Fernando Alonso wurde seinem Ruf im Qualifying-Thriller der Formel 1 in Singapur einmal mehr gerecht. Bei schwierigen Bedingungen war er jederzeit voll bei der Musik. Im Q3 zauberte er und stellte im Alpine einen starken fünften Startplatz sicher. Ganz geheuer war der Reifenpoker dem Altmeister aber nicht. Für das Rennen meldet er nach dem Kraftakt am Samstag hohe Ambitionen an. Teamkollege Esteban Ocon fasst nach frühem Aus im Zeittraining ein Punkteresultat ins Auge.

"Das war sehr stressig, keine Frage. Es war sogar grenzwertig, um noch richtig Spaß zu machen. Auf den Geraden war das Risiko ziemlich hoch", erklärt Alonso, dass er die Zeitenjagd mit Slicks bei feuchten Bedingungen nicht wirklich genoss. "Du musstest jede Runde schneller fahren und wusstest vor den Kurven nicht, ob das Auto auf der Strecke bleibt und ob es jetzt trockener als vor anderthalb Minuten ist, wo du zuletzt durch diese Kurve gefahren bist. Es war einfach nur Stress pur."

Auf dem Zeitenmonitor machte sich sein Unbehagen nicht bemerkbar. Mit nur fünf Zehntelsekunden Rückstand auf die Pole Position distanzierte er den Rest des Verfolgerfeldes deutlich. McLaren-Pilot Lando Norris lag als Sechster ganze sieben Zehntelsekunden zurück. Kevin Magnussen und Yuki Tsunoda zeigten früh, dass der Intermediate nicht mehr konkurrenzfähig ist. Der Ritt auf der Rasierklinge war demzufolge das einzige Erfolgsrezept. "Als wir im Q3 die Trockenreifen aufzogen, war das von allen eine mutige Entscheidung. Es war völlig ungewiss, aber am Ende war es die richtige Entscheidung", so Alonso.

Ocon erlebt Qualifying-Debakel

Auf der anderen Seite der Alpine-Garage lief hingegen nichts. Esteban Ocon musste als 18. im Q1 früh aussteigen. Der Franzose und seine Strategen hatten sich völlig verkalkuliert. "Wir haben die Session einfach nicht hinbekommen", erklärt der Franzose. Um bei der Track Evolution das beste Timing abzugreifen, hatte er offenbar zu lange gebummelt. "Wir hatten zwei Cooldown-Runden, was sicher nicht geholfen hat. Wir wollten uns in Position bringen, aber der Plan ging nicht auf und als ich pushen wollte, war nichts drin."

Durch die langsame Fahrt war die Bremsanlage seines Alpine A522 nicht bereit für die Attacke. "Die letzte Runde wurde von den Bremsen beeinträchtigt. Ich konnte nicht richtig verzögern, weil das Auto immer nach rechts gezogen hat. Mir hat völlig das Gefühl für das Auto gefehlt. Wir waren einfach nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort", so Ocon. Für das Rennen ist der 26-Jährige trotz des Rückschlags optimistisch: "Unser Auto war das ganze Wochenende schnell genug für die Top-10. Es ist definitiv ein Leichtes, mit diesem Auto in die Top-10 zu fahren."

Alonso hat Blut geleckt: Podium im Visier

Alonso ist mit seiner Ausgangslage in der dritten Startreihe hin- und hergerissen. "Im Trockenen wird es schwierig, zu überholen. Es wäre nett, Platz fünf zu sichern und mehr Punkte als McLaren zu holen, was wieder unser Ziel sein wird", sagt der 41-Jährige. Nach dem Poker im Qualifying kann er auf eine Wiederholung am Sonntag gut verzichten.

"Wenn es nass ist, kann viel passieren. Es könnte für uns sehr gut sein, aber auch sehr schlecht. Vielleicht gibt es einen Unfall und du kommst nicht ins Ziel. Im Nassen wird es sehr riskant sein", so der zweifache Weltmeister, der trotz der Skepsis gewohnt ambitioniert ist: "Andererseits sind wir nur zwei Positionen hinter dem Podium. Also, warum sollten wir heute Nacht nicht groß träumen?"