Lewis Hamilton quälte sich beim Formel-1-Rennen in Baku mit starken Rückenschmerzen auf die vierte Position und hatte nach dem Ende des Aserbaidschan-GPs Schwierigkeiten überhaupt sein Auto zu verlassen. Sebastian Vettel stellt sich nun auf die Seite des Mercedes-Piloten und fordert: Die FIA muss etwas unternehmen, um die Ursache dieser Probleme zu bekämpfen.

"Wir müssen eine Lösung finden", forderte der Heppenheimer bei einem Interview nach dem Rennen auf ServusTV. "Aus Sicht der FIA glaube, ich dass man da einschreiten muss, denn das kann ja nicht gut sein. Irgendwann knallt es richtig und dann steht jeder da und sagt: 'Wir haben ja schon vorher darüber gesprochen' ", beklagte sich der ehemalige Ferrari-Fahrer.

Vettel fordert FIA: Müssen mit Regeln reagieren

Für den Vorsitzenden der F1-Fahrergewerkschaft ist es keine annehmbare Lösung, die Verantwortung in dieser Thematik auf die Teams abzuwälzen. Vettel betont: "Man kann natürlich sagen, wenn das Auto so hüpft, dann ändert das Setup und es passt. Aber ich finde wir sollten da nicht uns in die Pflicht nehmen, sondern mit Regeln reagieren."

Dabei zählt der Vettels Aston Martin AMR22 gar nicht zu den Formel-1-Boliden, die am stärksten vom Bouncing betroffen sind. Vor allem am Mercedes, dem Ferrari und dem AlphaTauri zeigte sich dieser Effekt besonders stark. Pierre Gasly schlug in dieselbe Kerbe wie Vettel. "Am Ende des Tages kompromittiere ich meine Gesundheit für die Performance, denn ich bin ein Rennfahrer und versuche deshalb, immer das schnellstmögliche Auto zu haben", sagt der Franzose.

Pierre Gasly alarmiert: Werden mit 30 einen Gehstock haben

Er führte weiter aus: "Ich denke, die FIA sollte uns nicht in diese Ecke drängen, in der wir eine Entscheidung zwischen unserer Gesundheit und der Leistung treffen müssen. Das ist nicht sehr nachhaltig". Gasly betont, dass man den Motorsport-Weltverband bereits mit diesem Problem konfrontiert habe. "Wir haben sie darauf aufmerksam gemacht und versuchen eine Lösung zu finden, die uns davor bewahrt, dass wir mit 30 mit einem Gehstock enden", so der einmalige GP-Sieger.

Das Bouncing und die starke Belastung des Rückens aufgrund der sehr steifen Abstimmung der Formel-1-Boliden sind seit Saisonbeginn ein Thema. Ursprünglich ging man, nachdem das Aerodynamik-Problem bei den Testfahrten erstmals auftrat, davon aus, dass es innerhalb weniger Rennen lösbar ist. Doch beim Aserbaidschan-GP am vergangenen Wochenende in Baku war das Problem so stark präsent wie selten zuvor in der laufenden F1-Saison.

Auf der 2,2 Kilometer langen Vollgas-Passage zwischen Kurve 16 und Kurve 1 zeigte sich das Problem besonders deutlich. George Russell äußerte am Samstag Bedenken darüber, dass nicht nur die Gesundheit der Formel-1-Fahrer direkt gefährdet sei, sondern es auch ein allgemeines Sicherheitsproblem dadurch gibt, dass das Porpoising Unfälle verursachen könnte.

Drohen der Formel 1 in Zukunft Unfälle aufgrund von Bouncing?, Foto: LAT Images
Drohen der Formel 1 in Zukunft Unfälle aufgrund von Bouncing?, Foto: LAT Images

Die Sache gestaltet sich aber aus mehreren Blickwinkeln schwierig. Bei den Teams, die das Problem weitestgehend im Griff haben, stößt es auf Unverständnis warum sie ihren sportlich nach dem zu Saisonbeginn gültigen Reglement erarbeiteten Vorteil einfach aufgeben müssten, nur weil der Konkurrenz das nicht so gut gelungen sei. Red-Bull-Teamchef Christian Horner warf den Mercedes-Piloten vor, dass sie bewusst die Thematik schlimmer darstellen als sie sei.