Das Qualifying der Formel 1 in Singapur lief auf einen großen Showdown hinaus. Bei abtrocknender Strecke waren fünf Autos, darunter Max Verstappen, in einen extrem engen Pole-Kampf verstrickt. Am Ende war Verstappen aber vorne nirgends zu finden. Nur Platz acht wurde es für den Red-Bull-Piloten, während Charles Leclerc in einem Hundertstel-Krimi auf die Pole fuhr. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Singapur gibt es hier im Liveticker.
Verstappens letzte Runden waren dramatisch. Er war eigentlich bei abgelaufener Uhr auf Kurs zu einer Verbesserung, die wohl für die erste Reihe gereicht hätte, als sich nur wenige Meter vor der Boxeneinfahrt Renningenieur Gianpiero Lambiase am Funk meldete: "Box, Max, Box, Box, Box!" Verstappen musste die Runde abbrechen, der achte Platz war besiegelt. Red Bull hatte einen kostspieligen Rechenfehler begangen, wie sich herausstellte.
"Wir haben abbrechen müssen, weil wir nicht genug Benzin hatten", gesteht Red Bulls Motorsport-Chef Dr. Helmut Marko gleich nach dem Qualifying im ORF-Interview. "Das muss man durchdiskutieren, es war eine Fehlkommunikation."
Red Bull verrechnet sich bei Verstappen-Benzin
Das Problem nahm schon eine Runde früher seinen Lauf. In dieser vorletzten Runde schien Verstappen eigentlich mit absoluten Bestzeiten in den Sektoren eins und zwei Kurs auf die Pole zu nehmen. Dann nahm er im letzten Sektor auf Team-Anweisung raus. "Er ist relativ knapp auf Gasly aufgelaufen", erklärt Marko. "Wir haben entschieden, ihn zurückfallen zu lassen für die letzte Runde, von der wir dachten, sie wäre die schnellste."
"Mit dem Wirrwarr, dass wir diese vorletzte Runde nicht zu Ende fuhren und noch eine anhingen, hat man übersehen, dass nur für fünf Runden Benzin eingefüllt war", lautet Markos Fazit. Ähnliche Fehler passieren Teams in verregneten Qualifyings immer wieder - denn das Benzin ist in einem Qualifying bei Mischbedingungen anders als im Trockenen ein kritischer Faktor.
Im Trockenen füllt man meist einfach Benzin für eine schnelle Runde ein. Wenn es aber wie in Singapur auftrocknet, wird das Auto für mehrere Runden vollgetankt, weil man den Fahrer nicht zum Reifenwechsel holt. Da die Strecke kontinuierlich besser wird, will man nicht Zeit mit Boxenstopps verschwenden. Es ist effizienter, die Session mit einem Reifensatz zu beenden und den Tank leerzufahren.
Also kalkuliert man, wie viele Runden wahrscheinlich gefahren werden können, und füllt genau nur so viel Benzin ein, um möglichst keine Zeit zu verschenken. In Verstappens Fall ging das Team offensichtlich von fünf Runden und der Fahrt zurück an die Box aus. Q3 entwickelte sich aber so, dass Verstappen noch genügend Zeit für eine weitere Runde hatte.
Verstappen sieht verschenkte Singapur-Pole
"Ich glaube, die Extra-Runde hat uns ein bisschen überrascht", mutmaßt Verstappen, ist nach dem Qualifying aber trotzdem sichtlich genervt, dass sein Team die Benzin-Situation übersehen hat. "Ich kann nicht sehen, wie viel Benzin im Auto ist, aber wir haben unzählige Sensoren. Das kann man verfolgen. Das ist unglaublich frustrierend." Kommentare in Richtung Team spart er sich ganz: "Ich glaube, sie wissen es, nachdem sie mein Gesicht gesehen haben. Und was ich per Funk gesagt habe."
1,983 Sekunden fehlten Verstappen schließlich auf Charles Leclercs Pole-Zeit. Relativ zu dieser persönlich besten Runde war der Niederländer selbst auf der vorletzten Runde im letzten Sektor aber schon zwei Sekunden schneller, verrät er Motorsport-Magazin. "Es wäre definitiv die Pole geworden."
Wäre. Nun spielt das keine Rolle mehr, Verstappen stellt sich folglich auf ein schwieriges Rennen ein: "Es ist ehrlich gesagt ein bisschen wie Monaco. Du bleibst hinter Autos stecken und kannst nicht wirklich überholen." So wird es mit der nächsten großen Aufholjagd wohl nichts werden. "Natürlich werde ich alles geben, aber einen Sieg oder ein Podium sehe ich nicht wirklich."
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