Während die Formel 1 gespannt auf das GP-Wochenende in Australien hin fiebert, meldet sich der ehemalige Haas-Pilot Nikita Mazepin zu Wort. Der Russe erhebt etwas mehr als einen Monat nach der Auflösung seines Fahrer-Vertrages in einem TV-Interview Anschuldigungen gegen die FIA und will für eine Formel-1-Rückkehr kämpfen.

Mazepin sieht sich in der Opferrolle und behauptet, dass der Motorsport-Weltverband genauso wie die meisten anderen internationalen Sportorganisationen eine Agenda gegen Russland vertrete. Sein Vorwurf: Russen würden aufgrund ihrer nationalen Herkunft im sportlichen Wettkampf diskriminiert.

Mazepins beklagt: Diskriminierung gegen Russen

"Wenn man sich die ganze Situation ansieht, ist es ein Fall von Cancel Culture, der generell gegen Athleten aus meinem Land gerichtet ist", beschwerte sich Mazepin im Gespräch mit der BBC. Ganz so einfach, wie Mazepin es darstellt, ist die Situation allerdings nicht. Denn aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gibt es zwar gesonderte Bestimmungen für Sportler aus Russland und Belarus, aber ein Teilnahme-Verbot gilt keineswegs.

Im Motorsport dürfen Russen unter neutraler Flagge grundsätzlich an sämtlichen Wettkämpfen teilnehmen. Sie müssen dazu nur einen Verhaltenskodex unterzeichnen. In diesem ist unter ein Bekenntnis zur Ablehnung der russischen Invasion in der Ukraine festgehalten. Formel-3-Pilot Aleksander Smolyar machte unter anderem von dieser Regelung Gebrauch und startet in der Nachwuchs-Serie unter neutralem Banner.

Mazepin kann dieses Schreiben aufgrund seines Hintergrunds aber unmöglich unterzeichnen. Denn sein Vater Dmitry Mazepin, der als Konzernchef des Düngemittel-Unternehmens Uralkali bis zu den F1-Testfahrten 2022 auch Hauptsponsor von Haas war, ist ein Vertrauter des russischen Präsidenten Vladimir Putin. Eine Ablehnung der kriegerischen Handlungen, die in der russischen Terminologie nur als "Sonderoperation" bezeichnet werden dürfen, käme somit einem Bruch der Mazepin-Familie mit dem russischen Regime gleich.

Formel-1-Rückkehr unrealistisch

Dennoch fügte der 22-fache Formel-1-Starter kämpferisch hinzu: "Ich stimme dem nicht zu, dass ich Teil der Sanktionen bin und wie ich bereits angekündigt habe, werde ich mich dagegen zur Wehr setzen." Die Aussicht auf einen Erfolg in diesem Kampf ist praktisch nicht existent. Denn auch ohne die Sportler-Sanktionen, wäre ein Formel-1-Cockpit nicht in Sicht. Der 23-Jährige kam nur als Paydriver durch das Uralkali-Sponsoring in die Königsklasse.

Kein Ukraine-Statement: Enormes Risiko etwas zu sagen

Angesprochen auf die Kriegsverbrechen gegen Zivilisten, welche der russischen Armee von zahlreichen internationalen Organisationen zur Last gelegt werden, wollte sich Mazepin nicht näher äußern. Aus menschlicher Sicht sei es "auf vielen Ebenen sehr schmerzhaft sich das anzusehen", so der letztjährige F1-Rookie vage.

Mehr ließ sich der Ex-Teamkollegen von Mick Schumacher aber nicht entlocken. "Ehrlich gesagt, sehe ich ein großes Risiko darin, überhaupt dazu etwas zu sagen. Denn ich kann niemals alle zufriedenstellen und deshalb werde ich öffentlich schweigen", sagte er.

Dazu muss erwähnt werden, dass sich Mazepin bei der Aufnahme des Video-Interviews in Moskau befand. In Russland gelten seit Kriegsbeginn rigide Gesetze, die sämtliche kritischen Aussagen zu den Aktivitäten des russischen Militärs in der Ukraine unter Strafe stellen. Das umschließt auch die Nutzung von Begriffen wie "Krieg" oder "Invasion" selbst. Bei einer Aussage, die gegen diese offizielle Staatsdoktrin verstößt, hätte Mazepin also eine Verhaftung riskiert.