Seit dem Beginn der Formel-1-Saison hat Mercedes Probleme mit dem neuen Technischen Reglement. Bouncing und Porpoising bereiten dem W13 Schwierigkeiten. Das Formel-1-Team aus Brackley machte seit Wochen mobil gegen diese Auswüchse der neuen Fahrzeug-Generation. Das Argument der Silberpfeile: Die Boliden belasten durch ihre steife Abstimmung den Rücken der Fahrer zu sehr und sind sogar ein Sicherheitsrisiko.

Die FIA reagierte vor dem Rennwochenende in Kanada mit einer neuen technischen Direktive, laut welcher Teams, die zu viel Bouncing aufweisen, gezwungen werden, die Fahrzeughöhe anzupassen. Diese Direktive soll ab dem nächsten Rennen durchgesetzt werden. Im Rahmen des F1-Wochenendes in Kanada geriet am Samstag bei einem Teamboss-Meeting Toto Wolff mit Ferrari-Teamboss Mattia Binotto und Christian Horner aneinander.

Wolff: Teamchefs manipulieren Fahrer-Statements

Horner hatte vor einigen Tagen beklagt, dass eine Regeländerung während der laufenden Saison zugunsten der von Bouncing stark betroffenen Teams - allen voran Mercedes - ungerecht gegenüber all jene Team sei, welche den Regelumbruch am besten gemeistert haben. Horners Lösung: Autos mit zu viel Bouncing sollten einfach disqualifiziert werden.

Wolff wollte diese Aussage nicht auf sich sitzen lassen und konterte am Samstag. Der Österreicher glaubt, dass die derzeit tonangebenden Teams versuchen, die Lösungsfindung der FIA zu unterminieren. "Teamchefs versuchen, das was gesagt wurde, zu manipulieren, um ihren Wettbewerbsvorteil zu erhalten und spielen politische Spiele, während die FIA versucht eine schnelle Lösung zu finden", sagte er und führte als Argument ins Feld, dass sich Fahrer aus sämtlichen Teams über Schmerzen nach und Sichtprobleme während dem Formel-1-Rennen in Baku beklagt hätten.

Mercedes-Teamchef: Verhalten erbärmlich und unaufrichtig

"Es gibt Langzeit-Effekte, die wir noch gar nicht abschätzen können, es herrscht jederzeit ein Sicherheitsrisiko und in dieser Situation mit kleinen Manipulationen im Hintergrund, Stille-Post-Spielchen oder Briefings der Fahrer anzukommen, ist einfach nur erbärmlich", wetterte Wolff weiter.

Wolff bezeichnete das Verhalten der Konkurrenz-Teambosse als "unaufrichtig". "Ich denke, wir alle wollen nicht, dass die Autos so sind. Denn ich rede nicht nur über Mercedes. Alle Autos hatten in einer gewissen Form Probleme in Baku und haben sie noch immer", führte Wolff seine Argumentation aus.

Nicht nur ein Mercedes-Problem?

Die steife Fahrzeug-Abstimmung und das Bouncing-Problem seien demnach laut Wolff ein "gemeinsames Problem in der Formel 1". Der Wiener meinte: "Es ist ein fundamentaler Designfehler der Ground-Effect-Autos, der gelöst werden muss." Was der Anführer des Serienweltmeister-Teams dabei nicht erwähnt, ist das Ausmaß den diese Probleme in den jeweiligen Camps annehmen. Während Red Bull beispielsweise in Baku bestätigte, den Effekt leicht zu spüren, aber keine Performance-Einbußen vermeldete, hoppelte der Mercedes so stark wie selten zuvor über die Start-Ziel-Geraden.

Mit der neuen technischen Direktive, welche das Problem auf eine Art und Weise zu lösen versucht, die Mercedes potenziell schadet, kann sich Wolff nicht anfreunden. "Man kann das nicht einfach so lösen, indem man die Autos höher legt. Das löst das Problem der Steifheit und der inhärenten aerodynamischen Charakteristiken nicht", argumentiert er. Alle News zur Formel 1 heute in Kanada gibt es im Liveticker.