Um 21:35 Uhr konnte Red Bull aufatmen: Die FIA-Stewards hatten beide Proteste von Ferrari abgeschmettert. Sergio Perez darf seinen Sieg beim Monaco GP 2022 behalten, Max Verstappen wird weiterhin als Dritter gewertet.

Ferrari hatte sich darüber beschwert, dass beide Red-Bull-Piloten bei ihrem jeweils zweiten Boxenstopp die Linie an der Boxenausfahrt überfahren hatten. So simpel der Sachverhalt im ersten Moment erscheinen mag, so kompliziert war der Freispruch am Ende.

"Es ist nichts gegen Red Bull, aber wir wollen Klarheit", erklärte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto den Protest. "Wir glauben, sie waren auf der Linie. Es gab vor ein paar Jahren eine Änderung in den Notizen des Rennleiters. Früher hieß es, dass man die Linie nicht überfahren darf. Inzwischen heißt es, dass man rechts von der Linie bleiben muss."

Perez-Freispruch eindeutig

Im Falle von Sergio Perez war die Sache etwas einfacher. Ferrari musste während der Anhörung selbst zugeben, dass die Reifen des Mexikaners die gelbe Linie der Boxenausfahrt zwar berührten, aber nie auch nur zum Teil links davon waren. Deshalb wurde der Protest gegen den Monaco-Sieger schnell abgeschmettert.

Bei Verstappen war es komplizierter. Der Weltmeister berührte mit seinen Pneus den Asphalt links neben der Markierung. Weil es Streit darüber gab, was genau der International Sporting Code mit 'Überfahren der Linie' meint, wurde der Sachverhalt in den Notizen des Rennleiters genauer definiert. Ein übliches Vorgehen bei Interpretationsfragen.

Rennleiter Eduardo Freitas, der in Monaco zum zweiten Mal im Einsatz war, schrieb in Artikel 11.1 seiner Notizen, dass die Piloten 'rechts der Boxenlinie' bleiben müssen. Diese Vorgabe war bei Verstappen nicht erfüllt. Und trotzdem darf der Niederländer Platz drei behalten.

Rennleiter begeht Regelbruch, nicht Verstappen

Die Argumentation der Stewards ist abenteuerlich. Sie sind der Meinung, dass die Notizen des Rennleiters dem International Sporting Code widersprechen. Rennleiter Eduardo Freitas erklärte, dass er den entsprechenden Punkt einfach aus dem Vorjahr von Michael Masi übernommen hatte. Allerdings hat sich seither der International Sporting Code geändert.

Im Jahr 2021 hieß es im International Sporting Code noch, dass 'die Linie am Boxenausgang von keinem Teil des Autos überfahren darf.' In der aktuellen Version heißt es hingegen, dass 'kein Reifen eines Autos die Linie am Boxenausgang überfahren darf.'

Die Kommissare sehen hier den Regelbruch beim Rennleiter. Alle Offiziellen müssen sich an den International Sporting Code halten, heißt es im Urteil. Genau das habe Freitas aber nicht gemacht, weil seine Event-Notizen dem neuen International Sporting Code widersprachen.