Mercedes hatte sich vor dem Großen Preis von Frankreich viel vorgenommen: Das Streckenlayout, glatter Asphalt und keine Unebenheiten sollten perfekt zum W13 passen und die sieglose Durststrecke beenden.
Gekommen ist es dann anders, mit einem Doppel-Podium für Lewis Hamilton und George Russell maximierte Mercedes zwar das Resultat, profitierte dabei aber von Problemen bei Ferrari. Mit dem Kampf an der Spitze hatte das Team aus Brackley nichts zu tun, zu groß der Rückstand auf Max Verstappen. Existieren noch so etwas wie klassische Mercedes-Strecken oder ist der Begriff wie die einstige Dominanz der Silberpfeile ein Relikt der Vergangenheit?
Hamilton und Russell chancenlos trotz Mercedes-Strecke
"Wir bringen ein nettes Update-Paket nach Paul Ricard. Eine Strecke die flüssig ist. Und dann, boom! Es ist keine Performance da. Wir können uns nicht erklären, was schiefgelaufen ist", meinte Toto Wolff zum großen Rückstand seiner Piloten schon nach dem Qualifying. Die Rennpace von Mercedes war besser, aber nicht gut genug. "In meiner 'das Glas ist halb leer' Ansicht haben wir noch viel Zeit aufzuholen!"
Mercedes hat in den letzten Jahren immer eine gewisse aerodynamische Philosophie beim Design des Autos verfolgt (so wie auch Red Bull). Gewisse Kurse im Rennkalender passen deshalb aufgrund ihrer Streckeneigenschaften besser zu einzelnen Teams. Auf diesen Strecken - wie etwa Sotschi für Mercedes oder Monaco für Red Bull - war das jeweilige Auto dann immer besonders stark. So wurde der Begriff der Red-Bull- oder Mercedes-Strecke geboren.
Frankreich: Ausnahme oder Präzedenzfall für Mercedes?
Silverstone weist alle Kennzeichen einer klaren Mercedes-Strecke auf: Sehr flach, wenig Bodenwellen und lange, schnelle Kurven. Seit 2014 Jahren hieß der Sieger in Großbritannien sieben Mal Mercedes (Lewis Hamilton). Auch 2022 zeigte der Brite eine sehr schnelle Pace und konnte vorne mit den Ferrari-Zeiten mithalten. Mit dem erhofften Rennsieg wurde es aber wie in Le Castellet nichts. Ähnliches Spiel in Barcelona: An einem guten Tag kann Mercedes das Tempo an der Spitze mitgehen. Vor allem im Rennen (und nach einer gewissen Anlaufphase zu Beginn eines Stints) scheint der W13 immer besser zu funktionieren, weniger hingegen auf einer schnellen Runde im Qualifying.
Nicht so in Frankreich. Trotz passenden Streckeneigenschaften konnten weder Hamilton noch Russell den lang erhofften Sieg einfahren. Der Abstand zu Sieger Max Verstappen war zwar am Sonntag kleiner als am Samstag, aber immer noch deutlich. Ein Sieg aus eigener Kraft? Keine Chance. Vor der Sommerpause wird noch in Ungarn gefahren, die enge, winklige Strecke mit hauptsächlich langsamen Passagen passt rein vom Layout überhaupt nicht zu Mercedes. Aber: "Budapest wird für uns richtig gut werden!", scherzte Toto Wolff nach dem Rennen. Und erklärt den Hungaroring zur Mercedes-Strecke.
Toto Wolff: Mit umgekehrter Psychologie in Ungarn zum Mercedes-Sieg
Am Circuit Paul Ricard sollte es theoretisch gut laufen, tat es aber nicht. "Vielleicht müssen wir jetzt so eine Art umgekehrtes Denken betreiben. Dann können wir auf einer Strecke, die nicht zu uns passt, gut sein!" meinte der Mercedes-Teamboss, nebenberuflich Scherzkeks. "Aber Spaß beiseite, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Wir sind mit der Erwartungshaltung hergekommen, um den Sieg mitkämpfen zu können."
"Und das haben wir nicht getan", führte Toto Wolff aus. "Also wissen wir nicht wirklich, was man von Budapest erwarten sollte!" Die Statistik der Vorjahre spricht klar für die Silberpfeile: Lewis Hamilton im Mercedes-Cockpit konnte hier bereits fünf Mal gewinnen. Im letzten Jahr verhinderte nicht der winklige Kurs, sondern eine falsche Entscheidung bei der Reifenwahl den sechsten Mercedes-Sieg auf dem Hungaroring. Gelingt Mercedes in Ungarn wie 2013 der erste Saisonsieg? Wie Toto Wolff mit seiner neuen Umdenk-Taktik sagen würde: "Budapest passt perfekt zu Mercedes!"
diese Formel 1 Nachricht