Ein frustrierendes Ende dreier Wochen fern der Heimat, heißt es in der Presseaussendung des Williams F1 Teams zum Großen Preis von Saudi-Arabien 2022. Verantwortlich dafür zeichnete im Rennen auf dem Jeddah Corniche Circuit insbesondere Nicholas Latifi, der sich nach seinem Crash im Qualifying bereits in Runde 14 gleich den nächsten groben Fahrfehler mit Unfallfolge leiste. Doch auch Alexander Albon sorgte für Kleinholz - und eine Gridstrafe als Hypothek für den nächsten Grand Prix in Australien.

"Ich weiß nicht genau, was da passiert ist. Ich schien einfach das Heck zu verlieren, wieder sehr unvorhersehbar", kommentiert ein mental sichtlich angeschlagener Latifi seinen Abflug in der letzten Kurve. Zuvor hatte der Kanadier schon im Qualifying - da in Kurve 13 - völlig unvermittelt seinen Williams-Boliden verloren und war hart in die Streckenbegrenzung eingeschlagen. Beide Unfälle überstand Latifi zumindest ohne physische Blessuren. Der FW44 nicht. Latifi: "Große Entschuldigung an das Team für die Schäden, die ich dieses Wochenende angerichtet habe."

Nicholas Latifi kommt ins Grübeln: Nicht, was ich selbst von mir erwarte

Psychisch kommt der Kanadier allerdings allmählich ins Grübeln. "Jetzt ist es mir zweimal passiert, dass ich es in die Mauer gestopft habe. Das ist nicht der Level, den ich von mir selbst erwarte", geißelt sich Latifi selbst. "Es ist knifflig ... Ich will das jetzt einfach nur vergessen und nach vorne schauen."

Gänzlich auf die eigene Kappe nimmt Latifi die Unfälle allerdings nicht. Der knifflig zu fahrende Williams FW44 sei durchaus mitverantwortlich. "Das Handling des Autos ist unvorhersehbar. Die Balance schwankt überall herum. Das ist gar kein Geheimnis", klagt der Kanadier. "Dennoch ist es als Fahrer noch immer mein Job, das Maximum daraus zu machen und damit zu fahren", gesteht Latifi.

Alex Albon bestätigt: Williams kniffliges Auto

Teamkollege Alexander Albon bestätigt die Schwächen des Williams-Pakets. "Ja, es ist knifflig", sagt der Brite auf Nachfrage. "Aber wenn es in seinem Fenster ist, dann kann man dieses Auto schon gut fahren. Und solche Momente hatte wir hier auch. Am Ende des Rennens waren wir sogar ziemlich schnell. Wir müssen das jetzt einfach konstanter hinbekommen", fordert Albon.

Die solide Pace gegen Rennende brachte Williams allerdings auch mit dem einzig verbliebenen Auto nicht viel: Im Kampf um Position elf übertrieb es Albon vier Runden vor Schluss mit einer Attacke auf Lance Stroll in Kurve eins. Der Brite verbremste sich auf der Innenseite und rauschte seitlich in den Aston Martin. Während Stroll sich, am Boxenfunk sofort wüst schimpfend, nur drehte, schied Albon mit einem Plattfuß aus und besiegelte einen Doppelausfall für die Truppe aus Grove.

Albon liefert 3. Williams-Unfall: Crash mit Stroll bringt Strafe für Melbourne

"Er hat sich hart verteidigt, aber das ist schon in Ordnung", kommentiert Albon die Szene mit leiser Kritik an Stroll. "Ich habe es einfach mal versucht, wir haben gerade ja zu kämpfen ..." Wegen der zahlreichen Ausfälle habe er allerdings eine Chance auf Punkte gewittert. "Zumindest habe ich das noch gehofft. Ich bereue da Manöver nicht wirklich, für mich war das einfach ein Rennzwischenfall."

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Die Stewards sahen das anders. Durch seinen Verbremser sei Albon gänzlich oder zumindest überwiegend für die Kollision mit Stroll verantwortlich, hieß es in ihrem Urteil. Das Strafmaß: Keine Zeitstrafe, da Albon ohnehin ausgeschieden war, sondern drei Positionen Strafversetzung für das kommende Rennen in Melbourne. Noch dazu setzte es zwei Strafpunkte auf die Superlizenz.

Frust bei Williams: Klar hinter den Hoffnungen

Somit reist Williams - derzeit ohnehin schon klar letzte Kraft - gleich mit der nächsten Hypothek nach Melbourne. Als wären die derzeitigen Probleme mit dem Auto nicht genug. "Es ist einfach frustrierend", klagt Latifi über die Gesamtsituation. "Wir haben nicht da begonnen, wo wir es uns erhofft hatten und ich habe sehr mit der Balance zu kämpfen. Es ist eine Sache keine Pace zu haben, weil insgesamt einfach Abtrieb fehlt. Aber es ist eine andere Sache, wenn die Balance völlig durcheinander ist." Und das sogar in völlig unbeirrter Solofahrt. "Ich bin da ja gegen niemanden gefahren, ich war ganz alleine für mich unterwegs und trotzdem war das Auto unfassbar schwer zu fahren."

Als einziges Team neben Aston Martin mit null Punkten rangiert Williams nach den ersten beiden Saisonrennen auf dem letzten Platz der Konstrukeurswertung.