25.000 Euro Strafe, letzter Platz im Qualifying, Kollisionen in Sprint und Rennen und keine Punkte: Für Sebastian Vettel lief beim Großen Preis von Österreich absolut nichts nach Plan. Dazu wirkte der Aston-Martin-Pilot bei den TV-Interviews nach dem Rennen als musste er sein Auto nach der Kollision mit Pierre Gasly selbst reparieren. Kein fehlendes Mechaniker-Talent, sondern schwarzer Karbon-Bremsstaub sollen für das schmutzige Gesicht des Deutschen verantwortlich gewesen sein.

Formel 1 Fahrer durch Bremsstaub gefährdet?

Sebastian Vettel hat nicht nur vier Weltmeistertitel, sondern setzt sich auch gern für die Umwelt und andere gesellschaftspolitische Themen ein. Diesmal betrifft es aber nicht Bienen oder Ölsand in Kanada, sondern direkt ihn und seine 19 Formel-1-Kollegen. "Das Einatmen von Karbonstaub ist nicht gerade gesund. Ich hoffe, dass die FIA sich das sehr bald ansieht", meinte Vettel nach dem Rennen in Spielberg. "Denn es ist sinnlos und leicht zu ändern!"

Und das sei laut Vettel Aufgabe der FIA: "Das ist etwas, woran sie meiner Meinung nach arbeiten müssen." Verschiedene Vertreter der Medien hatten ihn bei den Interviews nach dem Rennen am Red-Bull-Ring auf sein Aussehen angesprochen. Das Gesicht des 35-Jährigen war deutlich schwarz verfärbt. Ebenfalls auffällig: Der Heppenheimer fasste sich des Öfteren an die (verschnupfte?) Nase. Nicht nur die FIA, auch die neuen Regelungen 2022 sieht Sebastian Vettel als Schuldige. "Durch das Design der Bremsbelüftungen in diesem Jahr bläst uns die Vorderachse den ganzen Bremsstaub ins Gesicht."

Neues Design der Formel-1-Autos Schuld?

2022 wurde unter anderem das Design der Bremsbelüftungen geändert. Um zu vermeiden, dass Adrian Newey und Co. aerodynamische Vorteile durch Outwash-Effekte erzielen, muss bei den neuen Formel-1-Boliden die Luft aus den Bremsschächten nach hinten abgeleitet werden. Ebenfalls soll so die Funktion der neuen Luftleitbleche an den Vorderrädern, die zusätzlich Dirty Air verringern, nicht gestört werden.

Ebenfalls neu 2022: Die Bremsen, Foto: LAT Images
Ebenfalls neu 2022: Die Bremsen, Foto: LAT Images

Um den Abtriebsverlust beim Hintereinanderfahren der Autos zu reduzieren, wird die Kühlluft (inklusive dem Bremsstaub) nicht mehr wie früher nach außen über das Rad abgeleitet. Stattdessen liegt die Entlüftung nun an der Innenseite des Rades, und die bläst direkt ins Cockpit der Formel-1-Piloten. Nachteil: Der Karbonstaub der Bremsen der Vorderachse findet so noch leichter den Weg in die Lungen der Rennfahrer.

Nach Fahrer-Kritik (nicht nur von Vettel) nahm sich die FIA dem Thema an. Es folgte eine Ankündigung einer Untersuchung der Probleme. Ebenfalls soll die Thematik bei der nächsten Sitzung der Formel-1-Sportkommission behandelt werden. Bei dieser sind nicht nur FIA-Vertreter, sondern auch Repräsentanten aller zehn Teams vor Ort. Agenda: Gemeinsam über Lösungen und eine mögliche Änderung des Designs der Bremsbelüftungen diskutieren.

Formel 1: Bremsstaub-Gate reloaded

Das Problem mit dem Bremsstaub ist in der Formel 1 kein Neues. Bereits 2019 beklagte sich Valtteri Bottas über auffällig schwarzen Staub beim Schnäuzen nach einem Rennwochenende. Ursache damals? Nicht das eigene Auto, sondern die anderen. "Der Staub, der von unseren eigenen Bremsen kommt, ist minimal. Es sind die Autos vor einem", so der Finne damals. Und zeigte sich ebenfalls beunruhigt über mögliche Spätfolgen: "Ich habe keine Ahnung, was das mit unserem Körper macht."

Die Langzeitfolgen von Bremsstaub auf die Gesundheit sind noch unbekannt, Foto: Sutton
Die Langzeitfolgen von Bremsstaub auf die Gesundheit sind noch unbekannt, Foto: Sutton

Möglicherweise zurecht. Denn: Bei einer Operation des früheren Formel-1-Piloten Mika Salo haben Ärzte in seiner Lunge größere Mengen an schwarzem Karbonstaub gefunden. Mit all den Sicherheitsverbesserungen in den letzten 30 Jahren wirkt die Gefährdung der Fahrer-Lungen wie ein Relikt aus alten Zeiten. Damit die Fahrer nach dem Rennen wieder wie frisch aus einem Rennauto, nicht wie nach einem Praktikum beim Schornsteinfeger aussehen.