"Ob er fahren will oder nicht, das ist seine Entscheidung", so Aston-Martin-Teamchef Mike Kracks Antwort auf die Frage, wie es denn nun mit Sebastian Vettel weitergehe. Der viermalige Weltmeister hat alleiniges Entscheidungsrecht über seine Zukunft. Ob er nächstes Jahr Vollzeit Bienenhotels baut oder doch noch ein Jahr Formel-1-Boliden fährt bleibt vorerst offen.

Aston Martin würde Sebastian Vettel gerne längerfristig an den britischen Traditionsrennstall binden. "Vettel ist unser Plan A", sagte Teamchef Mike Krack im Interview mit der Sport Bild selbstbewusst. Gerne nicht nur für die kommende Saison 2023, sondern längerfristig.

Ein zweiter Platz in Baku 2021 war bislang das höchste der Gefühle für Vettel bei Aston Martin, Foto: LAT Images
Ein zweiter Platz in Baku 2021 war bislang das höchste der Gefühle für Vettel bei Aston Martin, Foto: LAT Images

Vettel und Aston Martin: Plan A oder Plan V?

Ob Sebastian Vettel bei Aston Martins Plan A mitmacht oder doch seinen eigenen Plan V (Vettel) ausführt, wird sich in den kommenden Wochen oder Monaten zeigen. Allerdings darf sich der 34-Jährige nicht zu lange mit der Entscheidung Zeit lassen: "Wenn es sich zu lange hinzieht, dann geraten wir natürlich ab einem bestimmten Punkt in Schwierigkeiten", meint Krack. Die Silly-Season der Formel 1 befindet sich bereits im vollen Gange.

Derzeit sei Aston Martin aber beschäftigt, aktuellere, andere Probleme zu lösen. Der Luxemburger hat Vettel keine fixe Deadline zur Vertragsunterzeichnung gesetzt. Das Update in Barcelona sei der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen. "Ich würde Sebastian gerne einen weiteren Schritt präsentieren, und danach können wir miteinander reden. Vielleicht verspürt er dann noch etwas mehr den Wunsch, weiterzumachen", so der 50-Jährige.

Schlechter Start für Sebastian Vettel in die Formel-1-Saison 2022, Foto: LAT Images
Schlechter Start für Sebastian Vettel in die Formel-1-Saison 2022, Foto: LAT Images

Vettel bei Aston Martin: Schlecht gestartet, stark nachgelassen

Ursprünglich hatte Sebastian Vettel ja geplant, um Siege mitzufahren. Mit dem diesjährigen Aston Martin eher schwierig. Nach neun Rennen liegt die Ausbeute des britischen Luxusautoherstellers bei mageren 16 Punkten. In der Konstrukteurswertung liegt man auf dem achten Platz, nur einen Punkt vor Haas. Der Abstand zum davor platzierten AlphaTauri? Elf Zähler.

In der Fahrerwertung sieht es nicht unbedingt rosiger aus. Nachdem sich der Heppenheimer in den ersten zwei Grands Prix wegen einer Corona-Erkrankung durch seinen Landsmann Nico Hülkenberg vertreten lassen musste, startete seine Formel-1-Saison 2022 erst beim Australien GP. Vom Regen in die Traufe: ein Dreher bedeutet das Aus für Sebastian Vettel nach nur 22 Runden.

Darauf folgte ein achter Platz in Imola, einige punktlose Rennen und Ausfälle, ein zehnter Rang in Monaco und das bisher beste Saisonergebnis in Baku mit einem sechsten Platz. Macht insgesamt 13 Punkte für den einstigen Seriensieger Vettel.

In Kanada holte Vettel nach vielversprechendem Start ins Wochenende nur Platz 12, Foto: LAT Images
In Kanada holte Vettel nach vielversprechendem Start ins Wochenende nur Platz 12, Foto: LAT Images

Vettel: Nicht das, wofür ich hier bin

Die Ansprüche des Deutschen sind andere: "Mir geht es ums Gewinnen. Als Team - das ist kein Geheimnis - wollen wir ganz vorne sein. Aber wir sind jetzt ganz hinten", gab ein enttäuschter Vettel nach Imola zu. Unter dem Motto "We climb together" will das Team unter Boss Lawrence Stroll ganz nach oben und gab 2021 bekannt, in drei bis fünf Jahren Weltmeister werden zu wollen. Stand im zweiten Jahr: noch viel zu klettern.

Vor der Saison ließ Sebastian Vettel Spekulationen über seine weitere Karriere freien Lauf: "Die Zukunft wird davon abhängen, ob wir siegen können." Sofern Aston Martin in nächster Zeit nicht riesige Entwicklungssprünge beim AMR22 macht, scheint dies kurzfristig eher ein schwieriges Unterfangen zu sein.

Krack: Fakten statt Hoffnung

Die Lücke zu Red Bull und Ferrari sei zu groß, aber Teamchef Krack gibt sich optimistisch: "Der Abstand im Mittelfeld unter den Rennställen ist sehr gering, und wir arbeiten hart daran, weitere Schritte nach vorn zu machen."

"Es bringt ja nichts, Vertragsgespräche zu führen, deren Grundlage auf Hoffnung beruht. Wir müssen Fakten schaffen, und dann werden wir reden", sagte Krack. Das Team habe Kanada analysiert und bereite sich nun intensiv auf Silverstone vor. Nach zwei unglücklich-getimten Safety-Cars-Phasen war außer einem Punkt für Lance Stroll bei seinem Heimrennen nicht viel zu holen.

Sebastian Vettel selbst hält sich zurzeit bedeckt über eine mögliche Vertragsverlängerung bei Aston Martin. Wie auch zum Thema, ob er überhaupt noch in der Formel 1 mitfahren will. Einen Plan B, falls Plan A mit Sebastian Vettel schief geht, gibt es derzeit bei Aston Martin nicht. "Im Moment haben wir nur einen Plan A, keinen Plan B", legt sich Mike Krack fest. Plan B bei Aston Martin ist, dass Plan A funktioniert.