Wasser. Die Offiziellen verschoben den Start aufgrund der Bedingungen um rund eine Stunde. Zu Beginn des Rennens um 21:05 Uhr Ortszeit war die Strecker immer noch nass, ließ jedoch schon den Einsatz von Intermediates zu. Im weiteren Verlauf trocknete es sukzessive auf, sodass die Fahrer kurz nach Rennhalbzeit auf Slicks wechseln konnten. Die Außentemperatur betrug 25 Grad Celsius. Der Asphalt wurde mit 30 Grad Celsius gemessen. Mit 91 Prozent Luftfeuchtigkeit war es wie für Singapur üblich sehr schwül.

Vettel mit Raketenstart, Verstappen fällt zurück

Die Startphase: Spekulationen um einen Safety-Car-Start bestätigten sich nicht. Das Rennen ging mit dem gesamten Feld auf Intermediates gemäß dem regulären Prozedere los. Perez beschleunigte beim Erlöschen der Ampeln Pole-Sitter Leclerc aus und übernahm die Führung. Dahinter wurde Hamilton von Sainz attackiert. Der Mercedes-Pilot musste weit gehen und fiel hinter den Spanier zurück. Im Verfolgerfeld hatten Norris und Alonso auf den Plätzen fünf und sechs die Nase vorne.

Für Verstappen ging der Start gehörig nach hinten los. Der Weltmeister kam schlecht weg und wurde bis auf Rang 13 durchgereicht. Der große Gewinner des Starts war Vettel, der fünf Plätze gutmachte und als Achter aus der Startrunde zurückkehrte. Schumacher lag auf Position 14. Der aus der Boxengasse gestartete Russell stellte schnell den Anschluss ans Feld her und war 19. Albon war letzter, nachdem er sich gedreht hatte und mit dem Heck leicht angeschlagen war.

Sergio Perez und Charles Leclerc bestimmten das Rennen ab dem Start, Foto: LAT Images
Sergio Perez und Charles Leclerc bestimmten das Rennen ab dem Start, Foto: LAT Images

Perez und Leclerc kontrollieren das Rennen

Der frühe Rennverlauf: Nach drei Runden hatte sich Verstappen wieder bis auf Platz neun vorgearbeitet. An der Spitze kontrollierten Perez und Leclerc das Geschehen. Sainz hatte bereits vier Sekunden auf das Führungsduo eingebüßt. Vom Fünftplatzierten ging für ihn allerdings auch keine Gefahr aus. Hamilton meldete seinem Team im Funk, dass der Intermediate ihm nicht den nötigen Grip bietet. Er lag zweieinhalb Sekunden hinter Sainz.

In der siebten Runde wurden erneut die gelben Flaggen geschwenkt. Latifi hatte Zhou im Zweikampf übersehen und es kam zur Kollision. Der Chinese stellte seinen Alfa Romeo in Bereich von Kurve fünf ab, während sein Unfallgegner an die Box zurückkehrte. Zeitgleich verschätzte sich Russell im Duell mit Bottas und fuhr in Kurve sieben geradeaus in den Notausgang.

Magnussen erhielt derweil aufgrund eines beschädigten Frontflügels zum dritten Mal in diesem Jahr die schwarze Flagge mit orangem Punkt. Der Däne kam zur Reparatur an die Box. Die Rennleitung rief spät nach dem Zhou-Latifi-Zwischenfall das Safety Car auf den Plan. Strategisch hatte die Neutralisierung keine Auswirkungen, da kein Team sie für einen Boxenstopp nutzte.

Der Restart in Runde zehn lief gesittet ab. Einzig zwischen Vettel und Verstappen gab es für Platz acht eine Positionsverschiebung. Wenige Kurven später kassierte der Niederländer auch Gasly. Mit Alonso hatte er in Runde 13 kein so leichtes Spiel. Der Spanier fand mit der perfekten Linienwahl die richtige Antwort und behauptete sich souverän.

An der Spitze war weiter alles beim Alten. Perez und Leclerc enteilten Sainz. Der wurde mittlerweile von Hamilton unter Druck gesetzt. In der Folge begann das Abwarten für den Wechsel auf Slicks. Die Intermediates bauten auf der abtrocknenden Strecke immer mehr ab, doch der Cutover für Trockenreifen ließ auf sich warten.

Sebastian Vettel fand bei den schwierigen Bedingungen in Singapur gut ins Rennen, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel fand bei den schwierigen Bedingungen in Singapur gut ins Rennen, Foto: LAT Images

Teams zögern trotz drei VSC-Phasen mit Boxenstopps

Der weitere Rennverlauf: In Runde 20 sorgte ein technisch bedingter Ausfall von Alonso für eine VSC-Phase. Russell nutzte die Gelegenheit und traute sich als erster auf Slicks, hatte mit dem Trockenreifen aber schon auf der Outlap eine schwere Zeit. Ab Runde 22 ging es im Renntempo weiter. Während Verstappen eine neue schnellste Runde hinlegte, war Russell über zehn Sekunden langsamer.

In der 26. Runde gab es erneut gelbe Flaggen, nachdem Albon in Kurve acht in der Wand gelandet war. Der Thailänder hatte sich verbremst und war frontal eingeschlagen. Er befreite sich per Rückwärtsgang aus der misslichen Lage und kehrte an die Box zurück. Dort endete sein Rennen vorzeitig. Um seinen Frontflügel sicher von der Strecke räumen zu können, rief die Rennleitung abermals eine VSC-Phase aus.

