Seit seinem Rauswurf bei Haas wurde es ruhig um Nikita Mazepin. Der ehemalige russische Formel-1-Pilot, der kurz nach dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine seinen Platz in der Königsklasse verlor, kann faktisch nicht an internationalen Rennevents an den Start gehen.

Allgemein dürfen russische Rennfahrer zwar an FIA-Veranstaltungen teilnehmen, falls sie ein entsprechendes Dokument unterzeichnen, aber aufgrund der engen Verstrickungen zwischen der Familie Mazepin und dem russischen Staatsapparat rund um Machthaber Vladimir Putin, ist das für Mazepin wohl keine Option.

Mazepin siegt im Rallye-Buggy

In den vergangenen Wochen lieferte Mazepin aber sein Comeback im Motorsport und zwar als Rallye-Pilot. Bei der ausschließlich in seinem Heimatland ausgefahrenen Seidenstraßen-Rallye (engl: Silk Way Rally) ging Mazepin in der T3-Klasse an den Start, in welcher Buggys zum Einsatz kommen.

Beim Zieleinlauf am Sonntag in Moskau konnte Mazepin nach fast 4463,73 gefahrenen Kilometern seine Klasse für sich entscheiden und in dem 14 Teilnehmer starken Feld den Sieg erringen. Mazepin sagte nach dem Zieleinlauf: "Es war eine tolle Erfahrung, die ich gerne wiederholen möchte. Zehn Tage Off-Road haben einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. Wir haben mit dem Team während der Rallye viel durchgemacht. Es war so intensiv, es fühlte sich an wie ein Monat auf der Straße".

"Es ist wichtig zu erwähnen, dass das nicht nur mein Erfolg ist, sondern auch ein Sieg des gesamten Teams, das jede Nacht enorme Arbeit am Auto geleistet hat", so Mazepin weiter. Doch langfristig will der 23-Jährige trotz dieses Erfolges nicht in den Rallye-Sport umsteigen, sondern wieder zurück in den Rundstreckenrennsport. "Ich habe besser verstanden, was eine Marathon-Rallye ist, aber ich gebe meine Karriere im Spitzenmotorsport nicht auf", gab er sich kämpferisch.

Die Route der Seidenstraßen-Rallye führte die Fahrer auf zehn Etappen ausgehend von Astrakhan an der Nordküste des Kaspischen Meeres am 7. Juli 2022 durch den Kaukasus, wo sie unter anderem Station in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny machte, weiter durch Südwestrussland und in der zweiten Hälfte der Rallye nach Norden durch Wolgograd bis nach Moskau.

Seidenstraßen-Rallye: 2022 nur in Russland

In der Vergangenheit war die Silk Way Rally Teil der Rallye-Raid-Weltmeisterschaft und führte neben Russland häufig auch durch die Mongolei, China oder Kasachstan. 2021 war etwa der Österreicher Mathias Walkner bei einer verkürzten Ausgabe der Marathon-Rallye erfolgreich, als aufgrund der Corona-Pandemie und eines lokalen Ausbruchs der Beulenpest in der Mongolei die Route verkürzt werden musste.

In der Vergangenheit trugen sich auch Dakar-Legenden wie Carlos Sainz Sr., Cyril Despres, Nasser Al-Attiyah oder Sam Sunderland in die Siegerlisten der Seidenstraßen-Rallye ein. Nikita Mazepin ist übrigens nicht der erste ehemalige Formel-1-Fahrer, der bei der Rallye erfolgreich war. Sportwagen-Ikone Jean Louis Schlesser, der 1988 am Italien-GP teilnahm, sicherte sich 2013 "auf der Seidenstraße" einen Klassensieg. Dieses Jahr musste das Starterfeld ohne internationale Fahrer auskommen und ging mit beinahe ausschließlich russischer Beteiligung über die Bühne.