Die FIA-Rennleitung der Formel 1 geriet in einem teils chaotischen Monaco-GP 2022 einmal mehr ins Fadenkreuz ihrer Kritiker. Eine Verzögerung des Rennstarts um über eine Stunde trotz anfangs nur leichtem Regen, keine stehenden Starts, sowie ein langes Warten mit dem Renn-Abbruch nach dem schweren Unfall von Mick Schumacher sorgte auch unter den Fahrern für einige Fragen.

Die FIA bemühte sich daher nach dem Rennen am späten Abend noch einmal mit kurzen Statements um Klarstellung. Es habe gute Gründe gegeben, warum diese Entscheidungen alle so getroffen wurden. Trotzdem hinterlässt das Management des Monaco-Wochenendes einige Fragen.

Monaco-Start unnötig verzögert? Fahrer zweifeln an

Losgegangen war es mit der Entscheidung der Rennleitung, das Rennen in Monaco nicht pünktlich um 15:00 Uhr zu starten. Knapp vor dem Beginn der Einführungsrunde war nämlich Regen gekommen - aber bloß Nieselregen, was weder für die TV-Zuseher noch für die Fahrer nach einem hinlänglichen Grund aussah, um den Start zu verzögern. Dennoch wurde zwei Mal, erst auf 15:09 Uhr und dann auf 15:16 Uhr verschoben. Als die Autos endlich in die Formationsrunde fuhren, war der Regen so stark geworden, dass Fahren wirklich nicht mehr möglich war.

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Der Prozess stößt bei vielen F1-Fahrern auf Unverständnis. "Jeder war zur vollen Stunde bereit", wundert sich George Russell. "Es war bereit für Intermediates, da hätten wir direkt losfahren können. Dann hätten wir zumindest ein paar Runden hinter uns gebracht. Als dann der Regen kam, hätte man es immer noch abbrechen können."

Von offizieller FIA-Seite gab es während der Unterbrechung ein kurzes Statement, wonach ein sich nähernder Wolkenbruch beobachtet wurde. Da am Wochenende noch keine einzige Runde im Nassen gefahren worden war, entschied die Rennleitung auf Sicherheit, schrieb Formationsrunden hinter dem Safety Car und einen Wechsel auf Regenreifen vor. Das verzögerte das Prozedere kurzfristig.

Monaco begann 2022 mit starkem Regen, Foto: LAT Images
Monaco begann 2022 mit starkem Regen, Foto: LAT Images

Das löste aber auch chaotische Minuten im Grid aus, als alle auf Regenreifen wechselten. "Das muss man kurz mal analysieren", fordert Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Hier ist auf dem Grid schon genug los, und es ist immer ein bisschen gefährlich, das Wetter vorausahnen zu wollen."

Für die Fahrer scheint genau das ebenfalls übertrieben. "Wir sind F1-Fahrer", zuckt Lewis Hamilton mit den Schultern. "Deshalb meinte ich, wir sollten fahren, als es nur ein bisschen genieselt hat." Er hofft auf eine Nachbesprechung im nächsten Fahrerbriefing. Pierre Gasly ergänzt: "Ich glaube nicht, dass sie unsere Fähigkeiten in Frage stellen sollen. Das ist unser Job. Wenn es schwierig wird, dann werden wir auch gefordert. Unsere Fähigkeiten werden gefordert. Das ist auch aufregend."

Stromausfall in Monaco bremst zweiten Renn-Start aus

Dass dann beim ersten Versuch um 15:16 Uhr im Starkregen abgebrochen wurde, ist hingegen für alle Fahrer die richtige Entscheidung. "Auf Platz 17 bin ich komplett blind gefahren", sagt Gasly. Sebastian Vettel stimmt dem zu, wenngleich Vettel die Pirelli-Regenreifen der Formel 1 danach hart kritisiert: "Ich weiß noch, als du bei solchen Bedingungen fahren konntest. Aber nicht mit diesen Reifen."

Nun stand die Formel 1 jedoch für fast eine ganze Stunde still, selbst als der Regen wieder nachließ. Diesmal war es nicht die Vorsicht. Ein Problem mit dem Stromnetz an der Strecke machte den Offiziellen zu schaffen. Unter anderem funktionierten der Posten des Starters und die Licht-Paneele an der Strecke nicht korrekt. So loszufahren war erst nicht möglich.

Keine stehenden Starts in Monaco

Losgefahren wurde danach fliegend. Genauso wie später, als es schon überwiegend trocken war, nach der zweiten roten Flagge für den schweren Unfall von Mick Schumacher erneut fliegend gestartet wurde. Der erste fliegende Start ist für die Fahrer die richtige Entscheidung, da war noch zu viel Wasser auf der Strecke. Am zweiten scheiden sich die Geister.

Lewis Hamilton glaubt, dass ein stehender Start kein Problem gewesen wäre. Max Verstappen widerspricht: "Es wäre nicht fair gewesen." Obwohl es bereits eine trockene Rennlinie gab, war es abseits dieser in den linken Startboxen nämlich noch feucht. "Daher war der fliegende Start eine gute Entscheidung." Dem stimmt die FIA später zu und ergänzt: Aufgrund der anhaltenden technischen Probleme mit dem Startsystem war man in Sorge, dass hier etwas schiefgehen könnte.

Abbruch für Schumacher-Crash zu spät?

Letzter Punkt auf der Liste der Kritiker waren die Reaktionen auf den schweren Unfall von Mick Schumacher. Erst reagierte die Rennleitung nur mit einem Virtuellen Safety Car, ehe sie nach einer Runde Wartezeit das Safety Car ausrief, und nach über drei Runden dann abbrach, als klar wurde, dass die Absperrung in der Schwimmbad-Schikane größerer Reparaturen bedurfte.

Die Schumacher-Bergung sorgte für Rot, Foto: LAT Images
Die Schumacher-Bergung sorgte für Rot, Foto: LAT Images

"Das hätte idealerweise sofort ein Safety Car sein sollen", beklagt Guanyu Zhou, Pierre Gasly stimmt zu. Die FIA erklärt später, man wollte mit dem VSC erst das Feld sicher neutralisieren, um dann das Safety Car am richtigen Ort rausschicken zu können. So wurde vermieden, dass das Safety Car Autos durchwinken musste, was den Bergeprozess verlängert hätte.

Nach anderen Problemen wie der ersten roten Flagge im Qualifying, oder der Konfusion um die erst nach einem Ferrari-Protest durchgeführten Untersuchungen gegen die beiden Red Bulls, die im Rennen die gelbe Linie an der Boxenausfahrt zu berühren schienen, gibt es aber für das nächste Fahrerbriefing Gesprächsbedarf.