Die Teams trauten sich auch zu diesem Zeitpunkt nicht, die Möglichkeit zum Wechsel auf Slicks zu nutzen. Das nächste Virtual Safety Car ließ allerdings nicht lange auf sich warten. In der 28. Runde stellte auch Ocon seinen Alpine mit einem Defekt ab. Auch diese Neutralisierung ließ das Feld ohne Wechsel auf Slicks verstreichen. Ab Runde 31 ging es in unveränderter Reihenfolge weiter.

Zwischen Norris und Verstappen wurde es in diesem Moment eng. Der Red-Bull-Pilot griff mit einem überambitionierten Manöver an und überholte unter Gelb. Er ließ sich aber sofort zurückfallen. Russells Rundenzeiten waren ab Rennhalbzeit auf dem Niveau der Intermediates, was der Konkurrenz als wichtiger Indikator diente. Für den Teamkollegen lief das Rennen in Runde 34 in eine ganz falsche Richtung. Hamilton verbremste sich in Kurve sieben und schlug frontal in die Barriere ein. Er konnte zurücksetzen und fuhr trotz gebrochenem Frontflügel weiter.

Das Safety Car musste in Singapur mehrfach ausrücken, Foto: LAT Images
Das Safety Car musste in Singapur mehrfach ausrücken, Foto: LAT Images

McLaren sahnt beim Reifenpoker ab

Die Boxenstopps: Gasly, Tsunoda, Bottas und Magnussen eröffneten in Runde 34 die Boxenstopps. Einen Umlauf später zog Leclerc an der Spitze nach und ging auf Medium. Hamilton, Vettel und Schumacher stoppten ebenfalls. Perez reagierte in der 36. Runde auf Leclerc und blieb nach seinem Reifenwechsel vorne. Sainz und Verstappen kamen auch zum Service.

In dieser heißen Phase kam es zum nächsten Zwischenfall. Tsunoda verbremste sich in Kurve zehn und rutschte geradeaus in die Barriere. Für den Japaner war das Rennen vorbei, was die zweite Safety-Car-Phase zur Folge hatte. Norris und Ricciardo hatten als einzige Fahrer noch nicht die Reifen gewechselt und profitierten von der Neutralisierung. Sie nutzten die Chance für den Switch zu Slicks und kehrten als große Gewinner des Reifenpokers auf den Plätzen vier und sechs ins Rennen zurück.

Verstappen schmeißt sein Rennen weg

Der weitere Rennverlauf: Beim Restart in Runde 40 war das gesamte Feld bis auf Ricciardo und Bottas mit dem Medium-Reifen unterwegs. Die beiden Außenseiter setzten bei einer Restzeit von 35 Minuten auf den Soft-Compound. Perez bestimmte das Geschehen wie schon bei den vorangegangenen Restarts, fing sich aber eine Untersuchung durch die Rennleitung ein. Er sollte sich hinter dem Safety Car falsch positioniert haben.

Dahinter stolperte Verstappen über seine Angriffslust. In Kurve sieben verbremste er sich bei der Attacke auf Norris massiv und fuhr geradeaus. Mit heftigen Bremsplatten musste er abermals die Box ansteuern und sich neue Reifen abholen. Für Russell ging das Rennen in der 41. Runde komplett schief. Er hatte Schumacher im Duell berührt und sich dabei den rechten Hinterreifen aufgeschlitzt. Beide kamen an die Box und setzten ihr Rennen nach Reparaturen fort.

Perez und Leclerc lieferten sich an der Spitze derweil einen Showdown um den Sieg. Dahinter machte Norris ordentlich Druck auf Sainz. Der Ferrari-Pilot hielt sich seinen ehemaligen McLaren-Stallgefährten aber erfolgreich vom Leib. Auf Platz zwölf fuhr Verstappen auf dem Soft-Reifen eine schnellste Runde nach der anderen.

McLaren war im Verfolgerfeld in Singapur der große Gewinner, Foto: LAT Images
McLaren war im Verfolgerfeld in Singapur der große Gewinner, Foto: LAT Images

Leclerc muss Perez ziehen lassen

Die Schlussphase: In der entscheidenden Phase zeigte Perez eine deutlich schneller Pace als Leclerc und enteilte seinem Verfolger. Zehn Minuten vor Schluss lag er über drei Sekunden in Front. Bei der Zieldurchfahrt nach 59 Runden war der Gap auf siebeneinhalb Sekunden angewachsen. Sainz distanzierte Norris schlussendlich und sicherte damit den letzten Platz auf dem Podium.

Im Verfolgerfeld erreichte Verstappen nach wild entschlossenen letzten Runden den siebten Platz. Sowohl Hamilton als auch Vettel hatten den konsequenten Attacken des Weltmeisters nichts entgegenzusetzen. Die schnellste Runde ging an Russell, der als 14. dafür allerdings keinen Punkt erhielt.

Die Top-Facts des Rennens

  • Sergio Perez feiert zweiten Saisonsieg
  • Vorzeitige Titelverteidigung durch Max Verstappen bleibt aus
  • Sebastian Vettel holt siebtes Punkteresultat in 2022
  • Grand Prix läuft über Maximaldauer von zwei Stunden