Für Red Bull Racing war das Spa-Wochenende wohl das stärkste der gesamten Saison. Insbesondere Max Verstappen war pfeilschnell. Die (mit Abstand) beste Zeit im Qualifying, die (mit Abstand) schnellste Rennrunde und der Rennsieg von P14 aus sprechen diesbezüglich eine mehr als deutliche Sprache. Und dabei hatte sich Ferrari-Pilot Carlos Sainz, der wegen einer Strafversetzung von Max Verstappen auf der Pole Position gestartet war, vor dem Rennen noch durchaus Hoffnungen auf den Sieg gemacht.
Reifen am Ferrari bauten zu schnell ab
"Ich hatte gehofft, dass die wärmeren Bedingungen die Lücke [zu Red Bull im Qualifying; d. Red.] zumindest etwas schließen würden. Sie wurde aber nur noch größer. Noch mehr Rutschen, noch weniger Grip. Es ging schneller nach hinten als erwartet", resümierte der Spanier nach dem Grand Prix in Spa mit Blick auf die Pirelli-Reifen an seinem F1-75.
Nachdem er sich beim Start zunächst schnell von der Konkurrenz absetzen konnte, brachte das frühe Safety Car das Feld wieder zusammen. Der Reifengummi, den er zuvor in der Startphase geopfert hatte, war damit verloren. Als Bernd Mayländer von der Strecke abbog, rechnete er sich zunächst aber immer noch gute Chancen aus, vorne bleiben zu können: "Nach dem Restart hatte ich zunächst ein gutes Gefühl. Die Lücke, die ich in den ersten paar Runden danach aufrechterhalten konnte, hat mir durchaus Hoffnung gemacht. Aber dann habe ich schnell bemerkt, dass die Reifen überhitzen. Ich bin viel herumgerutscht und wusste gleich, dass es das gewesen ist."
In Runde 11 zog Ferrari daraufhin die Reißleine. Ein neuer Satz Mediums sollte her. Spätestens von diesem Moment an kämpfte Sainz nicht mehr um den Sieg, sondern maximal um P3. Denn beide Red-Bull-Piloten waren am Spanier vorbeigezogen.
Danach sah es lange so aus, als wäre zumindest Sainz' Treppchen-Platzierung in trockenen Tüchern. Leclerc konnte sich in seinem in Spa schwächelnden F1-75 nur schwer vorarbeiten, nachdem er wegen einer Strafversetzung ebenfalls von weit hinten gestartet war, und der verbliebene Mercedes hatte über das gesamte Wochenende sogar noch mehr Probleme in den Ardennen auf Geschwindigkeit zu kommen als Ferrari.
Russell stürmt heran - Sainz kontert
Nach einem weiteren Boxenstopp von Sainz in Runde 25 und Russell in Runde 29, bei dem beide Piloten mit Hards ausgestattet wurden, sah es aber plötzlich wieder ganz anders aus. Mit den etwas frischeren Reifen konnte der Brite die Lücke von neun Sekunden, die sich zwischen ihm und Sainz aufgetan hatte, schnell schließen und kurz vor Ende des Rennens sah es so aus, als könnte Russell im Silberpfeil doch noch für eine kleine Sensation sorgen.
"Das war wirklich eng. Besonders als er plötzlich drei oder vier Runden frischere Reifen hatte, was hier wirklich einen großen Vorteil bedeutet. Ich wusste gleich, dass es am Ende knapp werden würde. Aber ich habe am Anfang meines Stints auf den weißen Reifen einen guten Job gemacht und den Reifen ziemlich gut gemanagt. So hatte ich in den letzten fünf Runden noch etwas Reifen übrig", analysiert Sainz nach dem Rennen.
Als George Russell bis auf zwei Sekunden an Sainz herangefahren war, war Schluss mit dem vorsichtigen Umgang mit den Pneus und der Spanier gab seinem springenden Pferd die Sporen. Wobei er seinen Boliden gerade so hart rannahm, dass Russell nicht weiter aufholen konnte. Und so war Carlos Sainz am Ende des Tages auch durchaus glücklich mit seinem geretteten dritten Platz: "Ich habe das ganze Rennen über mit den Reifen und der schwachen Pace gekämpft, ich denke also nicht, dass wesentlich mehr drin gewesen wäre."
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