Trotz seines letzten Startplatzes beim Formel-1-Rennen in Baku hatte sich Mick Schumacher noch große Hoffnungen für den Aserbaidschan-GP gemacht. "Baku ist eine Straßenrennstrecke und dementsprechend actionreich. Von daher können wir auch noch vom letzten Platz aus in die Punkte fahren", sagte der Haas-Pilot nach einem verwachsten Qualifying am Samstagabend.

Sechs Autos würden in Aserbaidschan im Schnitt die Zielflagge nicht sehen, vier müsse er dann eben noch selbst überholen. Mein Papa hat es früher auch schon geschafft von hinten aus zu starten und nach vorne zu fahren. Von daher gibt es keinen Grund, warum ich es nicht auch kann", sagte Schumacher. Am Sonntag die Ernüchterung: Nicht einer dieser Wunschprognosen trat tatsächlich ein.

Mick Schumacher: Pace war einfach nicht da

Nur fünf Ausfälle ereigneten sich in Baku, davon einer eine späte Aufgabe Lance Stroll, während Schumacher selbst nur eine Position gewinnen konnte. Gegen Nicholas Latifi, der sich wegen eines Teamvergehens in der Startaufstellung allerdings gleich zu Beginn mit einer zehnsekündigen Stop-&-Go-Strafe eine heftige Hypothek eingehandelt hatte. So reichte es für Schumacher in Baku nur zum 14. Platz mit 40 Sekunden Rückstand auf Yuki Tsunoda, der wegen eines gebrochenen Heckflügels durch einen langen Reparaturstopp viel Zeit verloren hatte. Das war sogar ein Rang schlechter als mit dem im Vorjahr noch völlig unterlegenen Haas.

"Es gab kein Safety Car oder rote Flagge und ich denke, ich hatte auf drei Safety Cars und mindestens eine rote Flagge gewettet, aber das ist nicht passiert", klagt Schumacher über zu viel Langeweile in Baku. Aus eigener Kraft habe man schlicht keine Chance gehabt. "Wir haben das Maximum abgeliefert - nur war die Pace einfach nicht da", gesteht Schumacher. "Das müssen wir ansehen." Noch dazu setzte Haas nicht gerade auf die beste Strategie. Auf harten Reifen antizyklisch gestartet, wechselte Schumacher unter dem frühen VSC in Runde neun auf Medium-Reifen. Weil diese nicht durchhielten, folgte später der Wechsel zurück auf Hard. Das kostete unter dem Strich mehr Zeit als Schumacher durch den zeitsparenden ersten Service gewonnen hatte.

Kevin Magnussen verliert mögliches Punkt-Ergebnis: Power Unit defekt

Eine weitere Erklärung hat Schumacher selbst parat. Sein Wasserleck am Freitag, das ihn das gesamte erste Training gekostet hatte. "Von Samstag an lief es dann alles etwas glatter, aber auf dieser Strecke mit nur einem Training das perfekte Setup fürs Qualifying zu finden, ist nicht einfach. Das hat alles schwieriger gemacht. Und dann die ganzen Qualifying-Zwischenfälle, die waren auch nicht mega", rechtfertigt Schumacher sein deutlich schlechteres Abschneiden gegenüber Teamkollege Kevin Magnussen.

Der Däne war in Baku zwar in Runde 31 ausgeschieden, allerdings völlig unverschuldet mit einem Problem an der Power Unit. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der von P16 gestartete Magnussen allerdings voll im Kampf um den letzten Punkt mit Esteban Ocon befunden. In einem recht sicheren Kampf, musste der Franzose zu diesem Zeitpunkt - anders als Magnussen - noch an die Box. Dasselbe galt für Daniel Ricciardo, nur 14 Sekunden weiter vorne. Hinzu kam der spätere Schaden am Auto Tsunodas. Im Idealfall hätte Magnussen - entsprechende Haltbarkeit der bereits nach neun Runden aufgezogenen harten Reifen vorausgesetzt - sogar einen achten Platz herausholen können.

Haas in der Abwärtsspirale? Magnussen-Pace als Gegenbeweis

Dementsprechend groß ist der Ärger beim Dänen. "Ich weiß nicht genau, was passiert. Ist. Ich habe Power verloren, aber ich weiß nicht, was kaputtgegangen ist", berichtet der Däne. Von einer Abwärtsspirale bei Haas will Magnussen angesichts seiner Pace allerdings nichts wissen. "Nein. Ich war in Monaco in einer Position, zu punkten, dann hatte ich ein Problem mit der Power Unit. Und heute wieder. Es sah so aus, als ob wir wieder mit dabei und in einer Position für Punkte wären", erklärt Magnussen. "Das ist enttäuschend, aber wegen der Performance mache ich mir deshalb keine Sorgen, mehr wegen der Zuverlässigkeit."

Genauso sieht das Günther Steiner. "Das ist nicht das, was wir heute wollten, aber gut ist, dass wir in einer guten Position waren als uns die PU-Probleme ereilt haben. Was genau das war, müssen wir aber erst noch herausfinden", sagt der Haas-Teamchef. "Sonst ist unser Auto ist gut genug, um in die Punkte zu kommen, wir müssen nur mal abliefern!"