Max Verstappen hat sich im Qualifying zum Großen Preis von Saudi-Arabien 2022 eine seltene teaminterne Niederlage eingefangen. Mehr als eine Viertelsekunde fehlte dem amtierenden Formel-1-Weltmeister im Zeittraining in Jeddah auf die erste Karriere-Pole seines Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez. Das reichte im Gesamtergebnis nur zum vierten Platz in der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag. Auch den Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz musste Verstappen den Vortritt lassen. Die Gründe für den ungewohnten Durchhänger geben dem Niederländer Rätsel auf.

"Q1 und Q2 waren sehr gut. Selbst meine letzte Runde nach der langen roten Flagge [ausgelöst durch einen heftigen Unfall Mick Schumachers] - da bin ich auf einem alten Satz rausgefahren und damit sah es sehr gut aus. Da fühlte ich mich bereit für Q3", berichtet der 24-Jährige. Im alles entscheidenden Finale ging dann allerdings unvermittelt nichts mehr. "Auf dem ersten Reifensatz hatte ich keinen Grip. Es fühlte sich an, als würde ich auf einem ganz anderen Reifen fahren", schildert Verstappen, völlig verwirrt. Zuvor hatte sich der Red-Bull-Fahrer schon am Boxenfunk über seine Machtlosigkeit mit dem ersten Reifensatz aufgeregt.

Formel 1 Saudi-Arabien: Verstappen mit "sehr seltsamem" Reifensatz

"In jeder Kurve habe ich eine oder zwei Zehntel verloren, obwohl ich alles ganz genauso vorbereitet habe wie immer und alles. Ich verstehe wirklich nicht, was da schiefging", grübelt Verstappen. So lag der Niederländer nach den ersten Runs im Q3 sogar nur auf P8. Normalerweise hätte wegen der langen Pause alles schneller werden müssen, so Verstappen. Das wurde es auch. Für die Konkurrenz, doch nicht für Verstappen. "Für mich fühlte es sich an, als sei es sogar langsamer geworden. Das ist sehr seltsam", rätselt der Formel-1-Champion.

Kurios: Verstappens Run war derart schlecht, dass er sogar hinter seinem eignen Delta aus dem Q1 zurückblieb. "Das hatte ich noch im Q3, weil ich es zuvor nie verbessert hatte", berichtet Verstappen. Tatsächlich: Im Q2 fuhr der Niederländer minimal langsamer als im Q1. "Aber selbst darauf habe ich Zeit verloren. Das ist wirklich ziemlich seltsam. Das müssen wir jetzt anschauen"

Saudi-Arabien: Verstappen hofft im Rennen auf starken Red-Bull-Topspeed

Der zweite Satz sei dann etwas besser gewesen. "Aber immer noch schlecht", poltert Verstappen. "Das Gefühl war nicht da und auch kein Vertrauen mehr für eine schnelle Runde." Immerhin: Platz vier sei nun auch nicht das Ende der Welt. "Und mit Checo auf P1 haben wir ja das Potential des Autos gesehen. Für morgen sollten wir gut aussehen", meint Verstappen. "Und einen guten Topspeed haben wir auch, den sollten wir morgen hoffentlich nutzen können." Wie schon im Training führten die beiden Red Bull die Topspeed-Wertung auch im Qualifying gemeinsam an.

Gemeinsam mit Perez soll Verstappen so im Rennen der Konter gelingen. Wenn Verstappen den Mexikaner denn überhaupt bezwingen kann. "Der war das ganze Wochenende knapp dran und immer gut", lobt Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com. Schon in Bahrain sei Perez auf einem Stint schneller unterwegs gewesen als Verstappen. "Erfreulich, dass wir jetzt zwei Fahrer auf ähnlichem Niveau haben!"

Max Verstappen: Waren zwei Aufwärmrunden ein Fehler?

Was Perez im Qualifying genau besser machte? Am Setup habe es nicht gelegen, so Marko. "Die sind nahezu identisch", sagt der Motorsportchef der Bullen. "Es ist einfach so, dass der Perez eine andere Taktik gewählt hat. Der ist auf die erste Runde gegangen und Max hat eine [zweite] Aufwärmrunde eingelegt - oder Aufbaurunde, wie es so schön heißt", meint Marko. "Aber er ist nie in den Rhythmus gekommen und einfach nicht den Grip gehabt, den er phasenweise in den Trainingssitzungen hatte."

Wurde Verstappen also diese andere Herangehensweise zum Verhängnis? Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com streitet Verstappen das deutlich ab. "Ich habe mich schon im zweiten Training dazu entschlossen und in Q1 und Q2 lief es ja auch sehr gut so", verteidigt sich der Weltmeister. "Es ist einfach nur das Q3 gewesen, in dem plötzlich einfach gar nichts mehr geklappt hat!" Zwei Aufwärmrunden hätten sich für ihn schon das ganze Wochenende schlicht besser angefühlt.