Sebastian Vettel stieg am Freitag in Ungarn erstmals seit der Verkündung seines Formel-1-Rücktritts ins Auto. In den Trainings auf dem Hungaroring machte er im Aston Martin auf Anhieb eine gute Figur. Die Plätze elf und sieben waren ein deutlicher Aufwärtstrend gegenüber den vorangegangenen Rennwochenenden. Weiterentwicklungen des AMR22 verfehlen ihre Wirkung nicht. Für das Qualifying bremst Vettel dennoch die Euphorie. Regen als große Unbekannte für den Samstag. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Ungarn gibt es hier im Liveticker.

"Es war sicherlich ein guter Tag für uns. Wir hatten keine Probleme und konnten ein gutes Gefühl für das Auto bekommen", erklärt der 35-Jährige, der pünktlich zum letzten Grand Prix vor der Sommerpause mit Updates ausrückte. Aston Martin fuhr in Ungarn erstmals mit einem neuen Heckflügel, der sofort für Aufsehen sorgte. Die Ingenieure gingen bei der Konstruktion einen ganz neuen Weg, an dem sich unter dem 2022er Reglement noch kein anderes Team versucht hat.

Die starke Vorstellung führt Vettel aber nicht allein auf diesen Technik-Kniff zurück. "Das ist natürlich eine der Rennstrecken, auf denen du allen Anpressdruck ans Auto bringst, den du hast. Klar haben wir einen neuen Heckflügel, das ist ja kein Geheimnis. Aber es ist kein massiver Schritt bei der Performance", beteuert der Heppenheimer. "Ich denke, er macht nur, was er machen soll. Man wird von uns keinen großen Sprung sehen."

Aston Martin am Freitag aggressiver als sonst

Der Sprung am Freitag war allerdings nicht zu übersehen. Die vorangegangenen drei Rennwochenenden hatte es für ihn im FP2 nie für die Top-10 gereicht. In Ungarn legte Vettel im ersten Training mit einem starken elften Platz los und stieß am Nachmittag als Siebter in die vorderen Gefilde des Mittelfeldes vor.

"Ich schätze, wir waren etwas aggressiver als an anderen Freitagen unterwegs", so die Einschätzung des viermaligen Weltmeisters. "Es ist natürlich immer gut, wenn du siehst, dass das Team sich etwas überlegt und sich Lösungen einfallen lässt. Aber du wünschst dir natürlich immer, dass sie mehr bewirken."

Trotz der guten Platzierungen war er mit der Balance noch nicht ganz zufrieden. "Das Auto war für mich noch schwer zusammenzukriegen", sagt er. "Es war nicht nur eine Achse, die nicht so richtig wollte, sondern irgendwie immer ein bisschen beide. Es war von Kurve zu Kurve ein bisschen anders."

Der Rückstand auf die Bestzeit von Charles Leclerc war im zweiten Training mit acht Zehntelsekunden durchaus überschaubar. Der Vorsprung auf Teamkollege Lance Stroll fiel mit einer halben Sekunde wiederum üppig aus. "Insgesamt war es glaube ich schon okay. Mir gefällt die Strecke hier", so Vettel, der für den Samstag dennoch skeptisch ist.

Vettel fürchtet weiteres Regen-Qualifying

Bis zu 90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit gaben in der Vergangenheit häufig Anlass, sich Hoffnungen auf einen Underdog-Erfolg zu machen. Bei den nassen Qualifyings in Montreal und Silverstone hatte es nur für die Startplätze 17 und 18 gereicht. Das soll sich für Vettel nicht wiederholen: "Wenn es regnet, müssen wir auf jeden Fall schauen, dass wir einen Schritt nach vorne machen. Die letzten beiden Male waren für uns gar nicht gut."

Um dieses Ziel zu erreichen, ist Aston Martin bei der Wetterlotterie auf das nötige Glück angewiesen. Denn in Anbetracht der für Sonntag trockenen Wetterprognose wird das Setup für ein nasses Qualifying nicht über den Haufen geworfen. "Wir versuchen natürlich, das Auto schneller zu machen. Ich denke, dass da etwas geht, da wir wissen, dass es am Sonntag trocken sein wird. Das wird die Hauptaufgabe sein", so Vettel. "Das klassische Regen-Setup existiert sowieso nicht mehr. Die sind schon vor langer Zeit verschwunden."