4 Weltmeistertitel, 53 Siege, 122 Podien und 57 Pole Positions - Sebastian Vettel hat in seinen 290 gestarteten Formel-1-Rennen so einiges erreicht. Nach dieser Saison ist nun Schluss. Ein weiteres Podium oder gar ein Sieg scheint für den Heppenheimer in weiter Ferne. Auch weil Aston Martin seinen Fokus langsam, aber sicher auf 2023 verschiebt. Muss Sebastian Vettel seine Formel-1-Karriere ohne weitere Updates beenden oder gibt es zum Abschied noch ein aerodynamisches Abschlussgeschenk?

Mehr Budget für Vettel-Nachfolger

Aston Martin hat große Ziele, einen Fünfjahresplan, bald eine neue Fabrik und nach einer großen Personaloffensive seit der Übernahme von Lawrence Stroll Top-Ingenieure. Was es nicht hat: Erfolg. Mit 20 Punkten in der Konstrukteurswertung liegt das britische Team zwar vor Schlusslicht Williams, aber weit hinter den eigenen Ansprüchen. Jetzt soll auch die Entwicklung des AMR22 zum größten Teil abgeschlossen sein, voller Fokus auf 2023. Aston Martin konzentriert seine Ressourcen nicht nur beim Auto auf den Nachfolger.

Gegenwart und Zukunft Aston Martins, Foto: LAT Images
Gegenwart und Zukunft Aston Martins, Foto: LAT Images

Derzeit befinde sich Aston Martin noch nicht in Schwierigkeiten bezüglich der Budgetobergrenze, allerdings naht das Ende. "Wir haben uns noch ein Entwicklungsbudget gelassen. Aber wir haben bereits eine Menge entwickelt und das Auto stark verändert", erzählt Tom McCullough. Der Performance-Direktor bei Aston Martin berichtet: "Die Entwicklung des Autos für 2023 läuft schon." Größere Updates wird es nun für Sebastian Vettels verbleibende neun Rennen nicht geben.

Neues Heckflügel-Konzept: Effizient, aber (zu) teuer

Das erste große Update-Paket brachte Aston Martin in Barcelona. Das Team konnte damit zwar zum Mittelfeld aufschließen, im Großen und Ganzen blieb die neue Ausbaustufe des AMR22 aber hinter den Erwartungen. Auch das Upgrade in Silverstone hielt nicht, was es versprach. In Ungarn dann ein neues, innovatives (und legales) Heckflügeldesign. Die Daten sind vielversprechend, das neue Konzept scheint effizienter zu sein. Trotzdem verzichtet das Team um Dan Fallows darauf, alle Heckflügel auf die neue Variante umzustellen. Grund: Zu teuer. "Wir haben eine ganze Reihe von Flügeln, die wir bereits hergestellt haben", erinnert Tom McCullough. "Warum sollten wir sie also neu entwickeln?"

Der neue Heckflügel erregte in Ungarn einiges an Aufsehen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Der neue Heckflügel erregte in Ungarn einiges an Aufsehen, Foto: Motorsport-Magazin.com

"Theoretisch ist es zwar möglich, größere Teile wie zum Beispiel einen Flügel zu entwickeln. Aber das kostet eine Menge Geld", führt McCullough die Strategie seines Teams weiter aus. Anstatt wie bislang Geld in das diesjährige Auto zu stecken, spart der Rennstall nun Budget für 2023. "Das ist eine einfache Frage des Kosten-Nutzen-Verhältnisses." Mit 20 Punkten und einem vorletzten Rang in der Konstrukteurswertung blieb der Nutzen bislang überschaubar.

2023 keine Ausrede für Mike Krack

Teamchef Mike Krack will noch nicht das Handtuch werfen: "Ich denke, es wäre zu einfach, das Auto abzuschreiben oder diese Saison abzuschreiben." Gegenüber dem Portal GPFans.com betonte der Luxemburger, dass er keine Ausreden aufgrund der Arbeit am Nachfolger des AMR22 gelten lassen will. Aber: Je mehr Geld Formel-1-Teams für die diesjährigen Boliden verwenden, desto weniger haben sie 2023 zur Verfügung. Alle Teams müssen wegen der Budgetobergrenze genau kalkulieren, wie und wann sie ihr Auto (nicht mehr) entwickeln.

"Wir haben eine Gruppe, die am neuen Auto arbeitet, und eine Gruppe, die am aktuellen Auto arbeitet", erklärt Mike Krack. "Im Moment ist es ein paralleler Weg." Wenn Geld keine Rolle spielt, würde Otmar Szafnauers Nachfolger das Auto natürlich gerne bis zum letzten Rennen weiterentwickeln. Und damit eine bessere Platzierung Aston Martins in der WM erreichen. Mögliche Gegner: AlphaTauri und Haas, die mit 27 beziehungsweise 34 Punkten zumindest theoretisch noch eingeholt werden könnten.

Für Sebastian Vettel heißt das: Statt Weltmeistertitel der Kampf um Rang sieben in der Konstrukteurswertung als das höchste der Gefühle. In der Fahrerwertung nicht unbedingt besser: Rang 14 in der WM mit 16 Punkten, weit abgeschlagen von der Spitze. Falls der Heppenheimer die Saison auf dem 14. Rang beendet, egalisiert er sein schlechtestes WM-Ergebnis. Auch bei seinem Debüt 2007 beendete Vettel die Saison als 14. Wie 2022 (aufgrund seiner Corona-Erkrankung) fuhr er 2007 nicht alle Rennen. Rang 14 beim Debüt, Rang 14 beim Karriereende - ein passender Abschluss?