Die Geschichte rund um den Formel-1-Einstieg der beiden Volkwagen-Marken Audi und Porsche zieht sich bereits seit Jahren hin. Die beiden Autohersteller sitzen seit langem am Tisch mit den Formel-1-Teams und der FIA wenn es um die Ausarbeitung des Reglements für die kommende Motoren-Generation geht, aber eine offizielle Bestätigung steht noch aus.

Seit Monaten ist bereits bekannt, dass Porsche aller Voraussicht nach Anteile bei Red Bull übernimmt und damit in die Königsklasse einsteigen soll. Im Mai unterstrich VW-Boss Herbert Diess die Absicht für einen Formel-1-Einstieg. Offizielle Mitteilungen sind aber immer noch ausständig. Am Mittwoch machte eine weitere Meldung die Runde.

Kartellbehörde in Marokko bestätigt Übernahme-Absicht

Kurioserweise handelte es sich bei dieser vermeintlichen offiziellen Bestätigung nicht um eine Aussendung der VW-Tochter oder des Formel-1-Teams, sondern um Meldungen marokkanischer Behörden, welche an die Öffentlichkeit gelangten. Wie die Kartellbehörde des nordafrikanischen Staates veröffentlichte, will Porsche große Anteile an Red Bull Technology übernehmen.

Red Bull Technology tritt offiziell als Konstrukteur der Boliden für Red Bull Racing auf. Ein großes Projekt, wie etwa der Zusammenschluss des Rennstalles und der deutschen Nobelmarke, unterliegen in zahlreichen Staaten der Kartellgesetze und deshalb muss ein möglicher Deal in einer Reihe von Staaten von der Kartellbehörde abgesegnet werden. Dazu kommt, dass in Marokko eine Veröffentlichungspflicht besteht und deshalb die Meldung auch an die Öffentlichkeit gelangte.

Konkret soll Porsche, wie bereits seit Monaten gemunkelt wird, 50 Prozent der Anteile an der Red Bull Technology Ltd (verantwortlich für das Design, Entwicklung und Herstellung der Formel-1-Autos, die von Red Bull Racing Ltd eingesetzt werden) übernehmen. Die Marke wird aber nicht nur als Anteilseigner bei den Bullen gehandelt, sondern soll in Zukunft auch das Motorenprojekt des Rennstalles aus Milton Keynes übernehmen. In dieser Hinsicht stellt das Marokko-Leak keine Änderung des derzeitigen Sachverhalts dar.

Was jedoch im Zuge der marokkanischen Bekanntmachung enthüllt wurde, ist, dass Porsche und die Red Bull GmbH in Österreich beabsichtigen, ein gemeinsames Joint-Venture zu gründen, das zumindest in den nächsten zehn Jahren Formel 1 Power Units für Red Bull Technology und damit die beiden F1-Teams von Red Bull (also inklusive AlphaTauri) entwickeln soll. Erst im vergangenen Jahr gründete Red Bull im Rahmen des Honda-Ausstiegs ein eigenes Unternehmen namens Red Bull Powertrains Ltd. Für dieses sicherte sich Red Bull das geistige Eigentum der Honda Power Units, um diese in den kommenden Jahren bis zum Beginn des neuen Motorenreglements in der Königsklasse ab 2026 selbst einsetzen zu können.

Keine News zu Audi-Einstieg in die Formel 1

Ein Grund, warum sich die offizielle Bekanntgabe von Porsche in der Formel 1 verzögern könnte, liegt bei der FIA. Die offizielle Bekanntgabe des Motorenreglements, das 2026 Einzug in die Königsklasse halten soll und welches mit einigen Kompromissen gegenüber den potenziellen Neueinsteigern verhandelt wurde (u.a. Cost Cap für Motorenhersteller, Wegfall der MGU-H), wurde erneut weiter verschoben.

Derzeit wird davon ausgegangen, dass das neue Reglement Anfang August verabschiedet wird. Zuvor war der Große Preis von Österreich als möglicher Termin für die offizielle Verlautbarung des Porsche-Einstiegs bei Red Bull gehandelt worden. Die Einspruchsfrist für berechtigte Parteien gegen die Gründung des Joint-Ventures von Porsche und Red Bull sowie die Übernahme der Anteile von Red Bull Technology endet passenderweise am 4. August.

Keine Neuigkeiten gibt es hingegen von der zweiten VW-Marke. Es steht nach wie vor in der Schwebe, ob und wo Audi die Formel-1-Bühne betritt. Interesse an einem F1-Einstieg der Ingolstädter besteht zwar nach wie vor, aber bislang gelang es dem bayrischen Autohersteller nicht, sich in ein bestehendes F1-Team einzukaufen. Als Favorit für ein Audi-Einsatzteam gilt derzeit Sauber, nachdem im November 2021 ein Bericht über eine Übernahme von McLaren vehement zurückgewiesen wurde.

Porsche & Red Bull: Neuer Hinweis auf Formel-1-Deal (13:29 Min.)

Redaktionskommentar: Nicht offiziell, aber ein weiterer Schritt

Motorsport-Magazin.com meint Porsche (und Audi) hat Interesse an einem Formel-1-Einstieg! Das ist nichts Neues. So viel wissen wir schon seit einiger Zeit. Offiziell bestätigt oder gar unterschrieben ist aufgrund der Bekanntmachung in Marokko aber auch weiterhin noch nichts. Keine Aussage von Porsche. Keine Aussage von Red Bull. Und vor allem keine Bestätigungen oder Abschlüsse.

Die aus den Dokumenten ersichtliche Absichtserklärung von Porsche, 50% an der Red Bull Technology Ltd zu übernehmen, ist jedoch ein weiterer Hinweis darauf, dass hinter den Kulissen alle rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen in Position gebracht werden, um den tatsächlichen Deal irgendwann (und hoffentlich bald) zu vollziehen. Bis dahin ist es aber eben nicht mehr als ein weiteres Teil des Puzzles.

Die größte Hürde scheint weiterhin das Motorenreglement für 2026 zu sein, das noch immer nicht final beschlossen und abgesegnet ist. In diesem Bereich könnte jedoch schon bald Bewegung kommen. Das muss es auch, denn die Zeit drängt. Die Entwicklung einer neuen Formel-1-Power-Unit ist zeitintensiv und teuer. Beide potenzielle Partner, sowohl Porsche als auch Red Bull Powertrains, betreten damit Neuland und haben deshalb eigentlich keine Zeit zu verschenken.

Die Tatsache, dass Porsche allem Anschein nach nicht nur als Motorenlieferant einsteigen möchte (um dann ein von Red Bull entwickeltes Triebwerk mit dem eigenen Namen zu versehen), sondern tatsächlich Anteile an Red Bull Technology und in weiterer Folge möglicherweise auch an Red Bull Racing übernimmt, zeigt, dass sie es mit ihrem F1-Engagement ernst meinen. Gleichzeitig ist es clever: Denn als reiner Motorenlieferant wird es selbst unter einem möglicherweise bald eingeführten Cost Cap schwer, Gewinne einzufahren. Als Teilhaber eines F1-Teams sähe das während der aktuellen Boom-Phase, in der Teams dank der Budgetobergrenze Gewinne abwerfen können, deutlich anders aus.