Der Motorsport-Weltverband hat nach dem WMSC-Treffen am Dienstag die detaillierten Verhaltensvorschriften für russische Rennfahrer, Teams und Regelhüter veröffentlicht. Demnach sind von nun an offiziell alle Flaggen, Hymnen und andere nationale Symbole für russische und belarussische Motorsportler verboten.

In der Aussendung wird klargestellt: Fahrer, Teams und Offizielle aus Belarus und Russland, beziehungsweise mit einer Rennlizenz der jeweiligen Staaten, dürfen grundsätzlich an internationalen von der FIA sanktionierten Wettkämpfen teilnehmen. Allerdings nur unter neutraler Flagge und unter der Voraussetzung, dass sie die keine Unterstützung zu den beiden kriegsführenden Nationen kundtun.

Während die individuellen Personen weiterhin in ihren jeweiligen Funktionen an den Start gehen dürfen, gilt die Starterlaubnis nicht für Wettkämpfe, in denen nationale Auswahlen teilnehmen, wie beispielsweise die FIA Motorsport Games.

Fahrer unterzeichnen Verpflichtung

Die betroffenen Fahrer müssen eine Verpflichtung unterschreiben, dass sie die FIA-Vorgaben zur Kenntnis nehmen und einhalten. Falls ein Pilot dieses Dokument nicht unterzeichnet, darf er bis auf weiteres keine Wettkämpfe mehr bestreiten.

Auf der einen Seite dürfen die Fahrer nicht mehr als Repräsentanten von Russland oder Belarus auftreten und dürfen dementsprechend keine Symbole präsentieren, die sich auf ihre Nationalität bezieht. Flaggen, Wappen oder ähnliches sind also Tabu, genauso wie die Nationalhymne. Emblems der nationalen Automobil-Verbände sind ebenfalls nicht zugelassen.

FIA verurteilt russische Aggression

Ein weiterer bedeutender Punkte betrifft die Meinungsäußerung der Fahrer. Eine Parteiergreifung für die russische Seite ist dezidiert verboten, genauso wie eine, die der FIA-Linie in Bezug auf den Ukraine-Krieg grundlegend widerspricht.

Diese Linie wird folgendermaßen in den ersten Zeilen des Dokuments formuliert: "Die FIA verurteilt die russische Invasion in der Ukraine und die Unterstützung durch Belarus aufs Schärfste. Die Beschlüsse des WMSC sind Ausdruck des starken Engagements der FIA für die Solidarität mit dem ukrainischen Volk, dem Automobilverband der Ukraine und all jenen, die unter den Folgen des anhaltenden Konflikts leiden."

Konkret müssen die Fahrer folgendem Absatz zustimmen. "Ich werde keine Erklärungen oder Kommentare abgeben und keine Handlungen vornehmen, die den Interessen der FIA, eines Wettbewerbs und des Motorsports im Allgemeinen widersprechen. Insbesondere werde ich keine (direkte oder indirekte) Unterstützung für die Aktivitäten von Belarus und Russland in Bezug auf die Ukraine zum Ausdruck bringen."

Weitere Maßnahmen möglich

Alle FIA-Veranstaltungen in Russland und auch in Belarus sind bis auf weiteres ausgesetzt. Die Formel 1 sagte bereits am Freitag den Russland-GP in Sotschi ab, am gestrigen Donnerstag folgte eine komplette Vertragsauflösung mit dem Grand Prix. Der Kontrakt hatte noch eine Laufzeit bis 2025.

Als Strafe bei einer Zuwiderhandlung gegen diese Regularien wird mit Verweis auf den entsprechenden Paragraph im International Sporting Code mit einem Lizenzentzug gedroht. Der Motorsport-Weltverband behält sich zusätzlich zu diesen Maßnahmen allerdings noch das Recht vor, je nach der Entwicklung des Krieges in der Ukraine weitere Regelungen zu erlassen.

Obwohl die FIA die Teilnahme von Russen und Belarussen prinzipiell zulässt, könnten Starts aus logistischen Gründen schwierig werden. Denn wie sich der Krieg auf die Ausstellung von Einreisegenehmigungen vieler Staaten für russische Staatsbürger auswirken wird, ist noch unklar. Der britische Motorsport-Verband verbannte bereits russische Teams und Lizenzinhaber aus Großbritannien.