Bei Mercedes brennt in Saudi-Arabien der Hut. "Völlig inakzeptabel, wo wir von der Performance sind", ärgert sich Teamchef Toto Wolff nach einem Qualifying, bei dem George Russell 0,663 Sekunden vor Lewis Hamilton lag, und dennoch nur den sechsten Platz schaffte, während Hamilton gar in Q1 verendete.

Mercedes wusste schon vor dem Start ins Qualifying: Das wird heute nichts. In ihrer Verzweiflung, Antworten für ein problematisches Auto zu finden, suchte das Team sein Heil in Abstimmungs-Experimenten. Erfolge brachten die zumindest am Samstag keine. Bei einem Fahrer war es schlecht, beim anderen desaströs.

"Wir haben mit den Setups experimentiert, um den Sweetspot des Autos zu finden, und auf Lewis' Seite waren wir etwas mutiger", sagt Wolff nach dem Qualifying. Während Hamilton gleich gar keinen Grip auf der Hinterachse bemängelte, klangen Russells Beschwerden altbekannt.

Russell kämpft auch in Saudi-Arabien mit Setup

Dabei waren die Unterschiede im Setup gar nicht so groß, wie es die 0,663 Sekunden in der Endabrechnung nahelegen. "Aber sie waren groß genug, um dramatische Konsequenzen nach sich zu ziehen", sagt Toto Wolff. "Deshalb ist dieses Auto so schwer abzustimmen. Wir hatten einen Flügel mit weniger Abtrieb, wir haben den Gurney runtergenommen, und es hat noch immer nicht gereicht, um mehr Luftwiderstand loszuwerden."

Lewis Hamilton führt George Russell im Qualifying um den Kurs, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton führt George Russell im Qualifying um den Kurs, Foto: LAT Images

Der Mercedes hat zu viel Abtrieb, aber sobald das Team auf der Suche nach mehr Topspeed beginnt, signifikante Mengen zu entfernen, ist die Balance beim Teufel. Russell bestätigt: "Das Auto ist wirklich auf Messers Schneide. Es ins richtige Fenster zu bekommen ist so schwierig."

Dahinter steckt mit dem Bouncing auf den Geraden noch immer das gleiche Grundproblem, bestätigt Russell: "Wir können nur fahren, wenn wir das Auto höherlegen, und ohne dem Ground Effect verlieren wir die ganze Rundenzeit." Ein höher gelegtes Auto bekommt aber nicht so viel Abtrieb vom Unterboden.

Daher fährt Mercedes mit viel Flügel, und verliert die Auto-Balance, sobald man Flügel wegnimmt. Vom Unterboden kommt wohl schlichtweg nicht ausreichend Abtrieb, um das Auto sachte trimmen zu können. Die Setup-Experimente von Jeddah scheinen für die Mülltonne, ärgert sich Russell: "Es hat ganz klar nicht funktioniert, das war ziemlich klar auf den Daten."

Mercedes-Probleme halten in Saudi-Arabien an

Schlimmer noch: Das Bouncing überstrahlt alles. "Wir können uns deshalb nicht auf andere Probleme konzentrieren", sagt Russell. "Ich kann mich nicht auf das Fahren konzentrieren. Die Reifen, das Balance-Feintuning, das Setup, das können wir alles nicht wirklich machen, weil der ganze Fokus auf der Problemlösung liegt." Seine letzte Q3-Runde war in Saudi-Arabien wieder fehlerbehaftet, und mit 0,904 Sekunden Rückstand auf die Pole musste er sich sogar hinter dem Alpine von Esteban Ocon einreihen.

"Wir haben viele Teile des Autos, die nicht funktionieren", summiert Toto Wolff. "Die wir nicht verstehen. Die nicht gut genug performen." Für das Rennen sieht Russell von Platz sechs kommend wieder schwarz: "Wir müssen das Ergebnis maximieren. Platz fünf ist unser angestammter Platz, wir sind so weit weg."